Die 24-jährige Musikstudentin Sofie Aspacher alias Soffie hatte Angst, dass sie die Indie-Rock-Stätte Schokoladen in Berlin-Mitte mit einer Kapazität von 120 Leuten niemals vollbekommen würde, wie sie der Berliner Zeitung erzählt. Schließlich ist die Singer-Songwriterin, die erst drei Musikstücke herausgebracht hat, noch ganz neu im Geschäft. Kein großes Label steht hinter ihr; gemanagt wird sie von einer Studienkollegin.

Die Hauptstadt war ein Jahr lang ihre Wahlheimat, doch dann kam die Studienplatzzusage in Mannheim. Ihre Wohnung in Berlin hat Soffie bisher nur untervermietet. Anfang Januar stellt sie ein 34-sekündiges Video von einem noch nicht fertiggestellten Song auf die Plattform TikTok und geht plötzlich mit „Für immer Frühling“ viral. 3,8 Millionen Mal wird ihre Gesangsperformance angeklickt, mit der eingängigen ersten Zeile: „Ich hab neulich geträumt von einem Land, in dem für immer Frühling ist.“

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In dem Indie-Pop-Song beschreibt sie eine utopische Welt, in der niemand hungern und ohne Obdach draußen frieren muss. Auch von einer gelebten Willkommenskultur singt sie: „In das Land, in dem für immer Frühling ist/Darf jede:r kommen und jede:r gehen, denn es gibt immer einen Platz am Tisch/Rot karierter Stoff, keine weißen Flaggen mehr/Alle sind willkommen, kein Boot, das sinkt im Mittelmeer“.

Live spielte sie den Song bereits bei einer Demo gegen rechts in Mannheim, die sich nach einer Correctiv-Recherche landesweit bildeten. In dem Bericht der Investigativ-Plattform geht es um ein rechtsextremes Treffen, bei dem AfD-Politiker über Vertreibungspläne von Millionen Menschen beraten haben sollen.

30.01.2024

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29.01.2024

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Als der Song entstand, hatte Soffie eine lange Liste im Kopf, was sie derzeit in der Welt stört, darunter auch die Politik der AfD und der rechte Hass. Letztlich habe sie sich dazu entschlossen, sich in dem Song lieber „eine schöne Welt zu machen“, sagt die Künstlerin gegenüber der Berliner Zeitung.

Zwar kommt der Song im Netz so gut an, dass bereits mehrere Coverversion umherschwirren, aber es gibt ihr zufolge auch ganz viel Gegenwind – vor allem aus AfD-nahen Lagern. „Mir wurde gewünscht, dass ich von Menschen mit Migrationshintergrund vergewaltigt werden soll“, sagt die 24-Jährige. Ihr soziales Umfeld helfe ihr enorm, diese Hate-Kommentare auf TikTok und Instagram zu verdauen. Aber nicht alles pralle so einfach ab.

Auf die Frage, ob sie befürchtet, ein One-Hit-Wonder zu bleiben, antwortet Soffie selbstbewusst: „nicht wirklich“. Sie stehe bereits seit zwei Jahren auf Bühnen, habe mehrfach vor leeren Reihen gestanden, das habe sie gewappnet. Sie müsse nun zeigen, dass sie konsistent abliefern könne, sagt die Musikerin.

Leere Reihen wird es im Schokoladen in Berlin jedenfalls nicht geben, „in zwei Tagen war alles ausverkauft“, sagt Soffie begeistert. Der TikTok-Erfolg scheint Einfluss auf das reale Leben zu haben, denn auch Labels hätten Interesse an ihr gezeigt. Ihrem Publikum möchte sie ein energiegeladenes Live-Erlebnis mit Voract Jessovski bescheren. Neben „Für immer Frühling“ habe sie noch etliches unveröffentlichtes Material für die Zuhörerinnen und Zuhörer parat.

Soffie und Jessovski im Schokoladen. Do., 29.2., Ackerstraße 169, 10115 Berlin. Das Event ist ausverkauft.

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TikTok-Wunder Soffie: „Berliner Konzert in zwei Tagen ausverkauft“

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02.02.2024

Die 24-jährige Musikstudentin Sofie Aspacher alias Soffie hatte Angst, dass sie die Indie-Rock-Stätte Schokoladen in Berlin-Mitte mit einer Kapazität von 120 Leuten niemals vollbekommen würde, wie sie der Berliner Zeitung erzählt. Schließlich ist die Singer-Songwriterin, die erst drei Musikstücke herausgebracht hat, noch ganz neu im Geschäft. Kein großes Label steht hinter ihr; gemanagt wird sie von einer Studienkollegin.

Die Hauptstadt war ein Jahr lang ihre Wahlheimat, doch dann kam die Studienplatzzusage in Mannheim. Ihre Wohnung in Berlin hat Soffie bisher nur untervermietet. Anfang Januar stellt sie ein 34-sekündiges Video von einem noch nicht fertiggestellten Song auf die Plattform TikTok und geht plötzlich mit „Für immer Frühling“ viral. 3,8 Millionen Mal wird ihre Gesangsperformance angeklickt, mit der eingängigen ersten Zeile: „Ich hab neulich........

© Berliner Zeitung


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