Es ist ein sehr delikates Thema und für viele Frauen schambehaftet: Wenn es im Intimbereich juckt, mag kaum jemand gern darüber sprechen. Könnte ja jemand denken, man wär nicht reinlich genug …

Die Fachärztin für klinische Pharmakologie und Expertin für Pflanzenheilkunde für Frauen, Dr. Susan Zeun, kennt das Problem und hat ein Buch darüber geschrieben (siehe unten). Sie hat eine Privatpraxis in Köpenick, arbeitet aber auch bei einem großen Berliner Pharmaunternehmen in der Forschung. Sie kennt beide Seiten der Medizin: Die Entwicklung von Arzneien und deren Bedeutung im Alltag.

Juckreiz ist ein Signal des Körpers, dass etwas nicht stimmt“, sagt die Frauenheilkundlerin. „Der Kratzreflex soll dafür sorgen, dass der störende, ursächliche Stoff beseitigt oder zumindest verteilt wird und eine Linderung eintritt.“

Das Kratzen soll Reiz- oder Giftstoffe – zumindest in Teilen – entfernen. Es ist ein natürlicher Schutzreflex.

Anhand der Symptome kann eine Frauenärztin oder ein Frauenarzt schnell bestimmen, warum eine Frau Beschwerden im Schambereich hat. „Die Ursachen von lokalen Reizungen der Intimzone sind vielfältig und entstehen oft auch durch tägliche Unachtsamkeiten, wenn etwa ein Einwegrasierer mehrmals benutzt wird und es zu einer Infektion kommt,“ sagt Susan Zeun.

09.03.2024

11.03.2024

•heute

gestern

gestern

Vor allem in Kombination mit zu enger Unterwäsche, die reibt, können die Beschwerden verschlimmert werden. Ebenso spielt das Material der Unterhose eine Rolle: Kunststoffe wie Polyester sind nicht atmungsaktiv, weshalb Keime sich besser vermehren können. Sie mögen es feuchtwarm.

Insofern kann also bereits das unsachgemäße Benutzen eines Damenrasierers fürs Jucken in der Intimzone verantwortlich sein. Aber auch unabhängig davon kann das Problem im Schlüpfer selbst lauern: Oftmals wird Wäsche nur bei 30 oder 40 Grad gewaschen. „Und das tötet weder Bakterien noch Pilze zuverlässig ab, die sich dann weiter vermehren können“, warnt die Fachfrau.

Wenn das Milieu der Intimzone ohnehin schon etwas im Ungleichgewicht ist – vielleicht durch eine übertriebene Hygiene, bei der der ph-Wert des Intimbereiches verändert wird –, können sich die Keime in der Intimzone vermehren und krank machen.

Auch Chlamydien, eine Bakterienart, können ursächlich sein, dass es im Schritt juckt, ebenso wie andere Geschlechtskrankheiten, zum Beispiel Tripper und Syphilis.

Letztere „verbreiten sich unbeobachtet in den Unterhosen der Nation“, weiß die Köpenickerin und rät: „Wer nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr einen Juckreiz und veränderten Ausfluss im Scheidenbereich verspürt, sollte das sofort medizinisch abklären lassen. Eine Geschlechtskrankheit betrifft dabei oft mehrere, mindestens jedoch zwei Personen.“

Insbesondere wenn zum Jucken ungewöhnlicher Ausfluss – krümelig, verfärbt oder riechend – und Allgemeinsymptome wie Fieber kommen, ist der Gang in eine Arztpraxis Pflicht. Kondome schützen zwar gut vor sexuell übertragbaren Krankheiten, aber es kann auch sein, dass man sich trotz Verhütung infiziert hat.

„Und dann ist es wichtig, dass man sich behandeln lässt, damit eine Vaginalinfektion nicht aufsteigt. Die Infektion kann sich auf die Gebärmutter, die Eileiter sowie die Eierstöcke ausbreiten und zu irreversiblen Schäden führen“, sagt Susan Zeun.

Zudem müsse die Infektionskette unterbrochen werden. Das heißt: Man muss Menschen, mit denen man intim war, informieren, damit auch sie sich untersuchen und gegebenenfalls behandeln lassen können.

Ein Scheidenpilz juckt nicht nur, sondern es kann auch ein Brennen spürbar sein. Zudem kommt es meistens zu Rötungen sowie einem weißlichen, krümeligen Ausfluss.

Der Grund hierfür ist meistens keine mangelnde Hygiene, sondern eher das Gegenteil. Auch Hormonumstellungen, ein geschwächtes Immunsystem oder bestimmte Medikamente können ursächlich sein.

