Man muss sich den oder die neue Besitzerin des Hutes des berühmten französischen Feldherrn als eine vor dem Spiegel stehende Person vorstellen. Den riesigen schwarzen Zweispitz auf dem Kopf, die rechte Hand langsam ins Revers schieben, diabolisch und selbstsicher lächeln, fertig: Sich einmal fühlen wie Gott in Frankreich.

Dafür hat ein oder eine Unbekannte nun den Rekordpreis von 1,932 Millionen Euro aufgeboten. Der Zweispitz kam mit Original-Kokarde in den französischen Nationalfarben Blau, Weiß und Rot. Gerechnet hatte das Auktionshaus Osenat nur mit gut der Hälfte des Preises.

Im Angebot war auch ein Taschentuch und eine Haarsträhne des Herrschers, der immer größer sein wollte, als er von Natur aus (klein) war. Auch Handschuhe konnte man erstehen, die der Kaiser auf der Insel seiner Verbannung getragen haben soll. Schon als er 1821 mit 51 auf Sankt ­Helena starb, wollte jeder ein Stück von ihm. Nur einen Tag später öffnete man Napoleons Körper, ein Arzt versuchte damals, sein Herz zu stehlen, ein anderer etwas Bauchwand und ­einen Fuß. ­Einem gelang es, seinen Penis abzulösen und von der Insel zu schmuggeln. Bis heute ragen sich Geheimnisse um den Besitzer des besten Stücks.

Von den Hüten soll Bonaparte während seiner 15-jährigen Herrschaft 120 besessen haben, er ließ sie exklusiv von einem Pariser Hutmacher aus schwarzem Biberfilz machen. Für 48 Francs.

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Das geschichtsträchtigere Exemplar gibt es allerdings im hiesigen Deutschen Historischen Museum zu sehen. Denn bei Napoleons letzter Schlacht, die bekanntlich für ihn ins Wasser fiel – bei Waterloo – musste der Kaiser am Ende durch den Matsch fliehen. Seinen Degen und auch seinen Hut verlor er dabei. Die alliierten Truppen hatten Bonaparte 1815 vernichtend geschlagen, seine Herrschaft war endgültig vorbei. Dem preußischen Feldherr Blücher wurde der verlorene Hut zugespielt, er übergab ihn Friedrich Wilhelm III. Und dieses Exemplar kann man sich auch heute noch im Museum Unter den Linden anschauen. Aufsetzen darf man ihn allerdings nicht.

Wenn man sich dem ambivalenten Feldherrn näher fühlen möchte – den bis heute die einen als genialen, fortschrittlichen Eroberer vergöttern, die anderen als kalten Despoten und Menschenschlächter beurteilen – der kann das ab dieser Woche im Kino. Denn passenderweise erscheint just das von Regisseur Ridley Scott gedrehte Historiendrama „Napoleon“, in der Hauptrolle der fantastische Joaquin Phoenix, der natürlich permanent diesen überdimensionalen, von allen immer erkannten Hut trägt.

QOSHE - Napoleons Hut zum Rekordpreis versteigert: Berlin hat allerdings den schöneren - Timo Feldhaus
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Napoleons Hut zum Rekordpreis versteigert: Berlin hat allerdings den schöneren

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20.11.2023

Man muss sich den oder die neue Besitzerin des Hutes des berühmten französischen Feldherrn als eine vor dem Spiegel stehende Person vorstellen. Den riesigen schwarzen Zweispitz auf dem Kopf, die rechte Hand langsam ins Revers schieben, diabolisch und selbstsicher lächeln, fertig: Sich einmal fühlen wie Gott in Frankreich.

Dafür hat ein oder eine Unbekannte nun den Rekordpreis von 1,932 Millionen Euro aufgeboten. Der Zweispitz kam mit Original-Kokarde in den französischen Nationalfarben Blau, Weiß und Rot. Gerechnet hatte das Auktionshaus Osenat nur mit gut der Hälfte des Preises.

Im Angebot war auch ein Taschentuch und eine Haarsträhne des Herrschers, der immer größer sein........

© Berliner Zeitung


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