Sydney Sweeney eröffnet ihren Monolog bei der bekannten amerikanischen Comedyshow „Saturday Night Live“ (SNL) mit einer kleinen Selbstvorstellung: „Ihr habt mich vielleicht schon in ‚Euphoria‘ oder ‚Anyone But You‘ gesehen. Aus ‚Madame Web‘ kennt ihr mich definitiv nicht“, scherzt die 26-Jährige und nimmt damit ihren eigenen Film aus dem Marvel-Universum aufs Korn.

Denn der Science-Fiction-Film um die Figur Madame Web, eine Verbündete von Spider-Man, mit Dakota Johnson in der Hauptrolle fällt sowohl an der Kinokasse als auch bei den Kritikern durch. Von der Kritikerseite Rotten Tomatoes gab es durchschnittlich vernichtende 3,3 von zehn Punkten. Sweeneys Scherze wirken also uneitel. Sie wolle ihr „echtes Ich“ zeigen, sagt sie weiter, schließlich würden Menschen sie „nur als Mädchen aus dem TV kennen, die schreit, weint und Sex hat“.

Doch die Gags, die dann folgen, haben einen ziemlich offensichtlichen Fokus: ihren Körper. Um schlank zu bleiben, nehme sie Ozempic, und falls das mit der Hollywood-Karriere nichts geworden wäre, sei ihr „Plan B: Brüste zeigen“ gewesen. Da die Schauspielstars beim Schreiben mit den geübten Comedy-SNL-Autoren zusammenarbeiten, hätte es hier ruhig diverser in der Themenwahl sein können.

Die Sketche nach dem Monolog können da nicht viel besser machen, sondern winken mit der Klischeekeule: So spielt Sweeney ein Hooters-Girl am ersten Arbeitstag – das amerikanische Chicken-Wing-Restaurant ist dafür bekannt, dass dort die weiblichen Angestellten in Hotpants und knappen Tops als Arbeitskleidung bedienen. Sie schüttet das Bier zwar über die männlichen Gäste und macht einen Alkoholkranken rückfällig, aber wegen ihres Aussehens erhält sie 30.000 Dollar Trinkgeld, während ihre Kolleginnen von der Kundschaft abgelehnt werden: Wenn die Punchline „Männer halt“ ist, dann ist das doch recht dünn.

02.03.2024

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Des Weiteren spielt Sweeney eine gemeine Cheerleaderin, die einen Hund verführen will, eine Südstaatlerin mit dickem Akzent und tiefem Ausschnitt, die Männern alles verzeiht, und eine Frau, die mit ihrem Freund in einem Restaurant Schluss macht, weil sie ihn mit ihrem Chef betrogen hat. Der wird von Glen Powell dargestellt, mit ihm wurde Sweeney eine Affäre nachgesagt, nachdem die beiden in der romantischen Komödie „Anyone But You“ zu sehen waren. Diese Gerüchte seien unwahr, stellte Sweeney klar. Als sie von ihrem Verlobten spricht, wird die Kamera auf Glen Powell gerichtet – ein Witz, den wohl kein Comedy-Autor liegen lassen kann.

Dass die Schauspielerin facettenreich spielen kann, hat sie sowohl als schnippische und privilegierte Olivia Mossbacher in „The White Lotus“ als auch als soziopathische Cassie Howard in „Euphoria“, die unter der Sexualisierung ihrer männlichen Mitschüler leidet, gezeigt. Ihr komödiantisches Talent ist in der SNL-Sendung durchaus zu sehen, richtig lustig ist der Airbnb-Sketch über einfallsloses Interieur, verschlossene Türen sowie seltsame Anweisungen; und wie sich Sweeney sehr glaubwürdig Hals über Kopf in ihren Comedy-Kollegen Bowen Yang verliebt – wegen seiner „schwul anmutenden asiatischen Podcaster-Persona“ –, der sie am Schluss für zwei Französinnen verlässt.

Im Kopf bleiben leider aber vor allem die vielen Witze, die direkt mit ihrem Aussehen zu tun haben. Ob die 26-Jährige mit den Sketchen zufrieden ist, weiß nur sie. Allerdings hat sie in einem Interview mit dem Independent einmal gesagt, dass sie sehr stolz auf ihre Arbeit in „Euphoria“ sei, aber niemand darüber sprechen würde, weil sie sich nackt gezeigt habe. Erst mit ihrer Rolle in „The White Lotus“ hätten Kritiker ihr Aufmerksamkeit geschenkt. Es wäre schön, wenn gutes Aussehen für eine Schauspielerin nicht gleich Hooters-Girl oder Cheerleader bedeuten würde.

QOSHE - „Plan B: Brüste zeigen“: Sydney Sweeneys Comedy-Auftritt hat nur einen Fokus – ihren Körper - Yuki Schubert
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„Plan B: Brüste zeigen“: Sydney Sweeneys Comedy-Auftritt hat nur einen Fokus – ihren Körper

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04.03.2024

Sydney Sweeney eröffnet ihren Monolog bei der bekannten amerikanischen Comedyshow „Saturday Night Live“ (SNL) mit einer kleinen Selbstvorstellung: „Ihr habt mich vielleicht schon in ‚Euphoria‘ oder ‚Anyone But You‘ gesehen. Aus ‚Madame Web‘ kennt ihr mich definitiv nicht“, scherzt die 26-Jährige und nimmt damit ihren eigenen Film aus dem Marvel-Universum aufs Korn.

Denn der Science-Fiction-Film um die Figur Madame Web, eine Verbündete von Spider-Man, mit Dakota Johnson in der Hauptrolle fällt sowohl an der Kinokasse als auch bei den Kritikern durch. Von der Kritikerseite Rotten Tomatoes gab es durchschnittlich vernichtende 3,3 von zehn Punkten. Sweeneys Scherze wirken also uneitel. Sie wolle ihr „echtes Ich“ zeigen, sagt sie weiter, schließlich würden Menschen sie „nur als Mädchen aus dem TV kennen, die schreit, weint und Sex hat“.

Doch die Gags, die dann folgen, haben einen ziemlich offensichtlichen Fokus: ihren Körper. Um schlank zu bleiben, nehme sie Ozempic, und........

© Berliner Zeitung


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