Der 21-jährige Maximilian Hassolt steht vor dem Amtsgericht in Moabit und gibt Interviews. Auf einem seiner Schuhe ist ein großer oranger Fleck, der sich am Hosenbein fortsetzt. An seine Jacke ist ein kleines Brandenburger Tor mit orangefarbenen Säulen gestickt. Elf Aktivisten in orangefarbenen Westen stehen mit einem Banner hinter ihm, auf dem „Demokratie braucht Ehrlichkeit: Klimakatastrophe, soziale Gerechtigkeit, Faschismus steht auf dem Spiel“ zu lesen ist.

„Der Protest geht im Gerichtssaal weiter“, sagt Hassolt, der in Leipzig wohnt. „Deshalb trage ich dieselben Klamotten, wie an dem Tag.“ Gemeint ist der 17. September 2023, der Tag, an dem er das Brandenburger Tor mittels Feuerlöschern mit Farbe besprüht hat. 14 Personen wurden damals festgenommen. Gemeinsam mit Hassolt steht heute auch der 20-jährige Lorenz S. vor Gericht.

Prozess gegen Klimaaktivisten nach Farbattacke

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Hungerstreik im Berliner Regierungsviertel: Weiterer Klimaaktivist zieht nach

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Die Farbe drang tief in den Sandstein ein, fast drei Monate lang dauerte es, bis das Brandenburger Tor wieder sauber war. „Das Brandenburger Tor bleibt orange“, verkündete die Letzte Generation damals: Zwei Monate nach der Aktion haben zwei Aktivistinnen die Säulen der nicht eingerüsteten Seite erneut mit Farbe beschmiert. Vier Anklagen gegen insgesamt elf Personen gebe es laut einer Sprecherin des Amtsgerichts bislang. Das nächste Verfahren finde im Mai statt.

Laut Anklage besprühten die Angeklagten die zweite und vierte Säule des Brandenburger Tors mit präparierten Feuerlöschern. „Die Kosten der umfangreichen Reinigungsarbeiten betragen 125.000 Euro, weitere Kosten kommen hinzu“, sagt der Staatsanwalt.

Der Auftakt des Verfahrens zieht sich in die Länge. Die Verteidiger und der Staatsanwalt streiten zunächst mehr als eine halbe Stunde lang darüber, ob die Akteneinsicht in ein Verfahren notwendig sei, das dieselbe prozessuale Tat betreffe. Nach einer Verhandlungsunterbrechung teilt der Richter mit, dass es bei dem betreffenden Strafverfahren um mögliche Hintermänner oder -frauen und nicht um relevante Informationen zu den Taten selbst ginge. Er zieht sich zurück und entscheidet schließlich, dass die Hauptverhandlung fortgesetzt wird. Dann besprechen sich die Verteidigung und Angeklagten noch einmal.

•gestern

22.03.2024

gestern

24.03.2024

24.03.2024

Es folgt ein Antrag der Verteidigung, einen Sachverständigen hinzuzuziehen. Der besagte Steinmetz sei zu dem Ergebnis gekommen, dass sich der Schaden bei einer sachgemäßen Reinigung auf nicht mehr als 25.000 Euro belaufen hätte. Zunächst müsse die Zusammensetzung der Farbe festgestellt werden, so der Verteidiger, durch den Einsatz von Hochdruckreinigern sei die Farbe eingewaschen und der Schaden intensiviert worden. Die Angeklagten hätten die Mehrkosten demnach nicht verschuldet.

Der Staatsanwalt wendet ein, dass zum einen bereits Sachverständige der Berliner Immobilienmanagement GmbH als Zeugen geladen seien und dazu befragt werden können und es in dieser Situation auch wichtig sei, „schnell zu handeln“: Je länger die Farbe auf dem Sandstein verbleibe, desto schwerer sei sie zu entfernen. Allerdings beantragt er, um den Antrag zu prüfen und auch im Hinblick auf drei entschuldigt fehlende Zeugen, die Hauptverhandlung bis auf Weiteres auszusetzen. Der Richter stimmt dem zu. Nun soll darüber entschieden werden, ob der Sachverständige zugelassen wird. Der nächste Verhandlungstag ist noch nicht bekannt.

QOSHE - Farbattacke auf Brandenburger Tor: Wer ist schuld, dass die Farbe so tief eindrang? - Maria Häußler
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Farbattacke auf Brandenburger Tor: Wer ist schuld, dass die Farbe so tief eindrang?

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26.03.2024

Der 21-jährige Maximilian Hassolt steht vor dem Amtsgericht in Moabit und gibt Interviews. Auf einem seiner Schuhe ist ein großer oranger Fleck, der sich am Hosenbein fortsetzt. An seine Jacke ist ein kleines Brandenburger Tor mit orangefarbenen Säulen gestickt. Elf Aktivisten in orangefarbenen Westen stehen mit einem Banner hinter ihm, auf dem „Demokratie braucht Ehrlichkeit: Klimakatastrophe, soziale Gerechtigkeit, Faschismus steht auf dem Spiel“ zu lesen ist.

„Der Protest geht im Gerichtssaal weiter“, sagt Hassolt, der in Leipzig wohnt. „Deshalb trage ich dieselben Klamotten, wie an dem Tag.“ Gemeint ist der 17. September 2023, der Tag, an dem er das Brandenburger Tor mittels Feuerlöschern mit Farbe besprüht hat. 14 Personen wurden damals festgenommen. Gemeinsam mit Hassolt steht heute auch der 20-jährige Lorenz S. vor Gericht.

Prozess gegen........

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