Bei der Vonovia-Tochter Deutsche Wohnen gibt es schon wieder Probleme mit einer Heizkostenabrechnung für 2022. Nachdem sich Mieter aus der Eisenbahnsiedlung in Baumschulenweg über hohe Nachforderungen von bis zu 3250 Euro für eine 67 Quadratmeter große Wohnung beklagt haben, räumt die Deutsche Wohnen Korrekturbedarf ein.

„Es hat sich herausgestellt, dass es in der Heizkostenabrechnung unseres Energielieferanten für 2022 für dieses Quartier einen Fehler gab“, teilte Unternehmenssprecher Christoph Metzner auf Anfrage mit. „Wir haben den Energielieferanten zur Prüfung und zu einer Korrektur der Rechnungen aufgefordert“, so Metzner. Auf die Frage, wie viele Mieter von dem Fehler betroffen sind, ist keine Antwort zu bekommen. Da die Prüfung noch laufe, könne dazu „aktuell keine Auskunft“ gegeben werden, erklärt der Sprecher.

Der Fehler bei der Heizkostenabrechnung in der Eisenbahnsiedlung ist nicht der erste in diesem Jahr. Bereits im Januar hatte die Deutsche Wohnen mitgeteilt, dass in einer Wohnanlage in Mariendorf ein signifikanter Fehler gefunden worden sei. Für viele Mieter im Wohngebiet um die Britzer Straße sei die Heizkostenabrechnung für 2022 „falsch“ gewesen. Die vom Energielieferanten gestellte Rechnung sei „deutlich zu hoch“ ausgefallen. Die Mieter seien informiert worden, dass sich ihre Heizkostennachzahlung „deutlich reduzieren wird“.

Die Mieter in der Eisenbahnsiedlung verweisen auf diesen Fehler – und vermuten, dass bei ihnen „ähnliche Berechnungsfehler vorliegen“. Am Dienstagabend trafen sich fast 100 Bewohner zu einer Versammlung, um über die hohen Nachforderungen zu beraten.

In einem Protestbrief an den Vorstand der Vonovia und der Deutsche Wohnen, den nach Angaben der Mieterinitiative der Siedlung mittlerweile 300 Personen unterschrieben haben, kritisieren die Bewohner „intransparente und überhöhte Abrechnungen“. Zugleich weisen sie darauf hin, dass viele Haushalte durch höhere Vorauszahlungen „seit Januar monatlich zusätzlich stark belastet“ werden. Das sei für viele „finanziell nicht tragbar“. Die Bewohner fordern, „überhöhte Nachforderungen zurückzunehmen und nur tatsächlich entstehende Kosten“ abzurechnen.

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„Die Deutsche Wohnen besitzt in der Eisenbahnsiedlung circa 900 Wohnungen“, sagt Unternehmenssprecher Metzner. „Für rund zwei Drittel dieser Wohnungen haben sich nach Abrechnung des Energiedienstleisters Nachforderungen von durchschnittlich rund 700 Euro ergeben.“ Manche Mieter hätten „jedoch auch ein Guthaben – von bis zu 1000 Euro“, so der Sprecher.

Heizkosten seien bei Vermietern „ein durchlaufender Posten“, so Metzner. „Vermieter geben die Preise der Versorger an die Mieter weiter.“ Die Preise entstünden „am europäischen Gasmarkt“. Die Versorger rechneten „diese mit uns als Vermieter ab, wir gehen dafür in Vorleistung und reichen die Kosten dann im Rahmen der Jahresabrechnung an unsere Mieterinnen und Mieter weiter.“

Von einer Absenkung der erhöhten Vorauszahlungen rät die Deutsche Wohnen ab. „Aktuell empfehlen wir nicht, die Vorauszahlungen nach unten anzupassen“, so der Sprecher. „Der Energiemarkt ist nach wie vor unsicher, sodass es auch für das Abrechnungsjahr 2023 zu erhöhten Nachforderungen kommen kann“, sagt er. „Selbstverständlich senken wir aber auf Wunsch unserer Mieter:innen die Vorauszahlungen, wenn diese sich bei uns melden.“ Allerdings müssten die Mieter bei der nächsten Abrechnung dann wieder mit erhöhten Nachzahlungen rechnen.

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Die Mieter verlangen Aufklärung. „Wir haben jeweils Widerspruch gegen die Nachzahlungen eingelegt und bekräftigen hiermit unseren gemeinsamen Widerspruch“, heißt es in dem Schreiben an die Unternehmenschefs. Die Belege über die tatsächlichen Ausgaben seien von den Mietern bereits angefordert worden.

„Wir appellieren auch an Ihre soziale Verantwortung als Unternehmer“, heißt es in dem Protestbrief der Mieter. Und weiter: „Ihr Unternehmen strich über viele Jahre Milliardengewinne aus Mieten ein. Ebenso wurden Milliarden als Dividenden an Aktionäre ausgeschüttet. Im Gegensatz zu Ihnen sind wir keine Einkommensmillionäre. Jenseits der Rücknahme überhöhter und nicht belegbarer Nachforderungen, bitten wir Sie, von Nachforderungen Abstand zu nehmen, welche die Mieterinnen und Mieter in Notlagen bringen.“

Die Linke unterstützt die Mieter. „Die fehlerhaften Betriebskostenabrechnungen von Vonovia zeigen, dass ein gewisses Misstrauen gegen solche Abrechnungen begründet ist“, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme des Bundestagsabgeordneten Gregor Gysi und der Abgeordneten Katalin Gennburg. Erneut werde „deutlich, dass wir bundesweit einen Mietpreisdeckel benötigen, weil der Druck auf die Mieterinnen und Mieter in ganz Deutschland unerträglich hoch geworden ist.“

QOSHE - Protest gegen hohe Heizkosten: Deutsche Wohnen räumt den nächsten Fehler ein - Ulrich Paul
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Protest gegen hohe Heizkosten: Deutsche Wohnen räumt den nächsten Fehler ein

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28.03.2024

Bei der Vonovia-Tochter Deutsche Wohnen gibt es schon wieder Probleme mit einer Heizkostenabrechnung für 2022. Nachdem sich Mieter aus der Eisenbahnsiedlung in Baumschulenweg über hohe Nachforderungen von bis zu 3250 Euro für eine 67 Quadratmeter große Wohnung beklagt haben, räumt die Deutsche Wohnen Korrekturbedarf ein.

„Es hat sich herausgestellt, dass es in der Heizkostenabrechnung unseres Energielieferanten für 2022 für dieses Quartier einen Fehler gab“, teilte Unternehmenssprecher Christoph Metzner auf Anfrage mit. „Wir haben den Energielieferanten zur Prüfung und zu einer Korrektur der Rechnungen aufgefordert“, so Metzner. Auf die Frage, wie viele Mieter von dem Fehler betroffen sind, ist keine Antwort zu bekommen. Da die Prüfung noch laufe, könne dazu „aktuell keine Auskunft“ gegeben werden, erklärt der Sprecher.

Der Fehler bei der Heizkostenabrechnung in der Eisenbahnsiedlung ist nicht der erste in diesem Jahr. Bereits im Januar hatte die Deutsche Wohnen mitgeteilt, dass in einer Wohnanlage in Mariendorf ein signifikanter Fehler gefunden worden sei. Für viele Mieter im Wohngebiet um die Britzer Straße sei die Heizkostenabrechnung für 2022 „falsch“ gewesen. Die vom Energielieferanten gestellte Rechnung sei „deutlich zu hoch“ ausgefallen.........

© Berliner Zeitung


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