Bundesaußenministerin Annalena Baerbock gibt eine Pressekonferenz auf dem UN-Klimagipfel.

© Quelle: Hannes P. Albert/dpa

Freude und Enttäuschungen liegen nah zusammen in Dubai, wo der UN-Klimagipfel gerade einen Beschluss verabschiedet hat. Er ist kein Quantensprung, aber doch ein Fortschritt. Das ist schon viel in Zeiten wie diesen, kommentiert RND-Korrespondent Steven Geyer aus dem Emirat.

Dubai. An Pathos fehlt es selten auf den Klimakonferenzen der Vereinten Nationen. So war es auch nach dem Abschluss der COP28 in Dubai: Da war nach der Verabschiedung des Beschlusstextes die Rede von Tränen in den Augen, die bei manchen Freudentränen waren und bei manchen eben nicht. In Kritik wie Lob hieß es, auf diesem Gipfel habe man ums Überleben verhandelt – die arabischen Länder, um das Überleben ihrer Ölindustrie, die Inselstaaten um das ihrer Heimat.

Das ist zwar alles etwas dick aufgetragen. Denn dass so ein Konferenzbeschluss allein die Welt noch nicht verändert, wurde ja gerade durch die Meldung bewiesen, dass auch nach dem Pariser Klimaabkommen von 2015 mehr Treibhausgase ausgestoßen wurden als je zuvor.

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Und doch ist der Beschluss von Dubai ein wichtiger Meilenstein. Zwar wird durch ihn allein nicht das Ende der fossilen Welt eingeläutet, wie die deutsche Verhandlungsführerin und Außenministerin Annalena Baerbock nach der Einigung jubelte.

Denn die Weltwirtschaft hatte auch vorher mitten in einem Transformationsprozess gesteckt – weg von Kohle, Öl und Gas und hin zu Sonne, Wind und gezieltem Einsparen von Energie. Doch diese Abkehr von der fossilen Welt mit ihrer zerstörerischen Wirkung auf die Lebensgrundlagen der Menschheit und ihren unerwünschten Abhängigkeiten und Kostenschwankungen, sie ist heftig umkämpft. Nicht zuletzt, weil Öl und Gas für die produzierenden Länder nicht nur Reichtumsquellen, sondern auch geopolitische Machtfaktoren sind. Und in diesem Kampf ist das Abkommen von Dubai sehr wohl eine wertvolle Wegmarke.

Freilich besteht die Gefahr, dass entscheidende Player dem Appell von Dubai nicht folgen. Dass sie die Schlupflöcher und Vagheiten ausnutzen, die sich in einem Kompromiss zwischen Gewinnern und Verlierern der alten Welt gar nicht vermeiden lassen. Doch die Ölproduzenten sollten nicht darauf zu wetten. Von nun an haben sie schriftlich, dass die gesamte Welt auf erneuerbare Energie umsteigen und die fossilen Brennstoffe überwinden will. Sogar mit dem Zieldatum 2050. Dieser Schritt ist schon deshalb historisch, weil diese Energiequellen in den 27 vorherigen COP-Beschlüssen nicht angegangen wurden, obwohl sie Hauptschuldige für die Erderwärmung sind.

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So reicht der Beschluss leider nicht für das frühere Ziel der Weltgemeinschaft, die Erderwärmung möglichst unter 2 Grad zu deckeln. Dafür müssen die ehrgeizigen Staaten, darunter Deutschland und die EU, weiter vorangehen und die Transformation in ärmeren Ländern auch finanziell unterstützen, um den Umschwung tatsächlich herbeizuführen.

Aber er reicht, um die Investitionen und die Entwicklung der globalen Wirtschaft künftig stärker in klimafreundliche Bahnen zu lenken. Daraus wird China ebenso seine Schlüsse ziehen wie Saudi-Arabien, Kuwait und Co. Sie sind nun gut beraten, ihre zuletzt üppig sprudelnden Ölgewinne in die Zukunft zu investieren, vor allem in die klimaneutrale Produktion von grünen Wasserstoff. Sie haben das Geld und die Solarkraft dazu – und werden vom massiven Bedarf an dem Treibstoffersatz kräftig profitieren. Mit diesem Signal können und müssen sie nun arbeiten.