Zustande kommen die Beschwerden, weil sich die natürlich im Scheidenmilieu vorkommenden Hefepilze übermäßig vermehren. „Dieser Pilz lebt im Vulvo-Vaginaltrakt und macht üblicherweise keine Beschwerden“, erklärt Susan Zeun. „Erst wenn dessen Gegenspielern, also den guten Bakterien, beispielsweise die Luft ausgeht, durch zu enge Kleidung, freut sich der Pilz und kann sich ausbreiten.“

Hinzu kommt: Pilze lieben Zucker; es ist ihre Nahrungsgrundlage. Insofern kann eine ungesunde Ernährung, aber auch ein übermäßiger Alkoholgenuss, zu einem Ungleichgewicht der Intimflora führen und es begünstigen, dass der vaginale Hefepilz sich vermehrt.

Denn über das Blut gelangt der Zucker in jede Körperzelle – auch in den Darm, wo sich daraufhin die krankmachenden Bakterien vermehren und so das Immunsystem stark beanspruchen.

Mit Scheidencremes oder Vaginalzäpfchen lässt sich der Scheidenpilz gut und schnell behandeln; entsprechende Medikamente bekommt man rezeptfrei in der Apotheke.

„Tritt die Infektion immer wieder auf, können auch ätherische Öle oder Pflanzen einen hervorragenden Beitrag zur Prophylaxe leisten“, weiß Susan Zeun aus ihrer Praxis. Wichtig aber auch: Waschen Sie Ihre Unterwäsche bei mindestens 60 Grad, wenn Sie keine erneute Infektion riskieren wollen.

Expertin erklärt: Darum haben viele Frauen Schmerzen beim Sex

31.05.2023

Sexologin erklärt: So kommt eine Frau zum Orgasmus

08.05.2022

Nun ist es für Frauen ohnehin gesellschaftlich nicht anerkannt, dass sie sich im Schritt kratzen – anders als bei Männern, die das mitunter ungeniert machen und den Intimbereich durch die Hose hindurch zurechtrücken.

Doch das Kratzen „kann zu Gewebeverletzungen führen, die ihrerseits eine Einfallspforte für weitere Bakterien und Pilze sind, wodurch die Beschwerden nur schlimmer werden“, sagt Susan Zeun. Kühlen könne den Juckreiz gut mildern. Und dann gehen Sie schnellstmöglich zu Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, um herauszufinden, was genau Sie da plagt.

Dr. Susan Zeun: Die Schlüpferakademie: Alles über Infektionen in der Intimzone – von Blasenentzündung bis Vaginalpilz, Dumont Buchverlag, 224 Seiten, 18 Euro.

QOSHE - Scheidenpilz oder Geschlechtskrankheit: Warum juckt es im Schritt? - Nicole Schulze
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Scheidenpilz oder Geschlechtskrankheit: Warum juckt es im Schritt?

7 1
13.03.2024

Es ist ein sehr delikates Thema und für viele Frauen schambehaftet: Wenn es im Intimbereich juckt, mag kaum jemand gern darüber sprechen. Könnte ja jemand denken, man wär nicht reinlich genug …

Die Fachärztin für klinische Pharmakologie und Expertin für Pflanzenheilkunde für Frauen, Dr. Susan Zeun, kennt das Problem und hat ein Buch darüber geschrieben (siehe unten). Sie hat eine Privatpraxis in Köpenick, arbeitet aber auch bei einem großen Berliner Pharmaunternehmen in der Forschung. Sie kennt beide Seiten der Medizin: Die Entwicklung von Arzneien und deren Bedeutung im Alltag.

Juckreiz ist ein Signal des Körpers, dass etwas nicht stimmt“, sagt die Frauenheilkundlerin. „Der Kratzreflex soll dafür sorgen, dass der störende, ursächliche Stoff beseitigt oder zumindest verteilt wird und eine Linderung eintritt.“

Das Kratzen soll Reiz- oder Giftstoffe – zumindest in Teilen – entfernen. Es ist ein natürlicher Schutzreflex.

Anhand der Symptome kann eine Frauenärztin oder ein Frauenarzt schnell bestimmen, warum eine Frau Beschwerden im Schambereich hat. „Die Ursachen von lokalen Reizungen der Intimzone sind vielfältig und entstehen oft auch durch tägliche Unachtsamkeiten, wenn etwa ein Einwegrasierer mehrmals benutzt wird und es zu einer Infektion kommt,“ sagt Susan Zeun.

09.03.2024

11.03.2024

•heute

gestern

gestern

Vor allem in Kombination mit zu enger Unterwäsche, die reibt, können die Beschwerden verschlimmert werden. Ebenso spielt das........

© Berliner Zeitung


Get it on Google Play