Im Eierhäuschen am Spreepark zwitschern Vögel, es riecht nach abgestandenem Teich und verschlungene Wege führen durchs Gestrüpp: Vier Künstler haben Eindrücke aus dem verlassenen DDR-Freizeitpark eingefangen und stellen sie hier aus.

Das mehr als 100 Jahre alte Ausflugslokal ist von 2019 bis 2023 saniert und in diesem Jahr wiedereröffnet worden. Neben der Gastronomie bietet das Eierhäuschen von nun an auch Raum für Ausstellungen und Künstlerresidenzen. Vier 30 bis 50 Quadratmeter große Wohnungen im ersten Stock mit Gemeinschaftsküche stehen für drei bis vier Künstlergruppen zur Verfügung. 16 Millionen Euro hat das Land für die Sanierung gezahlt.

Katja Aßmann, Künstlerische Leitung und Kuratorin, sagt, das Eierhäuschen sei zur „richtigen Zeit“ gebaut worden. „Wir sind froh, dass es schon steht.“ Heutzutage würden diese Kosten kritischer hinterfragt werden. „Das Eierhäuschen wird eines der beliebtesten Ausflugsziele der Berlinerinnen und Berliner“, sagt Britta Behrendt, Staatssekretärin für Klimaschutz und Umwelt, auf dem Presserundgang vor der Ausstellungseröffnung. „Da bin ich mir ganz sicher!“

Nach einem Zuhause für Künstler sehen die Wohnungen noch nicht aus. Alles wirkt neu, steril und geradlinig. Selbst der Arbeitsraum auf dem Dachboden sieht eher wie ein Meetingraum aus. „Nach Eröffnung des Spreeparks gibt es die Möglichkeit, auf andere Räume auszuweichen“, sagt Katja Aßmann, „wenn es mal gröber zugehen soll.“ Aus 260 Bewerbungen seien zunächst drei Gruppen mit jeweils vier Kunstschaffenden ausgewählt worden, erklärt sie.

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Die Ausstellung „Park Einsichten“ in vier Räumen im Erdgeschoss läuft vom 23. März bis zum 20. Mai. Kabel, die Wurzeln symbolisieren sollen, führen zu vielen kleinen Lautsprechern, die unter einer Kuppel Vögel zwitschern lassen. Das beständige Rauschen im Hintergrund stehe für den Verkehr, sagt der Künstler und akustische Ökologe Marcus Maeder. „Das Grundrauschen der Stadt. Eine urbane Wildnis.“

Der modrige Geruch, der aus zwei Rohren im gegenüberliegenden Raum strömt, ist gewollt. Die Künstlerin Sissel Tolaas hat sich für ihr Werk „Watergate“ mit den Tümpeln im Spreepark beschäftigt. „Sie können hier den Geruch der Vergangenheit wahrnehmen“, sagt Katja Aßmann. In der Mitte des Raums steht ein großer Glaszylinder mit trübem Wasser, das sei Wasser aus der Spree. Vergrößerte Aufnahmen von Kleinstlebewesen aus diesem Wasser werden an die Wand projiziert.

Im größten Raum hängen Flaggen von der Decke. Fotoaufnahmen aus dem Spreepark sind darauf abgedruckt. „Ich wollte den Blick weg von den Fahrgeschäften in die Natur lenken“, erklärt Sabine Scho, die Künstlerin. Über den Fotos liegen Farbabfolgen, diese stammten wiederum von den Fahrgeschäften. „Dabei habe ich mich an das Signalalphabet der Seefahrt gehalten“, sagt Scho.

Für das vierte Kunstwerk hat Annett Zinsmeister den Spreepark auf fünf mal sieben Meter geschrumpft. Hinter einem mit Blättern bedruckten Vorhang verbirgt sich eine Art Labyrinth. Auf verschlungenen Wegen gehen die Besucher von einer verfallenen Attraktion zur nächsten, diese sind als Fotografien auf den Teppich gedruckt.

Der „Lost Place“, der in dieser Ausstellung vorgestellt wird, soll weichen. Eine Broschüre zeigt ein neues Riesenrad, eine Wiesenlandschaft und das aus Holz wieder aufgebaute „Englische Dorf“. Auf diese Weise soll der Spreepark im Jahr 2026 wieder „erlebbar“ werden. Bis dahin beschäftigen sich die Ausstellungen mit dem Park, danach will Aßmann ein neues Konzept entwickeln.

QOSHE - Kunst im Eierhäuschen: Es riecht nach Vergangenheit - Maria Häußler
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Kunst im Eierhäuschen: Es riecht nach Vergangenheit

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22.03.2024

Im Eierhäuschen am Spreepark zwitschern Vögel, es riecht nach abgestandenem Teich und verschlungene Wege führen durchs Gestrüpp: Vier Künstler haben Eindrücke aus dem verlassenen DDR-Freizeitpark eingefangen und stellen sie hier aus.

Das mehr als 100 Jahre alte Ausflugslokal ist von 2019 bis 2023 saniert und in diesem Jahr wiedereröffnet worden. Neben der Gastronomie bietet das Eierhäuschen von nun an auch Raum für Ausstellungen und Künstlerresidenzen. Vier 30 bis 50 Quadratmeter große Wohnungen im ersten Stock mit Gemeinschaftsküche stehen für drei bis vier Künstlergruppen zur Verfügung. 16 Millionen Euro hat das Land für die Sanierung gezahlt.

Katja Aßmann, Künstlerische Leitung und Kuratorin, sagt, das Eierhäuschen sei zur „richtigen Zeit“ gebaut worden. „Wir sind froh, dass es schon steht.“ Heutzutage würden diese Kosten kritischer hinterfragt werden. „Das Eierhäuschen wird eines der beliebtesten Ausflugsziele........

© Berliner Zeitung


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