Es sind nicht nur die USA, deren Rüstungsindustrie gerade einen Auftragsboom für Waffen und Munition erlebt. Und es sind nicht nur die Chinesen, die eifrig Lücken auf dem russischen Markt füllen.

Auch Kasachstan profitiert inzwischen von den Folgen des russischen Angriffes auf die Ukraine – von den westlichen Sanktionen gegen Russland, der Neuorientierung des Handels.

Seit dem Ölembargo der EU gegen Russland liefern die Kasachen Rohöl nach Schwedt, und zwar über die Druschba-Pipeline, die durch Russland führt. Nach der Vereinbarung zwischen der kasachischen Kaztransoil und dem russischen Betreiber der Pipeline Transneft beträgt das Liefervolumen von Kasachstan nach Deutschland für 2024 rund 1,2 Millionen Tonnen.

Jetzt haben die deutschen Abnehmer das Interesse an einer Erhöhung der Öllieferungen auf zwei Millionen Tonnen im Jahr 2024 signalisiert, teilte der Energieminister der Republik, Almassadam Satkaliyev, vor Journalisten mit. Mehrere kasachische Zeitungen berichten darüber.

„Wir haben derzeit eine Anfrage von deutschen Unternehmen, die Menge auf zwei Millionen Tonnen zu erhöhen. Wir haben bereits erste Beratungen mit unseren Kollegen über die Möglichkeit der Umsetzung eines solchen Volumens in diesem Jahr begonnen“, sagte Satkaliyev in Astana. Die Berliner Zeitung hat die PCK-Raffinerie in Schwedt um ein Statement gebeten. Eine Antwort steht noch aus. Nach Angaben des kasachischen Ministeriums wurde im Jahr 2023 rund eine Million Tonnen kasachisches Öl über die Druschba-Ölpipeline nach Deutschland exportiert. Auch Russland verdient durch Transitgebühren mit.

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Es ist aber nur ein Teil der Geschichte. Denn seitdem der russische Gasriese Gazprom nach einem Ersatzmarkt für die gestoppten Gaslieferungen nach Deutschland sucht, lässt sich Kasachstan im Gegenzug auch russisches Pipeline-Gas relativ günstig liefern. Der Transit russischen Gases durch Kasachstan solle ab 2026 von drei Milliarden Kubikmetern im Jahr 2023 auf elf Milliarden Kubikmeter fast vervierfacht werden, sagte Satkaliyev.

Seit Ende 2022 führt Russland Gespräche mit Kasachstan und Usbekistan über eine Gasunion unter anderem für den Gastransit in Drittländer, darunter nach China. Im Oktober begann Gazprom mit der Lieferung von Gas nach Usbekistan im Transit durch Kasachstan und erklärte sich bereit, über einen Zeitraum von zwei Jahren 2,8 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr zu exportieren.

Bisher bleiben die Länder Zentralasiens die einzige Neuausrichtung für Gazprom. Nach Angaben der russischen Zeitung Kommersant kaufte Usbekistan im Jahr 2023 russisches Gas für nur 160 US-Dollar pro 1000 Kubikmeter im Durchschnitt, was viel niedriger ist als der Verkaufspreis in die Türkei oder nach China. Auch die Kasachen dürften von einem ähnlich niedrigen Preis profitieren.

Dazu muss erwähnt werden, dass selbst die Steigerung der Lieferungen auf zwei Millionen Tonnen Öl pro Jahr via Schwedt nur einen geringen Anteil der gesamten deutschen Ölimporte ausmachen würde. 2023 importierten deutsche Raffinerien rund 72,6 Millionen Tonnen Rohöl.

Dennoch werde Kasachstan in Deutschland als „wichtiger Partner für Unabhängigkeit von russischer Energie“ gesehen, wie Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im vergangenen September nach einem Treffen mit dem kasachischen Präsidenten Qassym-Schomart Tokajew in Berlin sagte. Die Bundesregierung will durch Kasachstan auch Sanktionsdruck auf Russland ausüben. Die Regierung in Astana erklärt ihrerseits nach außen, Sanktionen gegen Russland einzuhalten , doch die innenpolitischen Erklärungen sprechen für das Gegenteil.

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QOSHE - Öl und Gas: Kasachstan wickelt jetzt Deutsche und Russen um den Finger - Liudmila Kotlyarova
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Öl und Gas: Kasachstan wickelt jetzt Deutsche und Russen um den Finger

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06.03.2024

Es sind nicht nur die USA, deren Rüstungsindustrie gerade einen Auftragsboom für Waffen und Munition erlebt. Und es sind nicht nur die Chinesen, die eifrig Lücken auf dem russischen Markt füllen.

Auch Kasachstan profitiert inzwischen von den Folgen des russischen Angriffes auf die Ukraine – von den westlichen Sanktionen gegen Russland, der Neuorientierung des Handels.

Seit dem Ölembargo der EU gegen Russland liefern die Kasachen Rohöl nach Schwedt, und zwar über die Druschba-Pipeline, die durch Russland führt. Nach der Vereinbarung zwischen der kasachischen Kaztransoil und dem russischen Betreiber der Pipeline Transneft beträgt das Liefervolumen von Kasachstan nach Deutschland für 2024 rund 1,2 Millionen Tonnen.

Jetzt haben die deutschen Abnehmer das Interesse an einer Erhöhung der Öllieferungen auf zwei Millionen Tonnen im Jahr 2024 signalisiert, teilte der Energieminister der Republik, Almassadam Satkaliyev, vor Journalisten mit. Mehrere kasachische........

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