Ich mag das Ungewöhnliche, das, was mich emotional berührt und meinen Horizont erweitert. Gefunden habe ich die Ankündigung für dieses Event in einem wöchentlichen Newsletter für spirituelle Menschen. Organisiert und moderiert wird diese besondere Art der Begegnung heute Abend von zwei Tantra-Lehrern.

Nun sitze ich nur wenig bekleidet auf einer großen weichen Schaumstoffmatte und komme erst einmal an in diesem Raum in Berlin-Kreuzberg. Hinterhof, unter dem Dach. Ich war schon mehr als einmal hier an diesem Treffpunkt für spirituelle Begegnungen, und doch fällt mir die Orientierung hier drinnen schwer. Denn ich trage eine Augenbinde und fokussiere mich nur auf das Hören und Fühlen.

Leise Stimmen schweben durch den Raum. Ich sinke ein in die Matte. Eine sanfte Berührung an meinem Rücken. Aha, hinter mir sitzt jemand. Ganz allmählich füllt sich der Raum. Wie ein sanftes Rauschen nehme ich die Stimmen um mich herum wahr. Sehr zart beginne ich mich selbst zu streicheln. Wie eine Feder gleiten meine Fingerkuppen über meine Haut entlang. Ich spüre, wie allmählich Erregung in mir aufsteigt. Meine Finger wandern auf meinem Körper entlang, entdecken mich selbst. Leise Musik erfüllt den Raum.

Es ist Zeit für Begegnungen, für ein sinnliches Miteinander, für all das, was sich an diesem Abend entwickeln darf. Erste zarte Berührungen durch andere nehme ich auf meiner Haut wahr. Langsam starte ich in meine Entdeckungsreise. Blind, nur mit dem Tastsinn, beginne ich meine Umgebung zu erforschen. Wer sitzt, liegt oder hockt hier neben mir? Wie fühlt sich diese Haut an, über die meine Finger gerade gleiten? Ob mich ein Mann oder eine Frau streichelt, ist mir gerade sehr egal. Ich tauche ein in dieses Spiel der Lust und der sinnlichen Fantasie. Es braucht kein Reden hier, lustvolle Töne und ein sanftes Führen der Hände reichen aus. Auch eine Hand wegzuschieben ist erlaubt.

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Zarte Frauenhände berühren mich. Sie entführen mich in fantasievolle Träume. Ich lasse mich fallen, genieße einfach nur. Ein sinnliches Spiel mit der Lust beginnt. Nun beginnen meine Hände, diesen schlanken Frauenkörper zu erkunden. Zart lasse ich meine Fingerkuppen über ihre weiche Haut schweben. Meine Erregung steigt, mein Atem wird schwerer.

Hinter mir liegt ein Mann, das erkenne ich an seinen großen Händen, die mich sanft berühren. Er streichelt mich und kommt mir körperlich näher. Was für ein Spiel, ein Mann und eine Frau berühren mich gleichzeitig, während ich die Frau sanft massiere. Langsam drehe ich mich um, nähere mich dem Mann, beginne seine Berührungen zu erwidern. Meine Hände erkunden seinen Körper, gleiten langsam auf seiner Haut entlang. Ich spiele mit ihm das Spiel der Lust, lasse seine Erregung ansteigen.

Wenig später liege ich auf dem Rücken, höre dem genussvollen Treiben um mich herum zu, warte, was passiert. Lasse mich sinken in diese Atmosphäre der Sinnlichkeit und der erotischen Spiele. Es dauert nicht lange, und eine zarte Hand legt sich auf meinen Körper. Sie beginnt mich langsam zu erforschen, zieht ihre Kreise auf mir und lässt mich schwerer atmen. Langsam lasse ich mich auf dieses von neuem beginnende genussvolle Spiel ein.

Meine Hände begeben sich nun ebenfalls wieder auf Reisen, fühlen weiche Haut, gleiten sanft über den Körper dieser Frau und genießen das Gefühl von Nähe und Verbundenheit. Indem man einen Sinn ausschaltet, der vielleicht unser wichtigster ist, der Sehsinn, scheinen das Gehör und vor allem der Tastsinn für viel stärkere Eindrücke zu sorgen.

