Zuletzt war in Medienberichten zu lesen, ein erneutes Abkommen zur Freilassung israelischer Geiseln aus Gaza stünde kurz bevor. Im Gegenzug würden Israel und die Terrororganisation Hamas eine sechswöchige Feuerpause vereinbaren – durch Vermittlung der USA, Katars und Ägyptens. Doch offenbar war diese Hoffnung verfrüht: Laut einem Bericht des Wall Street Journal drängt die Hamas-Führung auf größere Zugeständnisse vonseiten Israels. Das will die Zeitung von hohen amerikanischen Regierungsbeamten erfahren haben.

Dabei unterscheidet das Wall Street Journal zwei Fraktionen innerhalb der Hamas. Zum einen gibt es die Gruppe um Ismael Haniyeh: Der oberste Hamas-Führer steuert die politischen Aktivitäten der Terrorgruppe aus Katar und der Türkei. Es gibt aber auch eine Hamas-Führung innerhalb von Gaza rund um den Hamas-Kommandeur Yahya Sinwar, die den Terrorangriff auf Israel vom 7. Oktober militärisch geplant hatte und die jeden Protest innerhalb des Gazastreifens unterdrückt.

Dem Medienbericht zufolge würde Sinwar eine sechswöchige Feuerpause für eine Freilassung der Geiseln akzeptieren. Der Flügel um Haniyeh dagegen dränge auf größere Zugeständnisse vonseiten Israels, wie etwa einen zeitlich unbegrenzten Waffenstillstand.

Dass im Gegenzug für die sechswöchige Feuerpause und die schrittweise Freilassung israelischer Geiseln verurteilte palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen freigelassen würden, soll Haniyehs Flügel das nicht genug sein. Laut Wall Street Journal bevorzugt er ein Abkommen mit mehreren Staaten, das einen dauerhaften Machterhalt der Hamas garantieren würde.

Warum ausgerechnet Sinwars Flügel jetzt Kompromissbereitschaft zeigt? „Ihre Familien werden getötet“, soll ein hoher Beamter dem Wall Street Journal gesagt haben – anders als die Riege um Haniyeh, die sich nach Katar beziehungsweise in die Türkei abgesetzt hatte. Sinwars Überlegungen sind allerdings rein taktischer Art. Dem Medienbericht zufolge glaubt er, die Hamas könne sich in den sechs Wochen der Feuerpause neu gruppieren und einfacher Hilfsgüter in den Gazastreifen lassen.

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Laut Wall Street Journal hatte auch der israelische Geheimdienst Mossad das geplante sechswöchige Geisel-Abkommen gebilligt. Einige der internationalen Verhandler sollen dabei auch die Absicht gehabt haben, mithilfe einer temporären Feuerpause auf eine generelle Verhandlungslösung im Krieg hinzuarbeiten.

Diese soll jedoch bei Benjamin Netanjahus Koalitionspartnern weiterhin auf Ablehnung stoßen. Sie setzen darauf, die Hamas so schnell wie möglich militärisch zu zerschlagen – und wollen der Terrororganisation keine Feuerpause gönnen, geschweige denn sie nach dem Massaker vom 7. Oktober an der Macht lassen.

Auch die Armeeführung soll jedoch der Ansicht sein, erst durch stärkeren militärischen Druck könne die Hamas zu einem Abkommen gezwungen werden. Militärchef Joav Gallant kündigte an, die israelische Armee werde aus Khan Younis bis an den südlichen Grenzübergang in Rafah vorstoßen. Dort befindet sich ein großer Teil der Binnenflüchtlinge aus Gaza – unter der Kontrolle der Hamas.

Derweil üben die USA immer mehr Druck aus, damit ein neuer Waffenstillstand vereinbart werden kann. So wollen sie humanitäre Hilfe für Gaza erleichtern. Zudem ist in Washington die Befürchtung groß, dass sich regionale Konflikte rund um den Gaza-Krieg ausweiten könnten.

Vor allem der Iran unterstützt im gesamten Mittleren Osten Terrorgruppen, die den Amerikanern Sorge bereiten: Von den Huthis im Jemen, die internationale Handelsschiffe im Roten Meer angreifen, bis zur Hisbollah im Libanon und islamistischen Milizen in Syrien und im Irak. Diese hatten einen amerikanischen Militärstützpunkt in Jordanien mit Drohnen attackiert, wodurch drei amerikanische Soldaten getötet wurden. Die USA antworteten mit einem Militärschlag gegen mehrere Terrorgruppen, die den iranischen Revolutionsgarden nahestehen.

QOSHE - Sechs Wochen Feuerpause in Gaza? Hamas uneinig über Geisel-Abkommen – Bericht - Nathan Giwerzew
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Sechs Wochen Feuerpause in Gaza? Hamas uneinig über Geisel-Abkommen – Bericht

8 0
03.02.2024

Zuletzt war in Medienberichten zu lesen, ein erneutes Abkommen zur Freilassung israelischer Geiseln aus Gaza stünde kurz bevor. Im Gegenzug würden Israel und die Terrororganisation Hamas eine sechswöchige Feuerpause vereinbaren – durch Vermittlung der USA, Katars und Ägyptens. Doch offenbar war diese Hoffnung verfrüht: Laut einem Bericht des Wall Street Journal drängt die Hamas-Führung auf größere Zugeständnisse vonseiten Israels. Das will die Zeitung von hohen amerikanischen Regierungsbeamten erfahren haben.

Dabei unterscheidet das Wall Street Journal zwei Fraktionen innerhalb der Hamas. Zum einen gibt es die Gruppe um Ismael Haniyeh: Der oberste Hamas-Führer steuert die politischen Aktivitäten der Terrorgruppe aus Katar und der Türkei. Es gibt aber auch eine Hamas-Führung innerhalb von Gaza rund um den Hamas-Kommandeur Yahya Sinwar, die den Terrorangriff auf Israel vom 7. Oktober militärisch geplant hatte und die jeden Protest innerhalb des Gazastreifens unterdrückt.

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