Das regime- und kirchenkritische Künstlerinnen-Kollektiv Pussy Riot spielt erstmals in Luckenwalde. Die Performance ist das Debüt der Protestband in Brandenburg. Gleichzeitig markiert sie auch das Ende ihrer Europa-Tour.

Ihre Show „Riot Days“ ist Teil des Programms „Tell Them I Said No“, das im Luckenwalder E-Werk gezeigt wird. Inspiriert von der gleichnamigen Essaysammlung des Autors und Kunstkritikers Martin Herbert, drehen sich die Beiträge um die Frage: Wer hat das Privileg, nein zu sagen? Das Festival beginnt am Freitagnachmittag und endet Samstagnacht. Für das Pussy-Riot-Konzert um 21.15 Uhr gibt es 199 Tickets – das Konzert ist fast ausverkauft.

„Ein Team von 15 freiberuflichen Kulturschaffenden arbeitet seit zwei Jahren mit Pablo Wendel und Helen Turner, den künstlerischen Leitern des E-Werk Luckenwalde, an dem Projekt ‚Tell Them I Said No‘. In dieser Zeit hat sich viel verändert und wir müssen darauf reagieren“, sagt die freie Oberkuratorin Katharina Worf. Mit dem amerikanischen Künstler Asad Raza und dem Designer Prem Krishnamurthy haben die Veranstalter eine Dramaturgie für das zweitägige Festival ausgearbeitet.

Die Organisatorin will Widerstand auf mehreren Ebenen zeigen: „Während der Protest von Pussy Riot ihre Form des Widerstands ist, nutzen andere Künstler zum Beispiel Sprache oder Bewegung.“ 23 Künstler sind angekündigt.

Das Neinsagen zu Konventionen, zur Kirche und auch zu Präsident Wladimir Putin, das leben die Aktivistinnen schon lange. Das Konzert „Riot Days“ erzählt die Memoiren von Maria Aljochina mit Pussy Riot, von ihren Protestaktionen und den staatlichen Repressalien bis hin zu den Gerichtsverhandlungen und Gefängnisstrafen. Mit ihren Erinnerungen werden gegenwärtige Ereignisse verwoben wie die politische Verfolgung und der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Seit der Gründung im Jahr 2011 übt Pussy Riot durch Musik Kritik am russischen Regime. 2012 erlangte die Band mit einer Performance in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale gegen Präsident Wladimir Putin und der Verhaftung der Aktivistinnen internationale Bekanntheit. Die jungen Frauen lehnten Gnadengesuche ab – sie wollten Putin um nichts bitten. Im Jahr 2022 floh Maria Aljochina in der Uniform eines Kurierdienstes trotz polizeilicher Überwachung aus Russland.

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Vor zwei Wochen prangerten die Aktivistinnen den russischen Präsidenten in der Münchener Pinakothek der Moderne als Kriegsverbrecher an. Der Spontanauftritt sandte eine klare Botschaft nach Moskau. Mit Strickmasken verhüllt, verurteilten die drei Frauen die Bomben auf die Ukraine. Gewohnt provokant urinierte eine der Frauen vor 500 Zuschauern auf ein Bild von Putin. Die Aktion war nicht die erste ihrer Art: Auch in der Berliner Volksbühne gab es bereits 2022 einen vergleichbaren Pinkelprotest von Pussy Riot.

Das E-Werk in der Luckenwalder Rudolf-Breitscheid-Straße steht symbolisch für die Transformation im Osten: vom DDR-Bau, stark auf Funktionalität ausgelegt, hin zum Ort der Kunst und der kreativen Köpfe. Die Geschichte des ehemaligen Braunkohlekraftwerks hat es in sich: Sie fügt alte Maschinen mit zeitgenössischer Kunst zusammen.

Im Jahr 1913 erbaut, bekam es mehr als ein Jahrhundert später ein neues Leben verpasst: Das Kunstkollektiv Performance Electrics gGmbH unter der Leitung von Helen Turner und Pablo Wendel hat es im Jahr 2019 als nachhaltiges Kunststrom-Kraftwerk und Kunstzentrum wiedereröffnet. Die Einnahmen der Energieproduktion dienen dem E-Werk als gemeinnützige Investition zur Finanzierung der Kunstprojekte. Vierteljährlich veranstaltet es ein Programm. „Wir arbeiten eng mit der Gemeinde zusammen und wollen den Menschen in Luckenwalde etwas zurückgeben“, sagt Worf. Luckenwalder Bürger können die Veranstaltung nach Anmeldung beim Team kostenlos besuchen.

Auch die Sauna im alten Stadtbad aus DDR-Zeiten wird für die Veranstaltungstage reaktiviert. Am Samstag können die Besucher die Sauna von 12 bis 19 Uhr nutzen. Wegen des großen Interesses an der Sauna kann aber kein Zugang garantiert werden.

In Zukunft soll das Stadtbad ein aktiver Kulturort in der Gemeinde Luckenwalde werden. Ende 2024 sollen Konzerte dort stattfinden. „Wir wollen zeigen, was dort möglich ist“, so Worf.

Den Veranstaltern ist es wichtig, ein niederschwelliges und barrierefreies Angebot zu präsentieren. Es bleibt musikalisch: „Ein Bus wird vom Bahnhof Südkreuz nach Luckenwalde fahren. Jeder, der möchte, sollte also kommen können, wir haben eine Warteliste für diejenigen, die noch keinen Platz bekommen haben.“ Für den Bus ist eine Reservierung auf der Webseite nötig. Ein Ticket für zwei Tage Kulturfestival kostet 17 Euro.

QOSHE - Nein zu Putin: Kremlkritische Band Pussy Riot spielt erstmals in Brandenburg - Stella Tringali
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Nein zu Putin: Kremlkritische Band Pussy Riot spielt erstmals in Brandenburg

17 0
03.05.2024

Das regime- und kirchenkritische Künstlerinnen-Kollektiv Pussy Riot spielt erstmals in Luckenwalde. Die Performance ist das Debüt der Protestband in Brandenburg. Gleichzeitig markiert sie auch das Ende ihrer Europa-Tour.

Ihre Show „Riot Days“ ist Teil des Programms „Tell Them I Said No“, das im Luckenwalder E-Werk gezeigt wird. Inspiriert von der gleichnamigen Essaysammlung des Autors und Kunstkritikers Martin Herbert, drehen sich die Beiträge um die Frage: Wer hat das Privileg, nein zu sagen? Das Festival beginnt am Freitagnachmittag und endet Samstagnacht. Für das Pussy-Riot-Konzert um 21.15 Uhr gibt es 199 Tickets – das Konzert ist fast ausverkauft.

„Ein Team von 15 freiberuflichen Kulturschaffenden arbeitet seit zwei Jahren mit Pablo Wendel und Helen Turner, den künstlerischen Leitern des E-Werk Luckenwalde, an dem Projekt ‚Tell Them I Said No‘. In dieser Zeit hat sich viel verändert und wir müssen darauf reagieren“, sagt die freie Oberkuratorin Katharina Worf. Mit dem amerikanischen Künstler Asad Raza und dem Designer Prem Krishnamurthy haben die Veranstalter eine Dramaturgie für das zweitägige Festival ausgearbeitet.

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