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Das Spiel wird intensiver, das Stöhnen lauter und das Berühren fester. Es ist ein Spiel mit der Erregung, der Lust, der Energie, die sich langsam aufbaut und die Bewegungen fordernder werden lässt. Ich zerfließe im Rausch der Sinne. Wir halten uns fest, spüren den Atem des anderen, ehe wir weiterziehen auf dieser Spielwiese der erotischen Fantasie. Die Berührungen, das sinnlich-genussvolle Mich-Einlassen auf Kontakt, auf ein Miteinander, ohne zu wissen, wer verwöhnt mich hier gerade, wessen Hand spielt hier mit mir und meiner Erregung, ist eine ganz neue Erfahrung für mich.

Die Kontrolle abgeben, nichts steuern dürfen, mich einfach nur fallen lassen, lässt mich frei und entspannt genießen. Es befreit mich in der Zeit dieses Rituals von der Last des Alltags und lässt mich schweben im Vertrauen darauf, dass alles sein darf, wie es ist. Die Anonymität erleichtert es, Hemmungen fallenzulassen. Auch das erneute Spiel mit einem Mann, ein sanftes Berühren zuerst, allmählich übergehend in ein wissendes Miteinander-Sein, ist eine neue Erfahrung.

Allmählich neigt sich das Ritual dem Ende zu. Ein Kopf liegt auf meiner Brust, meine Hände streicheln zart die Haare einer Frau. Ihre Hände bewegen sich sehr langsam auf mir, spielen noch einmal auf der Klaviatur der Lust. Dann ausklingen, einfach nur liegen, den Atem fließen lassen und langsam zur Ruhe kommen. Die Augenbinden abnehmen. Sehen. Tief atmen, seufzen, wieder ankommen in der Realität. Ich pendle nun zwischen der Erinnerung an das in anderthalb Stunden Erlebte und dem visuellen Aufnehmen meiner Umgebung.

Irgendwann erhebe ich mich, komme langsam wieder in diesem Raum an. Mit wem ich in tiefere und lockere Begegnungen gegangen bin und auf der Klaviatur der lustvollen Erregung gespielt habe, möchte ich gar nicht wissen.

QOSHE - Hinterhof in Berlin-Kreuzberg: Sex mit Augenbinde - Rolf Netzmann
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Hinterhof in Berlin-Kreuzberg: Sex mit Augenbinde

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31.03.2024

Ich mag das Ungewöhnliche, das, was mich emotional berührt und meinen Horizont erweitert. Gefunden habe ich die Ankündigung für dieses Event in einem wöchentlichen Newsletter für spirituelle Menschen. Organisiert und moderiert wird diese besondere Art der Begegnung heute Abend von zwei Tantra-Lehrern.

Nun sitze ich nur wenig bekleidet auf einer großen weichen Schaumstoffmatte und komme erst einmal an in diesem Raum in Berlin-Kreuzberg. Hinterhof, unter dem Dach. Ich war schon mehr als einmal hier an diesem Treffpunkt für spirituelle Begegnungen, und doch fällt mir die Orientierung hier drinnen schwer. Denn ich trage eine Augenbinde und fokussiere mich nur auf das Hören und Fühlen.

Leise Stimmen schweben durch den Raum. Ich sinke ein in die Matte. Eine sanfte Berührung an meinem Rücken. Aha, hinter mir sitzt jemand. Ganz allmählich füllt sich der Raum. Wie ein sanftes Rauschen nehme ich die Stimmen um mich herum wahr. Sehr zart beginne ich mich selbst zu streicheln. Wie eine Feder gleiten meine Fingerkuppen über meine Haut entlang. Ich spüre, wie allmählich Erregung in mir aufsteigt. Meine Finger wandern auf meinem Körper entlang, entdecken mich selbst. Leise Musik erfüllt den Raum.

Es ist Zeit für Begegnungen, für ein sinnliches Miteinander, für all das, was sich an diesem Abend entwickeln darf. Erste zarte Berührungen durch andere nehme ich auf meiner Haut wahr. Langsam starte ich in meine........

© Berliner Zeitung


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