Unlängst machte eine Nachricht die Runde, dass der Moderator Kai Pflaume, dessen Vermögen auf bis zu neun Millionen Euro geschätzt wird, sein eigenes Müsli mit ins Café bringt. Er wolle den Tag zuckerfrei beginnen und hätte daher immer seinen Flocken-Mampf im Einweckglas dabei. Schwierig, denn bekanntlich leben Menschen in der Gastronomie vom Verkauf der angebotenen Speisen.

Wir hätten Kai Pflaume die Tür gewiesen, vor dieser hätte er dann sein zuckerfreies Müsli löffeln können. Das ist doch alles sehr deutsch und bei näherer Betrachtung ist uns aufgefallen, dass sich viele Menschen hierzulande in Restaurants oft unpassend und seltsam benehmen. Ein paar Beispiele ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Mittags gehen wir manchmal in ein vietnamesisches Restaurant unweit des Rosa-Luxemburg-Platzes. Die dort gereichten Reisbandnudelsuppen sind wirklich sehr heiß, sie dampfen wie ein isländischer Geysir, wenn sie auf den Tisch kommen. Leider ist das Berlin-Mitte-Büropublikum derart ausgehungert – wahrscheinlich intervallfastet man und hat seit dem Vortag 18 Uhr nichts mehr gegessen – dass keine Sekunde vergeht, bis der Löffel tief in die Schüssel taucht.

Nun kommt es also an allen Nebentischen zu der Unsitte, dass gepustet und geschlürft wird, bis die Schwarte kracht. In Windeseile schaufelt das gestresste Lunch-Volk das Lunch-Menü in sich hinein, als stünde Elon Musk höchstpersönlich mit der Stechuhr daneben. Die Tische in diesem Lokal stehen sehr eng beieinander, sodass man gelegentlich von einer kleinen Suppendusche heimgesucht wird und zudem allerlei unangenehmen Geräuschen ausgesetzt ist.

gestern

•gestern

•gestern

11.03.2024

•gestern

Lernt denn niemand mehr, dass man niemals, unter gar keinen Umständen schlürfen darf? Oder schmatzen: Wie eklig! Nun muss ich dazu sagen, dass ich etwas überempfindlich auf Essgeräusche reagiere. Wahrscheinlich leide ich an Misophonie. Aber unabhängig davon, was hindert Leute im Restaurant daran, beim Essen den Mund zu schließen? Oder fünf Minuten zu warten, bis die Suppe etwas abgekühlt ist? Zu heiß essen ist auch gar nicht gesund, aber das nur am Rande. Anne Vorbringer

Die Gastronomie ist ein hartes Pflaster, das weiß jeder, der schon mal als Servicekraft gearbeitet hat. Es fängt beim langen Stehen an und hört bei nörgelnden Gästen auf. Wer im Netz sich mal auf die Suche nach Kellnerinnen und Kellnern macht, die von ihrem Arbeitsalltag erzählen, landet schnell bei Beschwerden, dass das Essen kalt ist, nachdem der Gast lieber telefonieren war, über körperliche Attacken mit halb gekochten Eiern, weil das Essen nicht den Vorstellungen entsprochen hat bis hin zu Streichung des Trinkgeldes wegen der Auswahl der Musik.

Auf TikTok beschreibt eine junge Frau zum Beispiel, dass bei ihr „Kalter Kaffee“ bestellt worden war und damit aber eigentlich eine Spezi gemeint war.

Wie belastbar bist du? Ja

Es ist schier unmöglich Hellseher, Anti-Aggressionstrainer und immer gut gelaunte Beschwerdestelle Nummer eins zu sein. Wir haben mal eine Diskussion mitbekommen, wo eine Kundin Sushi abgeholt hat und dabei die Servicekraft belehrt hat, wie man richtig lächelt. Ein großes Manko sind aber auch fehlende Manieren seitens der Gäste: Ob nun chauvinistischer Spruch, fehlendes „Bitte“ und „Danke“ sowie Schnipser und herangeschrien werden. Und warum das seit Jahrzehnten verpönte „Fräulein“ oder das despektierliche „hey du da“ in einer Restaurant-Situation ausgepackt wird, ist auch nicht recht verständlich.

Wer einem das Essen und die Getränke auf den Tisch stellt, dessen Arbeit wird mit einem „Danke“ wertgeschätzt. Wer die Rechnung will und dafür schnipst oder sogar durch den Raum schreit, respektiert die Person nicht, die gleichzeitig mehrere Tische im Auge behalten muss. Subtilere Zeichen wie Augenkontakt und kurzes Winken werden durchaus wahrgenommen. Yuki Schubert

Keine Angst vor neuen Ideen: Ein Abend im Restaurant Loumi Dining in Kreuzberg

10.03.2024

Ab ins „Wasser“! Wie schmeckt es in der Berliner Seafood-Bar?

