Mit einem Klick wandern Spicy Salmon Nigiri, getrüffelter Spinat und zitronige Ponzu-Soße mit Sesam in den Warenkorb, dann kann eine Abholzeit ausgewählt werden, wobei auf der Webseite alle 15 Minuten ein Slot angeboten wird.

Anschließend erhält man per E-Mail eine Bestellnummer und kann zum vereinbarten Termin seine Bestellung ohne Wartezeit in der Oranienburger Straße abholen. So die Theorie und das Konzept des neuen Sushi-Grab-&-Go-Ladens Friendly Fish in Mitte. Bei unserem Test funktioniert alles wie beschrieben.

Die Maki, Nigiri und Sashimi-Reis-Gemüse-Gerichte, die preislich zwischen 6,50 und 12,90 Euro liegen und geschmacklich eher auf Probierfreudige als Traditionalisten zugeschnitten sind, werden nicht in den bekannten schwarzen Plastikverpackungen mit durchsichtigen Deckeln oder den braunen Papierfaltboxen, sondern in weißen, quaderförmigen Behältnissen aus recycelbarem Papier in unterschiedlichen Größen mit kräftig blauem oder orangefarbenem Korallendruck ausgehändigt.

Die Farben sollen das Meer und Lachs symbolisieren. Friendly Fish, das seit Anfang März geöffnet hat, will sich im Mitnahme-Sushi-Geschäft optisch absetzen.

Überdies geht es dem achtköpfigen Team beim Fisch und dem Drumherum um Nachhaltigkeit sowie um gesundes und hochwertiges Sushi, erläutert uns der Geschäftsführer Moritz Mary, der durch seinen Vater Roland Mary in der Berliner Gastronomie groß geworden ist und mit Friendly Fish seinen ersten eigenen Laden in einer mit vielen Lokalen gesegneten Straße eröffnet hat.

Doch warum genau da? „Ich bin der Meinung, dass ein Standort, umgeben von viel Konkurrenz, der beste Ort ist, um Qualität und das Konzept unseres Prototyps zu demonstrieren. Wenn wir uns hier bewähren, können wir das überall“, sagt der 23-Jährige.

Für den umweltverträglicheren Ansatz werde nur mit Fischzuchtbetreibern zusammengearbeitet, die das auch vertreten. Es werde Bio-Lachs aus Irland eingekauft, der Thunfisch werde ausschließlich mit Haken und Leine gefangen.

Bereits die Boxen, in denen das Sushi transportiert wird, ästhetisch aufzupimpen, fügt sich in die Philosophie der japanischen Küche ein; schließlich wird dort viel Wert auf die Anrichteweise gelegt. Auch bei To-Go-Produkten, dafür gibt es etwa die verzierten Bento-Boxen. Für die Kunst des Servierens gibt es in Japan sogar einen eigenen Ausdruck: Moritsuke. Dabei wird darauf geachtet, welche Zutaten kombiniert werden, wo etwas platziert wird und welche Farbe und Form das Geschirr hat.

•vor 8 Std.

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Bevor wir aber auf unsere Erfahrungen mit der Verpackung eingehen, hier unser Fazit zum Geschmack: Wir haben uns für mehrere Fisch- und vegane Optionen und mehrere Vorspeisen entschieden. Die flambierten Rollen, die mit Thunfisch und Lachs umhüllt sind, verschwinden besonders schnell. Sie schmecken herrlich – bringen Säure vom Reis, leichte Smokey-Noten vom Fisch sowie knackiges Gemüse gekonnt zusammen, ohne einzelne Bestandteile zu überdecken.

Statt mit grüner Wasabi-Paste wird mit Kizami Wasabi gewürzt, einer texturreichen Würzsoße aus der Wasabi-Wurzel, die auch mit den Blättern vermengt wurde. Die Schärfe geht in die Nase, ist aber viel sanfter und besitzt etwas mehr Essig-Noten.