Die COP von Dubai endet im wärmsten Jahr seit Temperaturmessung, vermutlich sogar seit Zehntausenden Jahren. Extremwetter hat weltweit Tausende Todesopfer und Milliardenschäden verursacht. Diese Entwicklung wird sich verstärken, denn der Klimawandel ist längst im Gang und lässt sich nicht mehr umkehren. Bestenfalls bremsen. Gerade, wer darauf verweist, dass das kleine Deutschland und nicht einmal ganz Europa allein das Weltklima verändern können, muss also jeder UN-Klimakonferenz aufs Neue viel Erfolg wünschen – denn was wäre die Alternative, als sich gemeinschaftlich zu einigen?

Sultan al-Dschaber, Präsident der COP28, (M) und weitere Teilnehmer auf der Konferenz applaudieren. Am Mittwochmorgen legte die COP-Präsidentschaft einen überarbeiteten Entwurf für den Abschlusstext vor. fossile Brennstoffe. Foto: Hannes P. Albert/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

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Für diese Einigung jedoch ist es nötig, den bereits laufenden Klimawandel nicht zu vergessen. Die ärmeren Staaten brauchen Hilfe dabei, den schlimmsten Schäden vorzubeugen. Und wo das nicht mehr rechtzeitig gelingt, brauchen sie Unterstützung bei einem nachhaltigen Wiederaufbau. Auch in diesen Punkten blieb die COP28 hinter den Notwendigkeiten zurück. Die Vorgaben und Gelder zur Anpassung fielen zu gering aus, und am Fonds für Klimaschäden und Verluste müssen sich dringend auch China und andere reiche Schwellenländer stärker beteiligen.

Und doch: Es gibt keine Alternative zu schrittweisen Verbesserungen. Wer von 198 Staaten Konsens über einen Quantensprung im Klimaschutz erwartet, verkennt die Komplexität der verschiedensten Interessen. Dass sie in Zeiten von Krieg und Spaltung überhaupt einen Schritt wie diesen vorangekommen sind, ist keine Selbstverständlichkeit.

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Die Bundesregierung will unter anderem den CO₂-Preis stärker anheben als zunächst geplant, um Mehreinnahmen zu generieren. Der Unionsfraktionsvize Middelberg kritisiert die Einigung. Auch die Mittelstandsunion hält den Kompromiss für unzureichend: „Die heiligen Partei-Kühe werden nicht angetastet.“

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Der Klimabeschluss rettet nicht die Welt – kann aber dabei helfen

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13.12.2023

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock gibt eine Pressekonferenz auf dem UN-Klimagipfel.

© Quelle: Hannes P. Albert/dpa

Freude und Enttäuschungen liegen nah zusammen in Dubai, wo der UN-Klimagipfel gerade einen Beschluss verabschiedet hat. Er ist kein Quantensprung, aber doch ein Fortschritt. Das ist schon viel in Zeiten wie diesen, kommentiert RND-Korrespondent Steven Geyer aus dem Emirat.

Dubai. An Pathos fehlt es selten auf den Klimakonferenzen der Vereinten Nationen. So war es auch nach dem Abschluss der COP28 in Dubai: Da war nach der Verabschiedung des Beschlusstextes die Rede von Tränen in den Augen, die bei manchen Freudentränen waren und bei manchen eben nicht. In Kritik wie Lob hieß es, auf diesem Gipfel habe man ums Überleben verhandelt – die arabischen Länder, um das Überleben ihrer Ölindustrie, die Inselstaaten um das ihrer Heimat.

Das ist zwar alles etwas dick aufgetragen. Denn dass so ein Konferenzbeschluss allein die Welt noch nicht verändert, wurde ja gerade durch die Meldung bewiesen, dass auch nach dem Pariser Klimaabkommen von 2015 mehr Treibhausgase ausgestoßen wurden als je zuvor.

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Und doch ist der Beschluss von Dubai ein wichtiger Meilenstein. Zwar wird durch ihn allein nicht das Ende der fossilen Welt eingeläutet, wie die deutsche Verhandlungsführerin und Außenministerin Annalena Baerbock nach der Einigung jubelte.

Denn die Weltwirtschaft hatte auch vorher mitten in einem Transformationsprozess gesteckt – weg von Kohle, Öl und Gas und hin zu Sonne, Wind und gezieltem Einsparen von Energie. Doch diese Abkehr von der fossilen Welt mit ihrer zerstörerischen Wirkung auf die Lebensgrundlagen der Menschheit und ihren unerwünschten Abhängigkeiten und Kostenschwankungen, sie ist heftig umkämpft. Nicht zuletzt, weil Öl und Gas für die produzierenden Länder nicht nur Reichtumsquellen, sondern auch geopolitische Machtfaktoren sind. Und in diesem Kampf ist das Abkommen von Dubai sehr wohl eine wertvolle........

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