03.03.2024

Die Deutschen knausern bekanntlich gerne da, wo bei anderen europäischen Völkern das Geld meist locker sitzt. So wird gespart an der Bekleidung und natürlich auch, Beispiel: Kai Pflaume, am Essen. Wer genau hinsieht, der entdeckt immer wieder Menschen, die ihr eigenes Essen in Restaurants und Cafés verzehren, heimlich aus hässlichen Plastiktrinkflaschen süffeln und verstohlen in mitgebrachte Stullen beißen.

Das ist nicht nur spießig und peinlich, sondern auch nicht erlaubt: „Dem Wirt obliegt das Hausrecht, deshalb hat er auch die Möglichkeit zu bestimmen, wie seine Räumlichkeiten genutzt werden. Dazu gehört die Möglichkeit, es dem Gast zu verbieten, selbst mitgebrachte Speisen und Getränke zu verzehren. Verstößt ein Gast gegen diese Bestimmung, so kann der Wirt trotzdem die Bezahlung der bestellten Speisen verlangen und den Gast aus dem Lokal verweisen. Widersetzt sich der Gast dieser Weisung, erfüllt er den Straftatbestand des Hausfriedensbruchs, der vom Wirt auf Antrag verfolgt werden kann.“ Marcus Weingärtner

Unlängst in einem Restaurant: eine Szene am Nachbartisch. Eine recht distinguiert wirkende Dame möchte Fisch. Ein Zander soll es sein, der steht gebraten auf der Karte. Dazu mediterranes Gemüse, eine passend helle Soße und Wildreis.

Der Dame aber würde das nicht munden, das gibt sie unumwunden zu. Der Fisch, den hätte sie gerne, aber gerne schon filetiert. Zudem: Ofengemüse auf keinen Fall, dafür aber ein paar Kartoffeln, gekocht, auf keinen Fall gebraten. Und was den Reis anbelangt, sei der denn vorher gewaschen worden? Der müsse unbedingt vor der Zubereitung in kaltem Wasser gereinigt werden, denn Reis sei dreckig. Der Kellner scheint überfordert, verspricht aber, zu fragen. Ach und die Soße, ruft die Dame hinterher, die Soße bitte keinesfalls mit Sahne.

Warum bleiben solche Menschen nicht daheim und kochen selbst? Ohne Soße, ohne Reis und ohne andere Menschen zu nerven? Marcus Weingärtner

QOSHE - Deutsche im Restaurant – geizig, anspruchsvoll und ohne Manieren - Marcus Weingärtner
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Deutsche im Restaurant – geizig, anspruchsvoll und ohne Manieren

13 0
14.03.2024

Unlängst machte eine Nachricht die Runde, dass der Moderator Kai Pflaume, dessen Vermögen auf bis zu neun Millionen Euro geschätzt wird, sein eigenes Müsli mit ins Café bringt. Er wolle den Tag zuckerfrei beginnen und hätte daher immer seinen Flocken-Mampf im Einweckglas dabei. Schwierig, denn bekanntlich leben Menschen in der Gastronomie vom Verkauf der angebotenen Speisen.

Wir hätten Kai Pflaume die Tür gewiesen, vor dieser hätte er dann sein zuckerfreies Müsli löffeln können. Das ist doch alles sehr deutsch und bei näherer Betrachtung ist uns aufgefallen, dass sich viele Menschen hierzulande in Restaurants oft unpassend und seltsam benehmen. Ein paar Beispiele ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Mittags gehen wir manchmal in ein vietnamesisches Restaurant unweit des Rosa-Luxemburg-Platzes. Die dort gereichten Reisbandnudelsuppen sind wirklich sehr heiß, sie dampfen wie ein isländischer Geysir, wenn sie auf den Tisch kommen. Leider ist das Berlin-Mitte-Büropublikum derart ausgehungert – wahrscheinlich intervallfastet man und hat seit dem Vortag 18 Uhr nichts mehr gegessen – dass keine Sekunde vergeht, bis der Löffel tief in die Schüssel taucht.

Nun kommt es also an allen Nebentischen zu der Unsitte, dass gepustet und geschlürft wird, bis die Schwarte kracht. In Windeseile schaufelt das gestresste Lunch-Volk das Lunch-Menü in sich hinein, als stünde Elon Musk höchstpersönlich mit der Stechuhr daneben. Die Tische in diesem Lokal stehen sehr eng beieinander, sodass man........

© Berliner Zeitung


Get it on Google Play