Nächtliches Schnarchen kann für eine Partnerschaft eine echte Belastung sein. Denn während der eine zwar friedlich, aber dennoch sehr geräuschvoll schläft, liegt die oder der andere daneben und hegt wilde Rachefantasien.

Anstupsen, wach machen, Ohrstöpsel – all das bringt meistens nicht ausreichend viel, sodass man selbst gut zur Ruhe kommt. Schließlich schläft man in getrennten Räumen. Muss das sein? Hilft gar nichts anderes gegen das Schnarchen? Dr. Uso Walter, Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenerkrankungen (HNO), rät zu einer Diagnostik.

Stiftung Warentest: Was gegen Schnarchen hilft und was nicht

22.09.2021

Ein stechender Schmerz, Notaufnahme, und dann der Satz: Es könnte bösartig sein

heute

Tatsächlich nämlich ist das Schnarchen nicht nur einfach ein störendes Geräusch, das immerhin so laut wie ein Presslufthammer sein kann, sondern es kann auch mit Atemaussetzern einhergehen, was sehr gefährlich ist. In jedem Fall gibt es Therapiemöglichkeiten.

Mehr als 50 Prozent der Männer und rund 40 Prozent der Frauen schnarchen; mit zunehmendem Alter wird auch das Schnarchen häufiger beziehungsweise intensiver. Das hängt mit mangelnder Muskelspannung zusammen.

„Schnarchgeräusche entstehen durch Verengung der Atemwege in der Nase oder, weit häufiger, im Rachen“, sagt Walter. „Dabei können anatomische Besonderheiten eine Rolle spielen wie die dauerhafte Vergrößerung von Nasenmuscheln, Zäpfchen, Mandeln oder der Zunge, aber auch Schwellungen bei Allergien.“

Die häufigste Ursache jedoch sei „die Erschlaffung der Muskelspannung, vor allem des großen Zungenmuskels. Dadurch rutscht die Zunge vor allem in Rückenlage nach hinten und blockiert die Atemwege. Das führt zu starkem Schnarchen und auch zu Verzögerungen der Atmung bis hin zu Atemaussetzern“, so der HNO-Arzt.

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Die Ursachen für gelegentliches Schnarchen sind häufig Atemwegserkrankungen, beispielsweise ein Schnupfen, wodurch das normale Atmen erschwert wird. Fachleute sind sich einig, dass das Gewicht generell eine Rolle beim Schnarchen spielt: Wer übergewichtig ist, neigt eher zum Schnarchen als schlanke Menschen.

Auch Lebensgewohnheiten wie das Rauchen, Alkoholgenuss, aber auch die Einnahme von Medikamenten (z. B. Beruhigungs- und Schlafmittel) können das Schnarchen begünstigen. Alles, was dazu führe, „die Muskulatur zusätzlich erschlaffen zu lassen“, erhöhe die Wahrscheinlichkeit, dass man schnarcht, erklärt Walter.

Unter obstruktiver Schlafapnoe verstehen Medizinerinnen und Mediziner das kurzzeitige Aussetzen der Atmung, während man schläft. Meistens bekommt man davon nichts mit. Gefährlich ist es trotzdem.

„Wie Studien bestätigten, verdoppeln die nächtlichen Atemstörungen die Sterberate bei Männern. Bei den betroffenen Frauen erhöht sich die Sterberate zwar auch, aber keineswegs so ausgeprägt“, heißt es auf der Website des HNO-Berufsverbandes.

Und weiter: „Setzt, wenn auch nur vorübergehend, die Atmung aus, sinkt der Sauerstoffgehalt. Diese Unterversorgung ist vor allem für das Gehirn sehr gefährlich. Um den Sauerstoffmangel auszugleichen, muss das Herz öfter schlagen. Diese verstärkte Herztätigkeit belastet den Herzmuskel und schädigt ihn langfristig, was nicht allein an der niedrigen Sauerstoffsättigung des Blutes liegt. Die Atemaussetzer lösen zudem Stressreaktionen im Körper aus, welche ebenfalls das Herz überanstrengen.“

Die Hälfte der Schlafapnoe-Patienten leide unter Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und anderen Herzmuskelerkrankungen. Das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, sei um 30 Prozent erhöht, bei einem Schlaganfall sei es siebenmal höher als bei Menschen, die keine nächtlichen Atemaussetzer haben. Auch das Unfallrisiko, beispielsweise im Straßenverkehr, steigt nachweislich.

