Am Donnerstagnachmittag wurde der Grundstein des zukünftigen Aquariums an der Rummelsburger Bucht gelegt. In zwei Jahren soll man hier statt Baustellenfahrzeugen Fische und Korallen bestaunen können. Welche Fische es am Ende genau sind, werde aber erst kurz vor Bezug des Aquariums entschieden. An dem gesamten Vorhaben gibt es weiterhin Kritik.

Das Unternehmen Coral World International, das weltweit fünf weitere Aquarien betreibt, hätte nach ursprünglicher Planung das Projekt Ocean Berlin im Juni 2024 fertigstellen sollen. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung erteilte Coral World eine umstrittene Fristverlängerung bis zum 17. April 2026. Auch hatte Coral World auf Fördergelder für das Projekt gehofft, diese hatte die Investitionsbank Berlin nach Prüfung der Bilanzen jedoch zum Ende des vergangenen Jahres abgelehnt und stattdessen Coral World Berlin als „Unternehmen in Schwierigkeiten“ eingestuft.

Umstritten war außerdem die Baugenehmigung für ein Hotel mit 169 Doppelzimmern und 106 Parkplätzen, das auf den sieben Etagen zwischen Aquarien im Erd- und Dachgeschoss betrieben werden soll. Nach aktuellem Stand soll das fertiggestellte Aquarium mehrere Becken von insgesamt etwa 10 Millionen Liter umfassen, das größte soll ein Volumen von über 7 Millionen Litern haben. Außerdem wird mit einem 360 -Grad-3D-Kino geworben; allerdings ist auch direkt an der Rummelsburger Bucht ein öffentlich zugänglicher Park mit Spielplatz geplant. Unterschiedliche Initiativen hatten über mehrere Jahre gefordert, dass die Rummelsburger Bucht für gemeingesellschaftliche Zwecke genutzt und bebaut werden solle.

Die Lichtenberger Bezirksstadträtin der Bereiche Bauen und Stadtentwicklung, Camilla Schuler (Die Linke), auf die auch das Büro des Lichtenberger Bürgermeisters Martin Schaefer (CDU) verwies, erklärte der Berliner Zeitung, sie stehe dem Bauvorhaben „grundsätzlich extrem kritisch gegenüber“. Schuler sagte: „Ich hätte mir mehr Freiflächen für Menschen gewünscht.“ Abgesehen vom Tourismus sehe sie in dem Projekt „keinen Mehrwert für den Bezirk“, auch hätte sie sich umfangreichere Prüfungen von Ocean Berlin sowie der umliegenden Bauvorhaben in der Rummelsburger Bucht gewünscht.

gestern

•gestern

23.04.2024

Coral World selbst lobt das Aquarium als Projekt gegen die kaum wahrgenommene Umweltzerstörung der „Unterwasserwelt“. Diese werde vernachlässigt, da sie für die meisten von uns „weit entfernt, unzugänglich und fremd“ sei. „Ihr Sterben vollzieht sich leise“, heißt es. Coral World erklärt, man habe es sich zur Aufgabe gemacht, „Menschen für den Meeresschutz zu gewinnen, Empathie für das Leben in der Tiefsee zu wecken – und unsere Gesellschaft durch Aufklärung zum Handeln zu bewegen“.

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Anderer Meinung ist Tanja Breining, die als Fachreferentin für Wassertiere bei Peta Deutschland mit einer Petition versucht hatte, das Bauvorhaben zu verhindern. Sie nennt Ocean Berlin ein „unglaublich unsoziales Projekt“. Die Meeresbiologin hält ein artgerechtes Leben in Aquarien für unmöglich, unabhängig von Größe und Modernität der Becken – von den Besuchern unbemerkt, müssten in Aquarien gestorbene Tiere kontinuierlich ausgetauscht werden. Breining sagte: „Es ist eine immense Energieverschwendung und in Zeiten von Klimaschutz und Wasserknappheit in Berlin ein altmodisches, obsoletes, provokantes Vorhaben.“ Auch mit Blick auf den geplatzten AquaDom, an dessen Stelle nun ein Baum steht, sagte sie: „Es ist komplett unverständlich, wie man dieses Risiko erneut eingehen kann.“

Coral World betont indes die Unterschiede zwischen den zwei Projekten: „Unsere Becken sind nicht aus Acryl, sondern eine massive Konstruktion auf Betonbasis.“ Auch diene das Aquarium nicht als „Dekoration für einen Hotelbetrieb“, sondern es sei zwar im selben Gebäude wie das Hotel, jedoch klar von diesem getrennt.

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Trotz massiver Kritik: Bauarbeiten für Aquarium an der Rummelsburger Bucht beginnen

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25.04.2024

Am Donnerstagnachmittag wurde der Grundstein des zukünftigen Aquariums an der Rummelsburger Bucht gelegt. In zwei Jahren soll man hier statt Baustellenfahrzeugen Fische und Korallen bestaunen können. Welche Fische es am Ende genau sind, werde aber erst kurz vor Bezug des Aquariums entschieden. An dem gesamten Vorhaben gibt es weiterhin Kritik.

Das Unternehmen Coral World International, das weltweit fünf weitere Aquarien betreibt, hätte nach ursprünglicher Planung das Projekt Ocean Berlin im Juni 2024 fertigstellen sollen. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung erteilte Coral World eine umstrittene Fristverlängerung bis zum 17. April 2026. Auch hatte Coral World auf Fördergelder für das Projekt gehofft, diese hatte die Investitionsbank Berlin nach Prüfung der Bilanzen jedoch zum Ende des vergangenen Jahres abgelehnt und stattdessen Coral World Berlin als „Unternehmen in Schwierigkeiten“ eingestuft.

Umstritten war außerdem die Baugenehmigung für ein Hotel mit 169 Doppelzimmern und 106........

© Berliner Zeitung


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