Kurzzeitig wurde es am Mittwoch laut auf dem Trainingsplatz am Stadion An der Alten Försterei. Als Nenad Bjelica eine Spielform seiner Mannschaft nicht gefiel, wurde der Trainer des 1. FC Union Berlin deutlich in seiner Ansprache. Für alle Kiebitze, die sich am Rande des Rasens aufhielten, war unschwer zu hören, dass der Kroate die Profis zu vollster Konzentration aufforderte. Bjelica weiß, dass am Sonntag (15.30 Uhr) im Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach etwas Zählbares mit auf die Heimreise nach Köpenick gebracht werden muss. Ein Punkt sollte es mindestens sein, besser natürlich gleich drei.

Knapp zwei Stunden nach Bjelicas Mahnung saß Kapitän Christopher Trimmel im Medienraum des Stadions und versuchte das zu erklären, was kaum erklärbar scheint. Hatten sich die Eisernen vor zwei Monaten nach acht Punkten aus vier Partien vermeintlich schon aller Abstiegssorgen entledigt, hat ein Negativlauf den einstigen Champions-League-Teilnehmer zuletzt tief in den Strudel der Mannschaften gerissen, die sich vier Spieltage vor Schluss ernsthaft Sorgen um ihren Verbleib in der Bundesliga machen müssen.

„Wir könnten uns hinsetzen und sagen, dass wir zuletzt gegen Bayern, davor gegen Leverkusen und in Augsburg, die einen guten Lauf hatten, gespielt haben. Mannschaften, gegen die man mit Sicherheit verlieren kann. Das machen wir aber nicht, weil wir wissen, dass unsere Leistung in diesen Spielen über weite Strecken nicht gepasst hat“, sagte Trimmel mit Blick auf die zurückliegenden drei Niederlagen in Serie.

„Es geht darum, jetzt wieder eine gewisse Stabilität hinzubekommen, indem wir aggressiv sind und über 90 Minuten unionlike verteidigen“, richtete er gleichzeitig einen Appell an die Mannschaft. Spielerisch, das ist allen klar, ist in dieser Saison kein Schönheitspreis mehr zu gewinnen. Zu harmlos waren die Auftritte insbesondere in den Offensivdarbietungen – in 16 von 30 Liga-Spielen haben Trimmel und Co überhaupt kein Tor geschossen.

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Am Sonnabend nach dem 1:5 gegen die Bayern hatte die gesamte Mannschaft auf Einladung des Präsidiums noch lange beisammengesessen. Ein Termin, das betonte Trimmel ausdrücklich, der schon einige Wochen geplant war und so oder so ähnlich auch in den vergangenen Jahren stattgefunden hatte, als es lediglich darum ging, in welchem internationalen Wettbewerb die Eisernen denn schlussendlich spielen würden. Keine Krisensitzung also.

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Die Meinung geigte man sich trotzdem. Nicht nur nach dem Bayern-Spiel, das Union erstmals seit vielen Monaten auch defensiv wieder massiv ins Wanken gebracht hat. „Es gab in den vergangenen Wochen die eine oder andere Situation, in der ich ein wenig aus meiner Haut gefahren bin“, machte Trimmel keinen Hehl daraus, dass Konfliktpotenzial besteht. Ganz normal, hatten sich alle Beteiligten doch mehr von einer Saison versprochen, die in der Königsklasse und mit zwei klaren Siegen in der Bundesliga gestartet war. „Ich will aber nicht näher darauf eingehen, warum das so war. Das bleibt intern“, hielt sich Trimmel bedeckt.

Neben dem Österreicher, dessen sportliche Zukunft über das Saisonende hinaus nach eigener Aussage noch nicht geklärt ist, müssen allerdings noch andere Profis das Heft in die Hand nehmen. Namentlich nannte er Kevin Vogt, Danilho Doekhi, Robin Gosens oder Rani Khedira. Den jüngeren Spielern wie Benedict Hollerbach oder Mikkel Kaufmann zu viel Verantwortung aufzubürden, sei „fast unfair“. „Das werden wir auf keinen Fall machen, die schützen wir“, so Trimmel.

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In Mönchengladbach bietet sich derweil nicht nur die Chance, die eigene Ausgangsposition im Tabellenkeller vielleicht schon vorentscheidend zu verbessern, sondern auch einen direkten Konkurrenten im Klassement zu überholen. Die Fohlen spielen wie Union eine enttäuschende Saison, die vor einigen Wochen im Pokalaus bei Drittligist Saarbrücken gipfelte. „Unterschätzen werden wir den Gegner auf keinen Fall. Wir sind auch gar nicht in der Situation, in der wir das tun könnten“, erklärte Trimmel.

Abseits des Platzes findet derweil die Planung für die kommende Spielzeit statt. Einem Bericht der Sportbild zufolge soll Kevin Stöger vom VfL Bochum im Sommer nach Köpenick wechseln, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass der 1. FC Union Berlin den Klassenverbleib schafft. Der 30-Jährige, der in der Nachwuchsabteilung des VfB Stuttgart ausgebildet wurde, könnte der Offensivabteilung mehr Kreativität verleihen. Besonders brisant: Stöger gastiert mit seinem Klub am 5. Mai noch bei Union – höchstwahrscheinlich in einem echten Abstiegskrimi.

QOSHE - 1. FC Union Berlin: Kapitän Trimmel nimmt die Führungsspieler in die Pflicht - Nils Malzahn
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1. FC Union Berlin: Kapitän Trimmel nimmt die Führungsspieler in die Pflicht

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24.04.2024

Kurzzeitig wurde es am Mittwoch laut auf dem Trainingsplatz am Stadion An der Alten Försterei. Als Nenad Bjelica eine Spielform seiner Mannschaft nicht gefiel, wurde der Trainer des 1. FC Union Berlin deutlich in seiner Ansprache. Für alle Kiebitze, die sich am Rande des Rasens aufhielten, war unschwer zu hören, dass der Kroate die Profis zu vollster Konzentration aufforderte. Bjelica weiß, dass am Sonntag (15.30 Uhr) im Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach etwas Zählbares mit auf die Heimreise nach Köpenick gebracht werden muss. Ein Punkt sollte es mindestens sein, besser natürlich gleich drei.

Knapp zwei Stunden nach Bjelicas Mahnung saß Kapitän Christopher Trimmel im Medienraum des Stadions und versuchte das zu erklären, was kaum erklärbar scheint. Hatten sich die Eisernen vor zwei Monaten nach acht Punkten aus vier Partien vermeintlich schon aller Abstiegssorgen entledigt, hat ein Negativlauf den einstigen Champions-League-Teilnehmer zuletzt tief in den Strudel der Mannschaften gerissen, die sich vier Spieltage vor Schluss ernsthaft Sorgen um ihren Verbleib in der Bundesliga machen müssen.

„Wir könnten uns hinsetzen und sagen, dass wir zuletzt gegen Bayern, davor gegen........

© Berliner Zeitung


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