Das liegt unter anderem auch daran, dass der Schlaf für Schlafapnoiker nicht erholsam ist. Sie fühlen sich tagsüber sehr erschöpft, sind trotz langer Schlafdauer müde – ein klassisches Warnzeichen.

Egal wie stark Ihr Schnarchen ist – eine Untersuchung bei einem Arzt oder einer Ärztin ist immer sinnvoll, vor allem, wenn das Schnarchen plötzlich (wieder) auftritt und nicht durch einen akuten Infekt erklärbar ist.

Letzten Endes können weder Sie noch Ihre Partnerin oder Ihr Partner beurteilen, ob Sie Atemaussetzer haben und so Ihre Gesundheit oder – und so deutlich muss man es wohl sagen – Ihr Leben riskieren.

Der Mediziner Uso Walter empfiehlt: „Eine Untersuchung beim HNO-Facharzt kann klären, ob die Ursache des Schnarchens eher auf Veränderungen der Anatomie oder eher auf Störungen der nächtlichen Atemfunktion beruht. Modern könnte man auch sagen, ob es sich eher um ein Hardware- oder Softwareproblem handelt.“

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Laut Berufsverband liegen die Ursachen für Schlafapnoe meistens tatsächlich im anatomischen Bereich von Hals oder Nase beziehungsweise im Rachenraum. Sobald „Ursache und die Gefährlichkeit des Schnarchens“ abgeklärt seien, sagt Uso Walter, könne „eine wirksame Behandlung“ eingeleitet werden.

Um dem Schnarchen auf die Spur zu kommen, untersucht der Arzt oder die Ärztin zunächst in der Praxis. Es kann auch sein, dass Sie in ein Schlaflabor müssen, wo Ihr Schlaf medizinisch überwacht und gewisse Parameter aufgezeichnet werden, woraus sich Rückschlüsse ergeben.

Je nachdem, was bei Ihnen das Schnarchen verursacht, gibt es verschiedene Wege, dagegen vorzugehen, beispielsweise eine vorliegende Allergie zu therapieren, das Gewicht zu reduzieren oder auf Alkohol zu verzichten.

Zudem kommt „eine sogenannte Protrusionsschiene, eine Schnarchschiene, infrage“, sagt der HNO-Arzt. „Hierbei wird der Unterkiefer am Oberkiefer fixiert, sodass die Zunge nicht mehr nach hinten rutschen kann. Bei Atemaussetzern kommen auch Schlafmasken zum Einsatz, bei denen die Luft mit Überdruck durch Nase und Rachen zugeführt wird.“

Diese sogenannten CPAP-Masken seien, so der Berufsverband, heutzutage der Goldstandard: „Denn diese Behandlung ist vor allem bei erschlafften Rachenwänden die wirksamste Maßnahme und zeigt sehr gute Erfolge.“ Allerdings muss die Maske die ganze Nacht getragen werden, was viele Patienten als unangenehm empfinden.

Allerdings: „Einige Betroffene vertragen diese Behandlung nicht, da sie eine Allergie gegen den Kunststoff der Maske entwickeln. Außerdem stören Schläuche und Geräusche den Schlaf vieler Patienten. Alternativ bietet die moderne Medizin den Betroffenen sogenannte Zungenschrittmacher wie das Genio-System von Nyxoah an“, schreibt der Hersteller.

Das sei jedoch nicht abschließend erforscht, so HNO-Arzt Uso Walter, und zudem invasiv, wie auch Produzent Nyxoah erklärt: „Dieser kleine Neurostimulator wird unter dem Kinn implantiert und stimuliert mithilfe von zwei Elektroden den hinteren Teil der Zunge. So spannt sich die Muskulatur wieder, wodurch die Atemwege frei bleiben und Betroffene erholsam schlafen können“, zitiert das Unternehmen den Schlafmediziner und HNO-Arzt Prof. Dr. Joachim T. Maurer.