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Die Süßkartoffel-Nigiri schmecken sehr clean und leicht, fallen aufgrund der weichen Konsistenz aber eher schneller auseinander. Der eingelegte Shiitake-Pilz in der Spicy Salmon Roll und die klein geschnittenen Gurken in der Variante mit scharfem Thunfisch bringen viel Frische. Insgesamt fällt uns auf, dass beim Fisch nicht gespart wurde und die Reiskörner auch noch gut erkennbar sind. Keine Reispampe also.

Etwas schade ist, dass es noch keine Zutatenlisten bei den Gerichten auf der Webseite gibt, und wer die Edamame bestellt, braucht eine Mikrowelle in der Nähe, sonst muss der gesunde Snack bedauerlicherweise kalt gegessen werden.

Der Bestseller – und wir wissen, warum – sind die Spicy Salmon Nigiri. Fein geschnittener Fisch wird mit Fischeiern und Frühlingszwiebeln vermengt. Tatar über Reis quasi. In der Variante schmecken wir mehr von der natürlichen Süße des Fisches. Mary greift selbst gerne bei den Spicy Rolls und den mit Shiitake umhüllten Makis zu, verrät er uns.

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Wer ausgepackt hat, braucht leider etwas Geduld vor dem Essen, denn das Sushi wird in der Oranienburger Straße in großen Kühlschränken aufbewahrt. Wer sofort mit einem Happen Nigiri & Co. verspeist, wird von den feinen Aromen durch den noch kalten Zustand nicht so viel mitbekommen.

Das Sushi wird nicht in dem kleinen Laden zubereitet, der lediglich als Abholstätte dient. Es gibt laut dem Existenzgründer eine zentrale Küche. Um die Kühlkette nicht zu durchbrechen, werden Mary zufolge die leicht verderblichen Speisen in Kühltruhen eingepackt, die auf unter fünf Grad Celsius heruntergekühlt sind, und schließlich in den Store gefahren. Es würde täglich frisch vorproduziert, um keine Wartezeit für Kunden entstehen zu lassen. „Selbst wenn einige Rollen über den Tag hinweg ausverkauft sind, können wir flexibel agieren, um neue zu produzieren, da unsere Sushi-Meister maximal eine Minute benötigen, um eine Rolle nachzuproduzieren“, so der Sushi-Enthusiast.

Delikat zubereiteter roher Fisch auf gewürztem Reis hat in Deutschland ab den 1980er-Jahren einen kulinarischen Siegeszug hingelegt. Gefeiert als kalorienarmes, optisch ansprechendes und qualitätsvolles Essen ploppen immer mehr Fusion-Interpretationen und Restaurants auf, die Wert auf die Herkunft des Fischfangs legen.

Bei Friendly Fish wird das Sushi allerdings nicht von einem Sushi-Meister aus Japan zubereitet, sagt Mary gegenüber der Berliner Zeitung. Ihr Sushi-Chef habe jedoch bei Japanern gelernt und besitze mehr als 22 Jahre Erfahrung. Im Land der aufgehenden Sonne schwankt die Ausbildungszeit von Sushi-Meistern meist zwischen zehn bis 15 Jahren. Im Küchenteam würden aber auch Japaner arbeiten sowie ein noch nicht ausgelernter Sushi-Meister.

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Als wir unsere Bestellung auspacken, merken wir, dass die Sushi-Rollen per Schiebemechanismus zum Vorschein kommen. Die Seiten der Hülle sind extra hoch, damit nichts wegrollt, wenn man seinen Lunch im Park verbringt. Toppings, wie Fischeier oder Chilifäden, sind bei den Inside-Out-Rollen alle auf ihrem Platz geblieben, denn die Quader lassen genug Raum zwischen Verpackungsdeckel und Essen.

Laut dem verantwortlichen Designer Malwin Béla Hürkey, der bereits für das Berliner Futurium tätig war und sich auf Markenentwicklung spezialisiert hat, sorgt die Quaderform für eine geringere Luftzirkulation sowie Feuchtigkeitsaustausch. Damit würde die Rolle nicht so schnell austrocknen.

