Es ist ein klassisches, eigentlich abgedroschenes Szenario: Zwei Kerle wollen das ganz große Ding drehen. Doch die Nummer geht schief und endet im turbulenten Chaos. Im ZDF-Krimi „Der Millionen Raub“ wollen Omar (Karim Ben Mansur) und sein Kumpel Zlatko (Slavko Popadic) die acht Millionen aus ihrem Geldtransporter für sich behalten, indem sie einen Überfall vortäuschen. Doch die beiden zerstreiten sich unterwegs. Omar sperrt den durchgedrehten Zlatko aus, vergräbt die Beute allein im Wald und flieht nach Brasilien. Warum ausgerechnet zwei Kleinkriminelle mit langem Vorstrafenregister zusammen als Fahrer eines Geldtransportes arbeiten konnten, ist eine Frage, die sich nicht nur der Zuschauer, sondern auch der BKA-Mann Özbek (Murathan Muslu) stellt, auf die er aber keine Antwort bekommt.

Lars Becker (Drehbuch und Regie) stellt diesmal allerdings nicht die beiden schweren Jungs ins Zentrum, sondern die Frauen: Omars Mutter Haifa (Inaam Al Battat), Omars Frau Malaika (Sabrina Amali) und Zlatkos Mutter Dunja (Anica Dobra) arbeiten zusammen in einer Wäscherei und scheinen von den Geldraub-Plänen nichts mitbekommen zu haben. Anders dagegen Chantal (Sina Tkotsch), Omars heimliche und schwangere Geliebte: Sie hat ihm nicht nur den Tipp gegeben, sondern sorgt auch dafür, dass der leichtlebige Omar in Brasilien verhaftet und in einen deutschen Knast überführt wird. Dazu kommt die zwielichtige Anwältin Alice (Anja Kling): Sie erklärt den vier Frauen, dass die Organisation einer Befreiung Omars viel Geld kosten würde.

Der Film verhandelt nicht etwa die immer wieder diskutierte Frage, inwieweit die Mütter und Frauen der Rückhalt von kriminellen Großfamilien sind. So ist der Ausspruch einer Berliner Clan-Mutter „Knast macht Männer“ ja längst ein geflügeltes Wort. Hier geht es vielmehr um Frauen, die unversehens mit einer Millionenbeute konfrontiert sind und nun in wechselnden Konstellationen darum ringen, den Sohn, Mann oder Geliebten aus der Haft zu befreien – und dabei wenigstens einen Teil der geraubten Millionen abzubekommen. Mal arbeiten die beiden Mütter gegeneinander, dann finden sie wieder zusammen. Noch angespannter ist das Verhältnis zwischen Omars Frau Malaika und seiner Geliebten Chantal. Der Millionenraub ist eine Kettenreaktion mit offenem Ausgang.

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Im Unterschied zu Beckers langjähriger, vielfach ausgezeichneter ZDF-Serie „Nachtschicht“ geschieht hier alles viel heller, leichter und spielerischer, ohne Posen, aber durchaus mit Tricks, Heimtücke und sogar einer Pistole. Die Schauspielerinnen dürfen nicht nur miteinander, sondern auch mit ihren diversen Herkünften spielen: So verkörpert die Irakerin Inaam Al Battat eine Tunesierin, die in einem Nebenjob als Synchronsprecherin eine Perserin spricht. Bei allen Unterschieden finden die Frauen zu einer Gemeinsamkeit: Haifa, Malaika, Dunja und Chantal spinnen ein eigenes, neues Netz zusammen – ganz ohne Männer.

Der Millionen Raub, Montag, 8. April, 20.15 Uhr, ZDF (+ Mediathek)

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„Der Millionen Raub“ im ZDF: Zwei Räuber, vier Frauen, acht Millionen

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08.04.2024

Es ist ein klassisches, eigentlich abgedroschenes Szenario: Zwei Kerle wollen das ganz große Ding drehen. Doch die Nummer geht schief und endet im turbulenten Chaos. Im ZDF-Krimi „Der Millionen Raub“ wollen Omar (Karim Ben Mansur) und sein Kumpel Zlatko (Slavko Popadic) die acht Millionen aus ihrem Geldtransporter für sich behalten, indem sie einen Überfall vortäuschen. Doch die beiden zerstreiten sich unterwegs. Omar sperrt den durchgedrehten Zlatko aus, vergräbt die Beute allein im Wald und flieht nach Brasilien. Warum ausgerechnet zwei Kleinkriminelle mit langem Vorstrafenregister zusammen als Fahrer eines Geldtransportes arbeiten konnten, ist eine Frage, die sich nicht nur der Zuschauer, sondern auch der BKA-Mann Özbek (Murathan Muslu) stellt, auf die er aber keine Antwort bekommt.

Lars Becker........

© Berliner Zeitung


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