Die Kosten hierfür werden von den Kassen getragen. „Da weder ein Aktivierungschip noch Batterien eingesetzt werden, bleibt es bei einer einzigen Operation“, so Nyxoah weiter.

Normales Schnarchen ohne Atemaussetzer muss aus medizinischer Sicht nicht zwingend behandelt werden. Weil es aber nervt, gibt es jede Menge Produkte, die Abhilfe versprechen. Schnarchpflaster beispielsweise, die man sich auf Mund oder Nase klebt. Doch die brächten nicht viel, weiß HNO-Arzt Uso Walter.

Hilfreich können sie nur dann im Sinne eines Stabilisators sein, wenn Sie weiche Nasenflügel und eine Verengung in der Nase haben – das lässt sich nur durch einen Besuch in der Arztpraxis klären. Dauerhaft wirksame Medikamente gegen das Schnarchen gibt es nicht, ebenso wenig gegen die obstruktive Schlafapnoe.

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Auch Kinnriemen oder Nasenklammern versprechen oftmals mehr, als sie halten können. Denn auch wenn Letztere vielleicht die Nasenatmung erleichtern, so ändern sie im Zweifel doch nichts an der eigentlichen Ursache des Schnarchens, nämlich dem Erschlaffen der Muskulatur, wodurch die Zunge in den Rachenraum rutscht.

Immerhin: Der Riemen beispielsweise verhindert das Herunterklappen des Unterkiefers, wodurch das Schnarchen aufhören kann.

Probieren Sie es ruhig aus, wenn Sie mögen. Der HNO-Ärzte-Bundesverband rät generell dazu, möglichst leicht erhöht und in Rückenlage zu schlafen. Zudem sollte das Schlafzimmer möglichst nicht zu warm seien, man sollte auf einen vernünftigen Schlafrhythmus achten und abends nicht mehr schwer essen.

Was Ihnen ganz konkret hilft, kann jedoch nur Ihr HNO-Arzt beziehungsweise die Ärztin klären. Für den Anfang kann es aber schon helfen, auf Alkohol zu verzichten und die anderen zuvor genannten Tipps zu beherzigen.

QOSHE - Was hilft gegen das Schnarchen? Und wann wird es gefährlich? - Nicole Schulze
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Was hilft gegen das Schnarchen? Und wann wird es gefährlich?

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11.02.2024

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Anstupsen, wach machen, Ohrstöpsel – all das bringt meistens nicht ausreichend viel, sodass man selbst gut zur Ruhe kommt. Schließlich schläft man in getrennten Räumen. Muss das sein? Hilft gar nichts anderes gegen das Schnarchen? Dr. Uso Walter, Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenerkrankungen (HNO), rät zu einer Diagnostik.

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Mehr als 50 Prozent der Männer und rund 40 Prozent der Frauen schnarchen; mit zunehmendem Alter wird auch das Schnarchen häufiger beziehungsweise intensiver. Das hängt mit mangelnder Muskelspannung zusammen.

„Schnarchgeräusche entstehen durch Verengung der Atemwege in der Nase oder, weit häufiger, im Rachen“, sagt Walter. „Dabei können anatomische Besonderheiten eine Rolle spielen wie die dauerhafte Vergrößerung von Nasenmuscheln, Zäpfchen, Mandeln oder der Zunge, aber auch Schwellungen bei Allergien.“

Die häufigste Ursache jedoch sei „die Erschlaffung der Muskelspannung, vor allem des großen Zungenmuskels. Dadurch rutscht die Zunge vor allem in Rückenlage nach hinten und blockiert die Atemwege. Das führt zu starkem Schnarchen und auch zu Verzögerungen der Atmung bis hin zu Atemaussetzern“, so der HNO-Arzt.

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Die Ursachen für gelegentliches Schnarchen sind häufig Atemwegserkrankungen, beispielsweise ein Schnupfen, wodurch das normale Atmen erschwert wird. Fachleute sind sich einig, dass das Gewicht generell eine Rolle beim Schnarchen spielt: Wer übergewichtig ist, neigt eher zum Schnarchen als schlanke Menschen.

Auch Lebensgewohnheiten wie das Rauchen,........

© Berliner Zeitung


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