Der wachsende Druck des Westens auf ausländische Kreditinstitute, die in den Handel mit Russland verwickelt sind, scheint zu funktionieren.

Die meisten türkischen Banken haben den Zahlungsverkehr mit Russland weitgehend eingestellt und kündigen jetzt auch russische Konten.

Infolgedessen gingen die türkischen Exporte nach Russland im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat nach Angaben der Versammlung der türkischen Exporteure (TIM) um 30,4 Prozent zurück, von 792,1 auf 551,1 Millionen US-Dollar, berichtet die türkische Geschäftszeitung Ekonomim. Exporteure, die ihre Erlöse aus Russland seit Januar nicht mehr über Banken erhalten konnten, würden neue Aufträge an China und andere Länder verlieren.

Die Exporte seien weitgehend zum Stillstand gekommen und der Geldtransfer mit Russland sei „wie mit dem Messer abgeschnitten worden“, zitiert Ekonomim Quellen aus der Wirtschaft. Die Probleme hätten sich richtig gezeigt, nachdem US-Präsident Joe Biden im Dezember des letzten Jahres einen Erlass über sogenannte Sekundärsanktionen unterzeichnet hatte, und hätten nach dem Besuch des US-Außenministers Antony Blinken in der Türkei Anfang Januar noch mehr zugenommen.

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Sanktionen der USA: Türkische Banken kündigen jetzt russische Konten

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Banken lehnen seitdem viele Transaktionen aus Russland unter Hinweis auf „verbotene Produkte“, aber auch in vielen anderen Fällen ab. Aus diesem Grund versuchen einige Unternehmen, die Exportzahlungen durch Überweisungen zu erhalten, die über Banken in einem Drittland und nicht über russische Banken abgewickelt werden.

22.02.2024

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21.02.2024

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Grundsätzlich fordern die Exporteure von der Regierung der Türkei jetzt „eine Ausnahme, um das Geld aus den Exporten ins Land zu bringen“. Es wird darauf hingewiesen, dass das türkische Recht es erlaube, Erlöse aus dem Handel mit derzeit 33 Ländern unter Umgehung von Banken zu erhalten und diese auch nicht anzumelden. Interessanterweise beinhaltet diese Liste bereits Länder wie Belarus, den Iran, Nordkorea, Kuba, Syrien und Jemen. Türkische Unternehmen wollen jetzt eine ähnliche radikale Ausnahme für Russland.

Es ist noch unklar, ob Ankara auf diese Bitte eingehen wird. Die türkische Regierung hat aber bereits eine Lösung für die wichtigsten Sektoren wie der Textil-, Konfektions-, Schuh- und Lebensmittelbranche gefunden: Die Überweisungen können jetzt über die staatliche Emlak-Katılım-Bank abgewickelt werden. Für sogenannte Güter mit doppeltem Verwendungszweck, wie Kommunikationsgeräte, haben die Behörden noch keine Ausnahmen gemacht.

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Das Problem mit dem Zahlungen gefährdet nicht nur die türkischen Exporte nach Russland, sondern auch umgekehrt die russischen Rohstoff-Ausfuhren in die Türkei. Russische Ölexporteure hätten in den letzten Wochen ebenfalls keine Zahlungen aus der Türkei erhalten, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Ähnliche Probleme, wenn auch in deutlich geringem Maße, erleben russische Unternehmen und ihre Handelspartner derzeit auch in China und den Vereinigten Arabischen Emiraten.

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Sanktionen der USA: Türkische Exporteure fordern „Ausnahme“ für Russland

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24.02.2024

Der wachsende Druck des Westens auf ausländische Kreditinstitute, die in den Handel mit Russland verwickelt sind, scheint zu funktionieren.

Die meisten türkischen Banken haben den Zahlungsverkehr mit Russland weitgehend eingestellt und kündigen jetzt auch russische Konten.

Infolgedessen gingen die türkischen Exporte nach Russland im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat nach Angaben der Versammlung der türkischen Exporteure (TIM) um 30,4 Prozent zurück, von 792,1 auf 551,1 Millionen US-Dollar, berichtet die türkische Geschäftszeitung Ekonomim. Exporteure, die ihre Erlöse aus Russland seit Januar nicht mehr über Banken erhalten konnten, würden neue Aufträge an China und andere Länder verlieren.

Die Exporte seien weitgehend zum Stillstand gekommen und der Geldtransfer mit Russland sei „wie mit dem Messer abgeschnitten worden“,........

© Berliner Zeitung


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