Es sind wahrlich nicht die Tage des Elon Musk. In Grünheide fackeln Ökoterroristen an einem Elektromast seiner Gigafactory, Tesla wird in Berlin einfach nicht geliebt und durch die Sabotageaktion nun statt Stromautos vom Band sogar Stromausfall in der Umgebung.

Aber es kommt noch dicker: Seit Montag ist Unternehmer Musk auch nicht mehr der reichste Mensch auf der Erde. So haben es die Kollegen von Bloomberg gerade in ihrem „Bloomberg Billionaires Index“ ermittelt.

Wie konnte das geschehen? Elon Musk, Bernard Arnault (Chef des Luxusgüterkonzerns LVMH) und Jeff Bezos streiten regelmäßig um die Geldgoldmedaille. 2021 hatte der Tesla-Chef den Amazon-Gründer ablösen können, nachdem Jeff Bezos sich nach fast drei Jahrzehnten aus dem Tagesgeschäft seines Mega-Onlineversandhauses zurückgezogen hatte.

Das ergab für uns Normalsterbliche Sinn: Der reiche Mann war nicht mehr der reichste Mann, denn er hatte ja mit dem Arbeiten aufgehört. Ohne Arbeit weniger Kohle, ist ja klar.

Elon Musk dagegen kennen wir als den heiligen Geist des Superkapitalismus. Der Mann rackert und rackert. Tesla alleine würde ja schon reichen, alleine das Werk hier in Grünheide. Dann schickt er mit seiner Firma SpaceX riesige Raumschiffe ins All, kauft Twitter, machte daraus X und strengt sich parallel noch mächtig an, Donald Trump zu gefallen. Der südafrikanisch-kanadisch-amerikanische Ingenieur und Unternehmer arbeitet sogar so hart, dass er, so war zuletzt zu lesen, um wenigstens hin und wieder mal runterzukommen, vermehrt zu harten Drogen greifen würde.

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Wie um Himmels willen konnte dieser Jeff Bezos es wieder auf Platz eins schaffen? Wie war ihm, der so lässig und entspannt aussieht, seit er nicht mehr täglich in die Firma geht, und nur noch Fitness macht mit seiner Freundin Lauren Sánchez am Strand, oder Häuser kauft, etwa auf der von Menschenhand geschaffenen Insel Indian Creek, die als „Billionaire Bunker“ („Milliardärsbunker“) bekannt ist – wie war ihm das möglich?

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04.03.2024

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In einem Gespräch mit dem Business Insider sagte Bezos, der ab 1994 aus einer kleinen Onlinebuchhandlung in Seattle Amazon gemacht hatte, noch vor zwei Jahren ultra-faulenzer-frech, wie er ohne seine acht Stunden Schlaf am Tag zu gar nichts komme: „Ich mag es, am Morgen zu putzen“, erzählte Bezos dort. „Ich mag es, Zeitung zu lesen und Kaffee zu trinken. Ich mag es, mit meinen Kindern zu frühstücken, bevor sie zur Schule gehen.“

Bezos hat Elon Musk nur deshalb überholt, wird jetzt analysiert, weil der Wert der Amazon-Aktie übers Jahr so durch die Decke gegangen ist. Er arbeitet zwar nicht mehr, doch ist er immer noch der größte Aktionär von Amazon. So gehören ihm nun insgesamt 200 Milliarden Dollar, Elon Musk am Ende nur 198 Milliarden.

Ja, wir müssen uns Elon Musk dieser Tage als einen todtraurigen Mann vorstellen. Was macht unser Held der Arbeit jetzt nur? Lohnt sich das Rackern denn wirklich nicht mehr? Und können wir aus dieser neuesten Sage der Mythengestalten unserer Gegenwart irgendwas lernen? Sollten wir jetzt alle die Arbeit niederlegen? Vielleicht würde uns das endlich Wohlstand, Glück und einen geruhsamen Abend bringen.

QOSHE - Statt Elon Musk: Obwohl er nicht mehr arbeitet, ist Jeff Bezos wieder der weltreichste Mann - Timo Feldhaus
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Statt Elon Musk: Obwohl er nicht mehr arbeitet, ist Jeff Bezos wieder der weltreichste Mann

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06.03.2024

Es sind wahrlich nicht die Tage des Elon Musk. In Grünheide fackeln Ökoterroristen an einem Elektromast seiner Gigafactory, Tesla wird in Berlin einfach nicht geliebt und durch die Sabotageaktion nun statt Stromautos vom Band sogar Stromausfall in der Umgebung.

Aber es kommt noch dicker: Seit Montag ist Unternehmer Musk auch nicht mehr der reichste Mensch auf der Erde. So haben es die Kollegen von Bloomberg gerade in ihrem „Bloomberg Billionaires Index“ ermittelt.

Wie konnte das geschehen? Elon Musk, Bernard Arnault (Chef des Luxusgüterkonzerns LVMH) und Jeff Bezos streiten regelmäßig um die Geldgoldmedaille. 2021 hatte der Tesla-Chef den Amazon-Gründer ablösen können, nachdem Jeff Bezos sich nach fast drei Jahrzehnten aus dem Tagesgeschäft seines Mega-Onlineversandhauses zurückgezogen hatte.

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