Sie kommen für viel Geld wieder zurück. Die rund 4500 Wohnungen, die die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Howoge von der börsennotierten Vonovia erwirbt, waren schon einmal in der Hand einer landeseigenen Gesellschaft. Die Wohnungen gehörten früher der Wohnungsbaugesellschaft Lichtenberg, wie Howoge-Sprecherin Sabine Pentrop auf Anfrage der Berliner Zeitung mitteilte.

„Der Wohnungsbestand wurde Mitte 1997 von der Wohnungsbaugesellschaft Lichtenberg auf gesetzlicher Grundlage des Altschuldenhilfegesetzes verkauft und ist danach durch verschiedene private Hände gegangen“, sagte Pentrop. Zu welchem Preis die Wohnungen damals verkauft wurden, könne sie nicht sagen.

Das Altenschuldenhilfegesetz sah für Wohnungsunternehmen im Osten eine Teilentlastung von Schulden aus der DDR-Zeit vor, wenn diese 15 Prozent ihrer Wohnungen privatisierten. Eigentlich sollten die Wohnungen vorrangig an Mieter privatisiert werden. Doch das klappte nur selten. So landete ein Großteil der Immobilien in der Hand privater Unternehmen.

Berlin erwirbt rund 4500 Wohnungen und Baugrundstücke von der Vonovia

24.04.2024

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gestern

Die Wohnungsbaugesellschaft Lichtenberg gehörte zu den städtischen Unternehmen in Berlin, wurde aber im Jahr 1997 von der Howoge übernommen. Einen Anhaltspunkt zu den damaligen Kaufpreisen liefert eine Antwort der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung auf eine Anfrage der Grünen aus dem April des Jahres 2000. Darin heißt es, dass die Howoge zur Refinanzierung des Anteilserwerbs an der Wohnungsbaugesellschaft Lichtenberg bisher 4 400 Wohnungen veräußert habe. Der vereinnahmte Verkaufserlös betrage 183 Millionen D-Mark, umgerechnet knapp 94 Millionen Euro.

Die rund 4500 Wohnungen der Vonovia, die die Howoge nun erwirbt, kosten nach eigenen Angaben von Howoge-Geschäftsführer Ulrich Schiller circa 640 Millionen Euro. Insgesamt hat das Geschäft mit der Vonovia, wie berichtet, einen Umfang von rund 700 Millionen Euro. Neben den Wohnungen erwirbt die Howoge zusammen mit der ebenfalls landeseigenen Berlinovo von der Vonovia auch die Stadtentwicklungsgesellschaft Buch, der Grundstücke im Pankower Ortsteil Buch gehören. Die Flächen sind rund 40 Hektar groß, wovon rund 26 Hektar Ausgleichsflächen und rund sieben Hektar perspektivisch Bauland sind. Bei den Restflächen handelt es sich um Grünland.

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Die rund 4500 Wohnungen befinden sich bisher im Besitz der Vonovia-Tochter Prima Wohnbauten Privatisierungs-Management GmbH. Der Übergang der Geschäftsanteile der beiden Gesellschaften an die Howoge und die Berlinovo ist zum 1. Januar 2025 geplant. So lange bleibt die Vonovia-Tochter der Eigentümer. „Die Mieter*innen werden rechtzeitig vor dem Nutzen-Lasten-Wechsel angeschrieben und mit den notwendigen Informationen zum Eigentümerwechsel versorgt“, kündigt Howoge-Sprecherin Pentrop an.

Die Wohnungen befinden sich - bis auf 95 Unterkünfte in Adlershof – im Bezirk Lichtenberg. 2350 Wohnungen liegen in Friedrichsfelde, 1223 Wohnungen in Fennpfuhl und 647 Wohnungen im Ortsteil Lichtenberg. Die bisher bekannten Adressen lauten: Alt-Friedrichsfelde 44-48 (Friedrichsfelde), Möllendorffstraße 69-73 (Lichtenberg), Coppistraße 10-12 (Lichtenberg), Balatonstraße 33-53 (Fennpfuhl), Moldaustraße 14-30 (Fennpfuhl), Josef-Orlopp-Straße 17-31 (Fennpfuhl) und Stienitzseestr. 27-41 (Adlershof).

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Zum Bestand der Vonovia-Tochter Prima zählen darüber hinaus zwei Gewerbeeinheiten, 47 sonstige Einheiten sowie 873 Stellplätze. Darüber hinaus kauft die Howoge das zu den Wohnungen gehörende Glasfasernetz sowie die Photovoltaikanlagen. Die Leerstandsquote liegt mit deutlich unter einem Prozent auf sehr niedrigem Niveau.

Welche Folgen die Privatisierung auf die Mietentwicklung in den Wohnungen hatte, zeigt sich beim Vergleich der durchschnittlichen Mieten. Während die Mieter der Vonovia-Tochter im Schnitt eine Kaltmiete von 7,04 Euro je Quadratmeter Wohnfläche berappen, zahlen Mieter der Howoge im Schnitt nur 6,46 Euro. Eine 60 Quadratmeter große Wohnung kostet bei der Howoge also monatlich 387,60 Euro, bei der Vonovia-Tochter hingegen 422,40 Euro. Das zeigt: Die Mieten sind bei der Vonovia-Tochter stärker gestiegen als im vergleichbaren Bestand der Howoge. Auf das Jahr hochgerechnet, ergibt sich eine Differenz von rund 417 Euro zugunsten der Mieter bei der Howoge.

QOSHE - Umstrittener Deal mit Vonovia: Wohnungen einst billig verkauft, jetzt teuer zurückgekauft - Ulrich Paul
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Umstrittener Deal mit Vonovia: Wohnungen einst billig verkauft, jetzt teuer zurückgekauft

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26.04.2024

Sie kommen für viel Geld wieder zurück. Die rund 4500 Wohnungen, die die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Howoge von der börsennotierten Vonovia erwirbt, waren schon einmal in der Hand einer landeseigenen Gesellschaft. Die Wohnungen gehörten früher der Wohnungsbaugesellschaft Lichtenberg, wie Howoge-Sprecherin Sabine Pentrop auf Anfrage der Berliner Zeitung mitteilte.

„Der Wohnungsbestand wurde Mitte 1997 von der Wohnungsbaugesellschaft Lichtenberg auf gesetzlicher Grundlage des Altschuldenhilfegesetzes verkauft und ist danach durch verschiedene private Hände gegangen“, sagte Pentrop. Zu welchem Preis die Wohnungen damals verkauft wurden, könne sie nicht sagen.

Das Altenschuldenhilfegesetz sah für Wohnungsunternehmen im Osten eine Teilentlastung von Schulden aus der DDR-Zeit vor, wenn diese 15 Prozent ihrer Wohnungen privatisierten. Eigentlich sollten die Wohnungen vorrangig an Mieter privatisiert werden. Doch das klappte nur selten. So landete ein Großteil der Immobilien in der Hand privater Unternehmen.

Berlin erwirbt rund 4500 Wohnungen und Baugrundstücke von der........

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