Zum Start jedes neuen Semesters bleiben Tausende Berliner Studenten wohnungslos. Dabei scheitert es oftmals nicht an den freien Angeboten, sondern an den Ansprüchen der Studenten.

Am 1. April begann offiziell die Vorlesungszeit für das Sommersemester an den Berliner Universitäten. Die deutsche Hauptstadt ist mit fast 200.000 Studenten der größte deutsche Universitätsstandort. In Berlin kann an vier Universitäten, sechs Fachhochschulen und mehr als 30 Privathochschulen gelernt werden. Viele Studenten bedeuten auch: viel Konkurrenz bei der Suche nach einem geeigneten Zimmer.

„Die schönste Zeit des Lebens“ beginnt in Großstädten wie Berlin, München oder Hamburg oft mit Hürden. Fehlende Wohnheimplätze und ein ohnehin angespannter Wohnungsmarkt können der Euphorie vor dem Studienstart einen Dämpfer verpassen. Doch gibt es in den Berliner Bezirken wirklich keinen bezahlbaren Wohnraum für Studenten?

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Auf den ersten Blick wirkt die Lage dramatisch. Auf der Warteliste des Berliner Studierendenwerks stehen in diesem Semester 3797 Studenten, wie Pressesprecherin Jana Judisch auf Anfrage der Berliner Zeitung mitteilt. „Zum 1. April blieben 2413 Studierende unversorgt“, sagt Judisch. Weitere 1384 Studenten wollen zum 1. Mai ein Zimmer beziehen, sagt die Pressesprecherin weiter.

Das Studierendenwerk bietet insgesamt 9119 Wohnheimplätze an, verteilt auf verschiedene Standorte, zu bezahlbaren Preisen. Im Durchschnitt zahlt ein Mieter 346,69 Euro pro Monat, Betriebs-, Strom- und Nebenkosten inklusive.

Marzahn-Hellersdorf, ein grüner Ostbezirk mit hohen Plattenbauten und umfassender Infrastruktur, hat noch immer mit Vorurteilen und veralteten Klischees zu kämpfen. Obwohl die Mieten bezahlbar und Wohnraum verfügbar ist, zieht es die Studenten nicht in den Stadtteil.

Anja Libramm, stellvertretende Pressesprecherin von Stadt und Land, teilte der Berliner Zeitung auf Anfrage mit, dass sich das Interesse der Studenten an den Wohnungen der städtischen Wohnungsbaugesellschaft „noch in Grenzen“ halte. Regelmäßige Wohnungsangebote, die im Copyshop des Grimmzentrums an der Humboldt-Universität ausgehängt werden, zeigen keine große Wirkung, teilt Libramm mit. Denn: Während das Interesse der Studenten an Wohnraum generell groß sei, wird Marzahn-Hellersdorf nicht als attraktiver Bezirk empfunden. „Das ist der häufigste Absagegrund“, sagt Libramm.

05.04.2024

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Dabei ist Marzahn-Hellersdorf gut angebunden – Bus- und Tramlinien, die S-Bahn-Linien S7 und S5 bringen die Bewohner ins Stadtzentrum. Und mit einem durchschnittlichen Mietpreis von 8,88 Euro pro Quadratmeter liegt der Bezirk weit unter dem Durchschnitt der anderen Berliner Stadtteile.

Das Unternehmen Stadt und Land ist eine der sechs städtischen Wohnungsbaugesellschaften des Landes Berlin. Neben einem Studentenwohnheim mit 29 möblierten Wohnungen und einem Kindergarten in der Bornsdorfer Straße 37b in der Nähe des Neuköllner U-Bahnhofs Karl-Marx-Straße betreibt und baut Stadt und Land primär in den Stadtteilen Treptow-Köpenick und Marzahn-Hellersdorf.

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Die Gesobau hat gegensätzliche Erfahrungen mit dem studentischen Interesse an Marzahn-Hellersdorf gemacht. Auf Anfrage teilt die Pressesprecherin Birte Jessen mit, dass das im letzten Jahr fertiggestellte Projekt Geso-Campus in Hellersdorf bereits voll vermietet sei. Die Mietpreise beginnen ab 480 Euro. In dieser Summe inkludiert sind Sportbereiche und WLAN, wie die Wohnungsbaugesellschaft auf ihrer Website mitteilt. In der Kastanienallee 51 gelegen, beherbergt der Geso-Campus in 40 Mietwohnungen und Wohngemeinschaften rund 84 Studenten.

Für aktuell suchende Studierende verweist die Gesobau auf die Neubauprojekte und Bestandswohnungen auf der Website. Wohnungen der Gesobau gibt es in Mitte, Reinickendorf, Pankow, Charlottenburg-Wilmersdorf und Marzahn-Hellersdorf.

Private Wohnheime im Stadtzentrum werben mit dem Bild eines entspannten Ankommens und Lebens in Berlin – ein „Rundum-sorglos-Paket“ nennt es der Anbieter Neon Wood auf der Website. Für dieses Paket muss das Geld stimmen: Das Studentenwohnheim „The Fizz“ in der Köpenicker Straße gibt auf der Website für ein möbliertes Singlestudio (17–25 Quadratmeter) eine Miete ab 1079 Euro an. Zum Vergleich: Der Bafög-Höchstsatz liegt im Jahr 2024 bei 934 Euro.

Bei Neon Wood, einem Studentenwohnheim mit insgesamt vier Standorten in Berlin, beginnen die Preise ab 836 Euro – für 17 Quadratmeter. Soll ein Zimmer in dieser Kategorie einen Balkon haben, erhöht sich der Startpreis um 100 Euro. Die größten Zimmer können für monatlich 1275 Euro bezogen werden.

QOSHE - Trotz Wohnungsmangel: Warum wollen Studenten nicht nach Marzahn-Hellersdorf? - Stella Tringali
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Trotz Wohnungsmangel: Warum wollen Studenten nicht nach Marzahn-Hellersdorf?

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07.04.2024

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