China und die Türkei haben in den ersten Jahren des Ukrainekrieges die westlichen Sanktionen gegen Russland voll ausgenutzt, um die Lücken auf dem russischen Markt zu füllen. Ihre Exporte nach Russland brachen alle Rekorde, genauso wie die Wiederausfuhr von sanktionierten Waren aus anderen Ländern.

Jetzt kühlt sich ihre Handelsbegeisterung spürbar ab, seitdem die USA russischen Handelspartnern und Banken mit Sekundärsanktionen drohen. Nach Angaben der russischen Zentralbank gingen die Gesamtimporte Russlands im ersten Quartal dieses Jahres um 18 Prozent zurück. Die russischen Importe aus der Türkei sollen dabei laut türkischen Handelsdaten um ein Drittel auf 2,1 Milliarden US-Dollar zurückgegangen sein. Auch chinesische Exporte nach Russland gingen im März um 16 Prozent zurück – zum ersten Mal seit Mitte 2022.

Chinas Großbanken zögern aus Angst vor Sanktionen seitens der USA die Zahlungen für die Ware hinaus. Die Zeitspanne für die Überweisungen habe sich deswegen von einigen Tagen auf mehrere Monate verlängert, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters einen Gerätehersteller in Südchina unter dem Namen Wang. „Es ist einfach unmöglich, über die offiziellen Kanäle Geschäfte zu machen“, sagte Wang dazu. Der chinesische Unternehmer sieht sich gezwungen, unorthodoxe Zahlungskanäle zu nutzen oder sein Geschäft einzuschränken.

Ein Vertreter einer großen chinesischen Staatsbank kommentierte, man habe die Prüfung von russischen Handelspartnern verschärft, um das Risiko von Sanktionen abzuwenden. „Der Hauptgrund besteht darin, unnötigen Ärger zu vermeiden“, heißt es. Transaktionen zwischen China und Russland würden nun zunehmend über Untergrundkanäle ablaufen, sagte seinerseits der Leiter einer Handelsorganisation, die chinesische Unternehmen mit Russland-Interesse vertritt. „Aber diese Methoden bergen erhebliche Risiken.“

30.04.2024

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Der amerikanische Außenminister Antony Blinken drohte zuletzt den chinesischen Unternehmen bei einem Besuch in China mit Sanktionen. Auch die Abkoppelung der Banken vom weltweiten Finanzsystem wird nach Angaben des Wall Street Journal in Betracht gezogen, sollten sie weiterhin unter Verdacht stehen, den russischen militärisch-industriellen Komplex zu unterstützen.

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In der Türkei erwartet der Verband der Maschinenexporteure nach einem Rekordjahr 2023 einen anhaltenden Rückgang der Exporte nach Russland bis zum Ende dieses Jahres. Die westlichen Sanktionslisten seien „unklar“ und „weiten sich schnell aus“, vor allem bei Artikeln mit potenziellem militärischem Nutzen, sagte der Verbandschef Kutlu Karavelioglu laut Bloomberg. „Angesichts des zunehmenden Drucks auf das Bankensystem und die Lieferketten scheint es keinem ernsthaften Maschinenhersteller mehr möglich zu sein, sein bisheriges Interesse an Russland zu bewahren“, so Karavelioglu.

Chinesische Banken sind zwar größer als türkische und könnten dem Druck der USA besser standhalten. Russische Unternehmen wickeln jetzt nach Informationen der Berliner Zeitung mehr Zahlungen nach China über Nachbarländer oder regionale chinesische Banken ab, die sich längst vom US-Dollar abgekoppelt haben.

Zahlungen über Vermittler verteuern allerdings die Importe, und russische Verbraucher beziehungsweise der russische Staat zahlen dafür. Auch einige türkische Banken sind mit der Umleitung von Transaktionen über Zwischenhändler vertraut. Es bleibt daher unklar, inwiefern die bilateralen Geschäfte in den Schattenhandel übergegangen sind. Fakt ist aber, dass viele russische Handelspartner sich inzwischen umorientieren müssen.

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QOSHE - China und Türkei drosseln Russland-Exporte drastisch: „Unmöglich, Geschäfte zu machen“ - Liudmila Kotlyarova
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China und Türkei drosseln Russland-Exporte drastisch: „Unmöglich, Geschäfte zu machen“

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03.05.2024

China und die Türkei haben in den ersten Jahren des Ukrainekrieges die westlichen Sanktionen gegen Russland voll ausgenutzt, um die Lücken auf dem russischen Markt zu füllen. Ihre Exporte nach Russland brachen alle Rekorde, genauso wie die Wiederausfuhr von sanktionierten Waren aus anderen Ländern.

Jetzt kühlt sich ihre Handelsbegeisterung spürbar ab, seitdem die USA russischen Handelspartnern und Banken mit Sekundärsanktionen drohen. Nach Angaben der russischen Zentralbank gingen die Gesamtimporte Russlands im ersten Quartal dieses Jahres um 18 Prozent zurück. Die russischen Importe aus der Türkei sollen dabei laut türkischen Handelsdaten um ein Drittel auf 2,1 Milliarden US-Dollar zurückgegangen sein. Auch chinesische Exporte nach Russland gingen im März um 16 Prozent zurück – zum ersten Mal seit Mitte 2022.

Chinas Großbanken zögern aus Angst vor Sanktionen seitens der USA die Zahlungen für die Ware hinaus.........

© Berliner Zeitung


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