Zwei Typen streiten am Fluss um eine Millionenbeute in einer Sporttasche. Zu sehen sind hier nicht etwa flüchtige Bankräuber oder andere Kriminelle, sondern die Saarbrücker Kriminalhauptkommissare Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) und Adam Schürk (Daniel Sträßer). Den beiden Jugendfreunden haben die Autoren besonders dramatische Biografien aufgebürdet. Leo hatte einst Adams brutalen Vater mit dem Spaten ins Koma geprügelt, Adam wiederum war die Beute seines Vaters in die Hände gefallen – und er hat auch jetzt nicht vor, sie herauszugeben. Denn die Rückgabe der Scheine mache das Opfer des Raubes auch nicht wieder lebendig. Für einen Kriminellen eine durchaus gängige Logik – für einen aktiven Kriminalkommissar aber doch etwas heikel.

Die Nummer mit dem Vater und der Beute zieht sich seit nunmehr vier Jahren durch den Saarbrücker „Tatort“, der aber nur einmal im Jahr zu sehen ist. Dass das angestrebte „horizontale Erzählen“ so nicht funktionieren kann, wollen die Macher vom Saarländischen Rundfunk aber einfach nicht wahrhaben. Der fünfte Fall spielt unverdrossen weiter mit der Beute aus der Sporttasche.

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26.01.2024

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24.01.2024

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Leo Hölzer setzt einen Teil des Geldes ein, um ein Quartett von Wettsüchtigen aus der Reserve zu locken. Er vermutet, dass die vier auf einer Spritztour mit einem gestohlenen Pick-up erst ihn beinahe umgefahren und danach eine Rentnerin so sehr erschreckt haben, dass sie bei dem Unfall starb. Der Kommissar drängt sich den Zockern im Casino mit viel Alkohol auf, setzt schließlich 100.000 Euro aus Adams Beute ein und akzeptiert seltsamerweise sogar, dass die vier Verdächtigen gerade mal 20.000 Euro dagegen setzen.

Plausibilität oder Logik fehlen also auch im fünften Saarbrücker Fall mit Schürk und Hölzer. Dafür bietet der Fall um den „Fluch des Geldes“ diverse Psycho-Duelle zwischen dem selbsternannten Undercover-Kommissar und den vier schrägen Figuren, die sich gegenseitig unter Druck setzen. Eine von ihnen, die drogensüchtige Luisa (Jasmina Al Zihairi), lässt bei einer Wette den Puls von Leo Schürk steigen, als sie ihm unterstellt, er sei ein Killer. Und in Flashbacks sehen Leo und die Zuschauer tatsächlich, wie er als Jugendlicher mit dem Spaten auf Adams Vater einprügelt und als Polizist auf einen Verdächtigen schießt.

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Ansonsten wurde Hölzer ja bisher eher als bedächtiger Typ geschildert – im Gegensatz zu seinem Kumpel Schürk, der selbst im Dienst mehr mit den Fäusten als mit dem Köpfchen arbeitet. Diesmal scheinen sich die Rollen zur Abwechslung mal umzudrehen: Leo riskiert seinen Kopf, und Adam muss auf ihn aufpassen. Während die beiden Kerle also wieder in alberne Action-Szenen verwickelt werden, bleibt ihren gleichaltrigen Kolleginnen nur der undankbare Bürodienst, wo Pia (Ines Marie Westernströer) einfach mal einschläft. Man kann sie verstehen.

Eine Hoffnung bleibt dem geplagten Zuschauer immerhin: Die ominöse Beute fliegt zum Schluss außer Landes. Damit wäre dieses Kapitel endlich abgeschlossen. Wie wahrscheinlich es ist, mit einer Million Euro Bargeld im Handgepäck unbehelligt in ein Flugzeug steigen zu dürfen – darüber sollte man lieber nicht nachdenken. Aber in Saarbrücken scheinen andere Regeln zu gelten.

Tatort: Der Fluch des Geldes. Sonntag, 28. Januar, 20.15 Uhr, ARD (+ Mediathek)

QOSHE - „Tatort: Der Fluch des Geldes“ aus Saarbrücken: Der Bulle zockt mit der Beute - Torsten Wahl
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„Tatort: Der Fluch des Geldes“ aus Saarbrücken: Der Bulle zockt mit der Beute

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28.01.2024

Zwei Typen streiten am Fluss um eine Millionenbeute in einer Sporttasche. Zu sehen sind hier nicht etwa flüchtige Bankräuber oder andere Kriminelle, sondern die Saarbrücker Kriminalhauptkommissare Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) und Adam Schürk (Daniel Sträßer). Den beiden Jugendfreunden haben die Autoren besonders dramatische Biografien aufgebürdet. Leo hatte einst Adams brutalen Vater mit dem Spaten ins Koma geprügelt, Adam wiederum war die Beute seines Vaters in die Hände gefallen – und er hat auch jetzt nicht vor, sie herauszugeben. Denn die Rückgabe der Scheine mache das Opfer des Raubes auch nicht wieder lebendig. Für einen Kriminellen eine durchaus gängige Logik – für einen aktiven Kriminalkommissar aber doch etwas heikel.

Die Nummer mit dem Vater und der Beute zieht sich seit nunmehr vier Jahren durch den Saarbrücker „Tatort“, der aber nur einmal im Jahr zu........

© Berliner Zeitung


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