Es ist ein Meilenstein auf dem Weg zu einem Friedensvertrag zwischen Armeniern und Aserbaidschanern: Die armenische Seite erklärt sich nämlich bereit, vier Dörfer zurück an Aserbaidschan zu geben. Für die Führung unter dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijew war das eine Bedingung für ein gemeinsames Friedensabkommen.

„Armenien hat zugestimmt, vier Dörfer zurückzugeben, die seit Anfang der 1990er Jahre besetzt waren“, schreibt ein Sprecher des aserbaidschanischen Außenministeriums auf X, ehemals Twitter. Das armenische Außenministerium teilte in einer Erklärung mit, dass die vorläufige Einigung während der achten Gesprächsrunde zur Festlegung der armenisch-aserbaidschanischen Grenze erzielt worden sei. Auch der armenische Ministerpräsident Nikol Paschinjan fand lobende Worte: „Armenien und Aserbaidschan haben zum ersten Mal ein Problem an einem Verhandlungstisch gelöst“.

Die Vereinbarung kam mehr als drei Jahre nach Beginn der ersten Sitzung zwischen den beiden verfeindeten Parteien zustande. Dabei wird die armenische Seite Gebiete in der Region Tawusch, im Nordosten des Landes, „einseitig“ an Aserbaidschan zurückgeben. Paschinjan, der während seiner Amtszeit immer wieder unter Beschuss gerät, sagte, er habe der Abgabe von Territorium zugestimmt, um einen Krieg zu verhindern.

Daraufhin kam es zu Protestaktionen von mehreren Dutzend Armeniern, die eine grenznahe Straße in der Tawusch-Provinz blockierten. Die armenischen Bewohner in der Region befürchten, dass die neue Demarkationslinie den Zugang zu Ackerland erschweren werde. Außerdem entnimmt man der armenischen Presse Vorwürfe gegenüber Paschinjan, er habe zum wiederholten Male Territorium an Aserbaidschan verloren.

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•vor 7 Std.

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Auf internationaler Ebene zeigten sich die Vereinigten Staaten und mehrere EU-Mitglieder erfreut, über die Fortschritte im Grenzstreit zwischen Armenien und Aserbaidschan. Der amerikanische Außenminister Antony Blinken glaubt, dass sei ein „wichtiger Schritt hin zu einem dauerhaften und würdigen Friedensabkommen“. Auch Deutschland sei „weiterhin bereit, den Weg zu einem dauerhaften Frieden mit allen Kräften zu unterstützen“, heißt es in einem Post der Auswärtigen Amts auf X. „Die positive Entwicklung könnte uns in Form von wirtschaftlicher Entwicklung, Infrastruktur und Wachstum in der Region große Fortschritte bescheren“, schrieb derweil der schwedische Außenminister Tobias Billström.

We welcome the announcement that Armenia and Azerbaijan have agreed upon the 1991 Alma Ata declaration as the basis for border delimitation between the two countries. This is an important step towards concluding a durable and dignified peace agreement.

Armenien und Aserbaidschan haben seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 mehrere Kriege gegeneinander geführt. Insbesondere die Region Bergkarabach, die völkerrechtlich zu Aserbaidschan gehört, stand im Mittelpunkt kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen Jerewan und Baku. Im Herbst 2020 hatten sich beide Seiten wochenlang heftige Kämpfe geliefert, mehr als 6500 Menschen wurden dabei getötet. Anschließend entsandte Russland eine rund 2000 Soldaten umfassende Truppe, um die zwischen Armeniern und Aserbaidschanern vereinbarte Waffenruhe zu überwachen.

Im September vergangenen Jahres dann brachte Aserbaidschan Bergkarabach in einer großangelegten Militäroffensive, die einen Tag lang andauerte, komplett unter seine Kontrolle. Fast alle der ehemals rund 120.000 armenischen Bewohner von Bergkarabach flüchteten nach Armenien. Die aserbaidschanische Führung ist seit der militärischen Rückeroberung darum bemüht, das Gebiet im südlichen Kaukasus wiederaufzubauen.

QOSHE - Armenien und Aserbaidschan einigen sich in Grenzstreit: Ist Frieden nun möglich? - Nicolas Butylin
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Armenien und Aserbaidschan einigen sich in Grenzstreit: Ist Frieden nun möglich?

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22.04.2024

Es ist ein Meilenstein auf dem Weg zu einem Friedensvertrag zwischen Armeniern und Aserbaidschanern: Die armenische Seite erklärt sich nämlich bereit, vier Dörfer zurück an Aserbaidschan zu geben. Für die Führung unter dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijew war das eine Bedingung für ein gemeinsames Friedensabkommen.

„Armenien hat zugestimmt, vier Dörfer zurückzugeben, die seit Anfang der 1990er Jahre besetzt waren“, schreibt ein Sprecher des aserbaidschanischen Außenministeriums auf X, ehemals Twitter. Das armenische Außenministerium teilte in einer Erklärung mit, dass die vorläufige Einigung während der achten Gesprächsrunde zur Festlegung der armenisch-aserbaidschanischen Grenze erzielt worden sei. Auch der armenische Ministerpräsident Nikol Paschinjan fand lobende Worte: „Armenien und Aserbaidschan haben zum ersten Mal ein Problem an einem Verhandlungstisch gelöst“.

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