Ein dicker Fisch, ein komischer Vogel, eine süße Maus – das Sortiment des Petshops am Schlesischen Tor ist extrem divers. Eines aber verbindet die Produkte: Es sind alles Tiere. Keine lebendigen, versteht sich.

„Als Interieur-Architekten sind wir permanent auf der Suche nach Möbeln und Objekten, dabei sind wir immer wieder auf Tierdesigns gestoßen“, sagt Alexandra Erhard über die Ursprünge des Ladens, der seit letztem Herbst geöffnet hat. „Vielleicht war das Schwein im Asphalt Club am Gendarmenmarkt vor zwanzig Jahren die Initialzündung“, fährt sie fort und meint damit den „Pig Table“ von Moooi, ein schräges Designstück in Gestalt eines Schweines.

Erhards Kleidung ist schwarz, umso strahlender wirkt ihr sympathisches Lächeln. Sie zeigt auf eine deckenhohes Regal mit animalischen Objekten und Utensilien: „Das hier ist angehäuftes Wissen aus jahrelanger Recherchearbeit.“ Der Petshop ist ein Herzensprojekt, das sie gemeinsam mit ihrem Mann Thomas Karsten realisiert hat. Hauptberuflich gestaltet das Berliner Ehepaar unter dem Namen „Studio Karhard“ Apartments, Arztpraxen oder Retail-Räume, aber auch Vergnügungsorte wie Bars und Clubs. Ihre bis dato berühmteste Referenz ist das Berghain. Entsprechend haben die Waren im Petshop alle einen urbanen Twist und sind weit entfernt von bloßer Niedlichkeit. „Nur spielen“ wollen diese Tiere nicht.

Karsten trägt eine große Brille mit dunklem Rahmen und wirkt ein wenig resoluter als seine Frau. Er klatscht auf den Hintern des dicken Nilpferds, das auf einem Podest steht, und sagt: „Das hier ist mein Lieblingstier“. Das imposante Rhinozeros ist aus Leder gefertigt und ein Klassiker des jugoslawischen Gestalters Dimitri Omersa. Es ist Objekt und Möbelstück zugleich, man kann auch darauf sitzen. Zu solchen Stücken von bekannten internationalen Designern gesellen sich Kreaturen, die das Berliner Paar selbst entwirft. Ein großer, bunter Teppich in Form eines Kirschprachtkäfers zum Beispiel, der im Shop an der Wand hängt.

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31.03.2024

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Auf Wunsch gibt es auch Einzelanfertigungen, und das geht so, wie Karsten erläutert: „Du würdest zu uns sagen: Macht doch mal bitte einen Mistkäfer-Teppich. Wir gestalten den dann und lassen ihn herstellen.“ Er klappt einen Koffer mit bunten Bommeln auf, der als Farbpalette dient. „Das ist sozusagen Teppich-Couture“, ergänzt er treffend. Für den Petshop kollaborieren Erhard und Karsten auch immer wieder mit zeitgenössischen Künstlern, auf die sie im Internet stoßen. Kaum jemand habe es bisher abgelehnt, ein Objekt exklusiv für den Laden zu entwerfen, erzählen sie. Alle seien hellauf begeistert.

Klar, dass jedes Teil hier eine interessante Geschichte hat. So liegen im „Fischregal“ die Schollen von Herrn Pong: ein Berliner, der putzige Schlüsselanhänger aus Leder anfertigt und diese regelmäßig persönlich im Laden vorbeibringt. Ein Exemplar kostet 20 Euro.

„Der Anspruch war, nicht nur eine Galerie mit Sachen für 5000 Euro zu sein. Wir wollen auch die Laufkundschaft ansprechen“, sagt Karsten und bezieht sich damit auf die Souvenirs zu günstigen Preisen, die ebenfalls im Petshop erhältlich sind. Zwar ist das „Schlesi“ keine typische Shopping-Area, doch das freie Erdgeschoss in dem Haus zu mieten, in dem Alexandra Erhard und Thomas Karsten wohnen und zugleich mit ihrem Studio Karhard arbeiten, war einfach zu verlockend. Auch die Vermieterin habe sich gefreut, nicht an den hundertsten Späti oder Asia-Imbiss vermieten zu müssen.

„Unser Superseller ist diese Quietschekatze“, fährt Karsten fort und greift nach einem schwarzen Kugelschreiber mit Katzenkopf. Drückt man drauf, ertönt ein schrilles Miauen und die Augen leuchten blau – 8 Euro steht auf dem kleinen Preisschild, das die Form eines Käfers hat. Auch ein QR-Code ist darauf zu sehen, denn eingekauft wird hier anders als gewöhnlich: Man benötigt weder Bargeld noch Karten, nur ein Handy.

Damit scannt man den QR-Code, um das Produkt dann über die Website zu bezahlen. Die Rechnung kommt per E-Mail, und je nachdem, was man gewählt hat, wird das Produkt verschickt oder direkt im Laden ausgehändigt. Das klingt umständlich, geht aber total fix. „Touristen haben mit diesem System überhaupt kein Problem“, sagt Karsten. „Die Deutschen fremdeln noch. Aber wir bleiben stur.“

Petshop. Oberbaumstraße 7, 10997 Berlin, Mi–Fr 1418 Uhr, Sa 1216 Uhr, Telefon 0049 160 2595054, Website: petshop.karhard.com

QOSHE - Animalisches in Kreuzberg: Die Berghain-Architekten verkaufen Tiere im Petshop - Sabine Röthig
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Animalisches in Kreuzberg: Die Berghain-Architekten verkaufen Tiere im Petshop

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02.04.2024

Ein dicker Fisch, ein komischer Vogel, eine süße Maus – das Sortiment des Petshops am Schlesischen Tor ist extrem divers. Eines aber verbindet die Produkte: Es sind alles Tiere. Keine lebendigen, versteht sich.

„Als Interieur-Architekten sind wir permanent auf der Suche nach Möbeln und Objekten, dabei sind wir immer wieder auf Tierdesigns gestoßen“, sagt Alexandra Erhard über die Ursprünge des Ladens, der seit letztem Herbst geöffnet hat. „Vielleicht war das Schwein im Asphalt Club am Gendarmenmarkt vor zwanzig Jahren die Initialzündung“, fährt sie fort und meint damit den „Pig Table“ von Moooi, ein schräges Designstück in Gestalt eines Schweines.

Erhards Kleidung ist schwarz, umso strahlender wirkt ihr sympathisches Lächeln. Sie zeigt auf eine deckenhohes Regal mit animalischen Objekten und Utensilien: „Das hier ist angehäuftes Wissen aus jahrelanger Recherchearbeit.“ Der Petshop ist ein Herzensprojekt, das sie gemeinsam mit ihrem Mann Thomas Karsten realisiert hat. Hauptberuflich gestaltet das Berliner Ehepaar unter dem Namen „Studio Karhard“ Apartments, Arztpraxen oder........

© Berliner Zeitung


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