Ein großes Problem beim Verwenden von Papierverpackungen ist, dass der Reis daran festklebt und sich die sorgsam gerollten Happen auflösen. Damit das nicht passiert, wird das Papier dem Designer zufolge mit Dispersionslack behandelt. Der „besteht aus Wasser, Bindemitteln, Harzen und Wachsen und ist somit der umweltfreundlichste Lack“, sagt Hürkey. Eingestanzte Rillen gewährleisteten darüber hinaus einen sicheren Transport.

Die hausgemachte Sojasoße und die anderen Dip-Optionen, die extra kosten, kommen aber in den bekannten Plastikbehältern. Das Team um Friendly Fish hat nach eigener Aussage noch keine Alternative gefunden, die hygienisch ist und die Soßen sicher verpackt. „Allerdings haben wir uns als Ziel gesetzt, auch für die Soßenbehälter bis Ende 2024 frei von Plastik zu sein“, sagt Mary.

Friendly Fish. Oranienburger Straße 5, 10178 Berlin, Mo–Sa 11–19 Uhr. friendlyfish.com

QOSHE - Neuer Sushi-Laden in Berlin-Mitte: Friendly Fish macht den Fisch schick - Yuki Schubert
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Neuer Sushi-Laden in Berlin-Mitte: Friendly Fish macht den Fisch schick

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01.04.2024

Mit einem Klick wandern Spicy Salmon Nigiri, getrüffelter Spinat und zitronige Ponzu-Soße mit Sesam in den Warenkorb, dann kann eine Abholzeit ausgewählt werden, wobei auf der Webseite alle 15 Minuten ein Slot angeboten wird.

Anschließend erhält man per E-Mail eine Bestellnummer und kann zum vereinbarten Termin seine Bestellung ohne Wartezeit in der Oranienburger Straße abholen. So die Theorie und das Konzept des neuen Sushi-Grab-&-Go-Ladens Friendly Fish in Mitte. Bei unserem Test funktioniert alles wie beschrieben.

Die Maki, Nigiri und Sashimi-Reis-Gemüse-Gerichte, die preislich zwischen 6,50 und 12,90 Euro liegen und geschmacklich eher auf Probierfreudige als Traditionalisten zugeschnitten sind, werden nicht in den bekannten schwarzen Plastikverpackungen mit durchsichtigen Deckeln oder den braunen Papierfaltboxen, sondern in weißen, quaderförmigen Behältnissen aus recycelbarem Papier in unterschiedlichen Größen mit kräftig blauem oder orangefarbenem Korallendruck ausgehändigt.

Die Farben sollen das Meer und Lachs symbolisieren. Friendly Fish, das seit Anfang März geöffnet hat, will sich im Mitnahme-Sushi-Geschäft optisch absetzen.

Überdies geht es dem achtköpfigen Team beim Fisch und dem Drumherum um Nachhaltigkeit sowie um gesundes und hochwertiges Sushi, erläutert uns der Geschäftsführer Moritz Mary, der durch seinen Vater Roland Mary in der Berliner Gastronomie groß geworden ist und mit Friendly Fish seinen ersten eigenen Laden in einer mit vielen Lokalen gesegneten Straße eröffnet hat.

Doch warum genau da? „Ich bin der Meinung, dass ein Standort, umgeben von viel Konkurrenz, der beste Ort ist, um Qualität und das Konzept unseres Prototyps zu demonstrieren. Wenn wir uns hier bewähren, können wir das überall“, sagt der 23-Jährige.

Für den umweltverträglicheren Ansatz werde nur mit Fischzuchtbetreibern zusammengearbeitet, die das auch vertreten. Es werde Bio-Lachs aus Irland eingekauft, der Thunfisch werde ausschließlich mit Haken und Leine........

© Berliner Zeitung


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