„Wut, Proteste, neue Parteien: Wer hält unser Land noch zusammen?“ lautete der Titel der gestrigen Sendung von „Hart aber fair“. Eine berechtigte Frage von beklemmender Aktualität, welche aber in der Sendung nicht nur nicht beantwortet oder andiskutiert wurde, sondern lediglich gestreift.

Jede Spur einer Diskussion wurde viel zu oft erstickt und in andere – möglicherweise genehmere – Bahnen gelenkt.

Von einem „Talk auf Augenhöhe “, ja von einem „hartnäckigen Nachfragen“ – so wird Louis Klamroths Moderationsstil auf seiner Homepage beschrieben – war nicht einmal als Anspruch etwas zu verspüren. Sicherlich, ein Hauch von Authentizität war zu bemerken, als gleich zu Beginn der 75-minütigen Live-Sendung eine Person an den Tisch gebeten wurde, „, die im Alltag von den Entscheidungen der Politik direkt betroffen ist“ . In diesem Fall handelte es sich um eine sympathisch wirkende Betreiberin eines Frisör-Salons aus Remscheid. Bei diesem Hauch blieb es dann aber auch.

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Carsten Schneider, SPD, der Bundesbeauftragte für Ostdeutschland, und der CDU-Generalsekretär Carsten Lindemann saßen der mittelständischen Unternehmerin gegenüber, neben Sahra Wagenknecht, der Vorsitzenden der neuen Partei BSW. Das Ganze erschien rein optisch so, als hätten dort zwei altkluge und strebsame Studenten neben einer Dame Platz genommen, deren Intelligenz und politische Agenda als eine Art Bedrohung wahrgenommen wurde, von der man sich aber nicht zu fürchten hat, da Moderator Klamroth Wagenknecht regelmäßig und in gewohnter Manier ins Wort gefallen ist, kaum dass die Diskussion in Gang kam.

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Carsten und Carsten, die beiden Namensvetter, von fast gleichem Alter und einem sehr ähnlichen Habitus, hatten im Gegensatz zu Frau Wagenknecht dann auch die Gelegenheit, sich ausführlich äußern zu dürfen, ohne vom Moderator unterbrochen zu werden. Die These waberte durch das Studio wie das Amen in der Kirche, wonach nur die Regierungsparteien und die Union den Zusammenhalt in der Gesellschaft garantieren würden, komme da, was wolle.

Dieser Eindruck wurde verstärkt, beziehungsweise sollte verstärkt werden, als drei weitere Gäste aus dem Publikum in die Diskussionsrunde gebeten wurden. Die Unternehmerin Tijen Onaran, die Sahra Wagenknecht die Show stehlen sollte, als sie (einer Diva gleich) im orange-gelben Hosenanzug ihren Platz einnahm und eloquent dafür plädierte, dass wir eine starke Regierung bräuchten und niemanden, der die Regierung permanent kritisiere, wobei sie Sahra Wagenknecht kurz eines Blickes würdigte, der anscheinend so etwas wie Empörung zum Ausdruck bringen sollte.

Der Soziologe Nils Kumkar, Projektleiter am Forschungsinstitut gesellschaftlicher Zusammenhalt, konnte zumindest in dieser Konstellation nichts Relevantes zum Thema seiner Forschung und der Sendung beitragen, während eine gewisse Maria Fichte, die im sächsischen Freiberg eine „Demo gegen rechts“ organisiert, zu der Erkenntnis gelangt war, dass man doch alles beim Alten lassen sollte, vor allem die politische Macht in den Händen der etablierten Parteien. Man solle nicht gegen etwas demonstrieren wie Frau Wagenknecht, sondern für etwas, wobei sie offen ließ, was dieses „für“ denn sein soll.

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Sahra Wagenknecht selbst wirkte bisweilen so, als habe sie es satt, hielt sich auffällig zurück, was aber auch noch eine Folge der Anstrengungen des gerade zurückliegenden Parteitages zu sein schien. Dabei wäre es Wagenknecht gewesen, die der Sendung ein höheres Niveau und eine spritzigere Diskussion hätte verleihen können. Doch die Sendung verfehlte diesen Anspruch, es gab keine echte Diskussion. Sie war weder hart noch fair, brachte vor allem keine neuen Erkenntnisse – gar Antworten – auf die Frage, wer denn nun die Gesellschaft zusammenhält. Talkformate wie diese auf jeden Fall nicht.

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QOSHE - „Hart aber fair“: Wie Wagenknecht immer wieder als große Gefahr dargestellt wird - Ramon Schack
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„Hart aber fair“: Wie Wagenknecht immer wieder als große Gefahr dargestellt wird

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30.01.2024

„Wut, Proteste, neue Parteien: Wer hält unser Land noch zusammen?“ lautete der Titel der gestrigen Sendung von „Hart aber fair“. Eine berechtigte Frage von beklemmender Aktualität, welche aber in der Sendung nicht nur nicht beantwortet oder andiskutiert wurde, sondern lediglich gestreift.

Jede Spur einer Diskussion wurde viel zu oft erstickt und in andere – möglicherweise genehmere – Bahnen gelenkt.

Von einem „Talk auf Augenhöhe “, ja von einem „hartnäckigen Nachfragen“ – so wird Louis Klamroths Moderationsstil auf seiner Homepage beschrieben – war nicht einmal als Anspruch etwas zu verspüren. Sicherlich, ein Hauch von Authentizität war zu bemerken, als gleich zu Beginn der 75-minütigen Live-Sendung eine Person an den Tisch gebeten wurde, „, die im Alltag von den Entscheidungen der Politik direkt betroffen ist“ . In diesem Fall handelte es sich um eine sympathisch wirkende Betreiberin eines Frisör-Salons aus Remscheid. Bei diesem Hauch blieb es dann aber auch.

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