Der Erfüllung seines Bildungsauftrags dürfte das öffentlich-rechtliche Fernsehen mit der neuen Staffel von „Beyond Fashion“ ein Stückchen näher gekommen sein – denn die deutschen Zuschauer lernen einmal mehr, was für ein komplexes kulturelles System die Mode ist.

Mit Mikroerzählungen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen erklärt die Berliner Produktion, wie eng Kleidung mit menschlicher Identität verwoben ist. Wir erfahren, dass Fetisch-Wear nichts mit Sex zu tun haben muss, Modest Fashion den verhüllenden Gegentrend zur Nacktheit und HipHop den reinsten Kapitalismus darstellt.

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Ganz nebenbei erzählt Wilson Gonzalez Ochsenknecht zudem, dass er Latex nur auf der Bühne trägt und „nicht zur Arbeit“. Auch erfahren wir, dass Sven Marquardt ausschließlich tagsüber fotografiert und das Model Stefanie Giesinger inzwischen zur Vier-Tage-Woche übergegangen ist. Interessant sind außerdem die von Rapper Olexesh erläuterten Ursprünge der sogenannten Russenhocke.

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Angenehm an „Beyond Fashion“ ist, dass die Macher sich im Verlauf der Mini-Serie nicht an übergeordneten Thesen versuchen. Stattdessen wird die Vielschichtigkeit der Mode durch das stichprobenartige Eintauchen in bestimmte Zirkel verdeutlicht; es wird aufgezeigt, dass sogenanntes Schubladendenken inzwischen vollkommen obsolet ist. Alles fließt, überschneidet und beeinflusst sich – werfen Sie alles über Bord, was Sie von der Mode immer gedacht haben.

Und mittendrin Moderatorin Avi Jakobs, die bisweilen wie ein Fabelwesen wirkt. Mit filmreifem Make-up, Perücke und knappem Fummel führt sie Interviews, sitzt auf Sofas, steht in Studios. Aus dem Off ordnet Jacobs zwischendurch die jeweiligen Personen und Phänomene ein und holt damit auch Außenstehende ab, ohne dabei oberflächlich zu klingen.

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Die zweite Staffel von „Beyond Fashion“ ist als Gemeinschaftswerk von ARD Kultur und Vice Deutschland fast vollständig in Berlin gedreht. Der Hauptstadt-Vibe ist in allen Folgen omnipräsent, rutscht durch die hochwertige Produktion aber nie ins Trashige ab. Zackige Schnitte, treibende Beats, Splitscreen und Filter – eine knallige Handschrift, die an die Blütezeit von MTV erinnert und visuell keine Langeweile aufkommen lässt.

Alle Folgen, inklusive der ersten Staffel, können ab jetzt in der ARD-Mediathek gestreamt werden. Prädikat: Wertvoll.

QOSHE - Vier-Tage-Woche, Latexanzug, Russenhocke: ARD-Serie ballert mit Berlin-Vibes - Sabine Röthig
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Vier-Tage-Woche, Latexanzug, Russenhocke: ARD-Serie ballert mit Berlin-Vibes

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14.02.2024

Der Erfüllung seines Bildungsauftrags dürfte das öffentlich-rechtliche Fernsehen mit der neuen Staffel von „Beyond Fashion“ ein Stückchen näher gekommen sein – denn die deutschen Zuschauer lernen einmal mehr, was für ein komplexes kulturelles System die Mode ist.

Mit Mikroerzählungen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen erklärt die Berliner Produktion, wie eng Kleidung mit menschlicher Identität verwoben ist. Wir erfahren, dass Fetisch-Wear nichts mit Sex zu tun haben muss, Modest Fashion den verhüllenden Gegentrend zur Nacktheit und HipHop den reinsten Kapitalismus darstellt.

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© Berliner Zeitung


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