Das Oberhaupt der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche reagierte am Samstagabend auf den Aufruf von Papst Franziskus an die Ukraine, den „Mut zur weißen Fahne“ zu zeigen und Friedensverhandlungen mit Russland aufzunehmen. Bei einem Besuch in New York sagte Swjatoslaw Schewtschuk, er sei von der Fähigkeit der Ukrainer überzeugt, der russischen Aggression zu widerstehen, und dass eine Kapitulation keine Option sei.

„Ich möchte Ihnen im Namen des ukrainischen Volkes eines sagen: Die Ukraine ist verwundet, aber nicht besiegt. Die Ukraine ist erschöpft, aber sie steht noch und wird durchhalten“, sagte der Großerzbischof von Kiew-Galizien laut einer Abschrift, die auf der Website der Kirche veröffentlicht wurde. „Glauben Sie mir, niemand denkt auch nur daran, aufzugeben [...] denn wir wissen, dass, wenn die Ukraine, Gott bewahre, auch nur teilweise erobert würde, sich die Todeslinie ausbreiten würde“, so Schewtschuk ohne den Papst namentlich zu erwähnen.

Der Papst hatte in einem Interview mit Blick auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine „Mut zu Verhandlungen“ gefordert. Er sei der Ansicht, dass derjenige Stärke zeige, „der die Situation erkennt, der an das Volk denkt, der den Mut hat, die weiße Fahne zu hissen und zu verhandeln“, sagte der Papst weiter, offensichtlich allein an die Ukraine gewandt. Ein Vatikan-Sprecher versuchte später, die Äußerungen etwas zu relativieren. Er sprach von einem generellen Aufruf zu einer „diplomatischen Lösung“. Seine Äußerungen sind auf Entsetzen und scharfe Kritik gestoßen.

In der Ukraine wurde der Begriff der „weißen Fahne“, den der Papst gebrauchte, als Aufforderung zur Kapitulation verstanden und löste erboste Reaktionen aus. „Es erscheint merkwürdig, dass der Papst nicht zur Verteidigung der Ukraine aufruft, nicht Russland als Aggressor verurteilt, der Zehntausende Menschen tötet“, schrieb der frühere Abgeordnete und Vizeinnenminister Anton Heraschtschenko im Netzwerk X (früher Twitter). Der ehemalige ukrainische Botschafter in Österreich, Olexander Scherba, nannte den Papst mit einem Bibelwort einen „Kleingläubigen“. Offizielle Kiewer Stellen äußerten sich nicht.

Die Ukraine lehnt Verhandlungen ab, solange Russland die besetzten Gebiete nicht wieder freigibt. Schon aus früheren Papstäußerungen haben die Ukrainer das Gefühl, dass Franziskus mehr Verständnis für Russland aufbringt als für ihr angegriffenes Land. (mit AFP, dpa)

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QOSHE - Ukrainische Kirche reagiert auf Äußerungen von Papst Franziskus - Katerina Alexandridi
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Ukrainische Kirche reagiert auf Äußerungen von Papst Franziskus

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10.03.2024

Das Oberhaupt der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche reagierte am Samstagabend auf den Aufruf von Papst Franziskus an die Ukraine, den „Mut zur weißen Fahne“ zu zeigen und Friedensverhandlungen mit Russland aufzunehmen. Bei einem Besuch in New York sagte Swjatoslaw Schewtschuk, er sei von der Fähigkeit der Ukrainer überzeugt, der russischen Aggression zu widerstehen, und dass eine Kapitulation keine Option sei.

„Ich möchte Ihnen im Namen des ukrainischen Volkes eines sagen: Die Ukraine ist verwundet, aber nicht besiegt. Die Ukraine ist erschöpft, aber sie steht noch und wird durchhalten“, sagte der........

© Berliner Zeitung


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