Auch nach zwei Jahren Ukraine-Krieg ist noch immer nicht allen klar, dass sich Europa in der bedrohlichsten Lage seit 1945 befindet.

Der grausame und verbrecherische Krieg, den Russlands Präsident, Wladimir Putin, vor zwei Jahren mit seinem Überfall auf die Ukraine losgetreten hat, kennt eine paradoxe Konstante: Es ist bis jetzt immer noch anders gekommen als erwartet. Erst dachten fast alle und insbesondere die Kreml-Führung, Kiew werde in wenigen Tagen fallen. Doch die ukrainische Armee hielt stand und drängte die Invasoren zurück. Dann eroberte sie sogar die Stadt Cherson am Dnjepr zurück und schlug vor der Nase der russischen Flotte einen Exportkorridor durchs Schwarze Meer frei. Deshalb keimte zeitweilig sogar Hoffnung auf die Befreiung des gesamten ukrainischen Territoriums auf. Auch diese Illusion platzte. Die groß angekündigte Gegenoffensive scheiterte.

Mittlerweile sind die russischen Aggressoren wieder auf dem Vormarsch. Sie haben nach monatelangen verlustreichen Kämpfen zuletzt Awdijiwka eingenommen und damit den größten militärischen Erfolg seit Monaten errungen. In Kiew und den westlichen Hauptstädten ist die zuversichtliche Euphorie, die noch zu Beginn des Vorjahres vorgeherrscht hat, einer zunehmend niedergeschlagenen Nervosität gewichen. Der Ukraine gehen nicht nur die Soldaten, sondern vor allem auch die Munition aus. Die europäische Rüstungsindustrie hat sich als unfähig erwiesen, für ausreichenden Nachschub zu sorgen. Und im US-Kongress blockieren die Republikaner seit Monaten ein milliardenschweres Militärpaket, während am Horizont bereits eine Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus auftaucht.

QOSHE - Magisches Neutralitätsdenken wird Österreich nicht schützen - Christian Ultsch
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Magisches Neutralitätsdenken wird Österreich nicht schützen

9 0
21.02.2024

Auch nach zwei Jahren Ukraine-Krieg ist noch immer nicht allen klar, dass sich Europa in der bedrohlichsten Lage seit 1945 befindet.

Der grausame und verbrecherische Krieg, den Russlands Präsident, Wladimir Putin, vor zwei Jahren mit seinem Überfall auf die Ukraine losgetreten hat, kennt eine paradoxe Konstante: Es ist bis jetzt immer noch anders gekommen als erwartet. Erst dachten fast alle und........

© Die Presse


Get it on Google Play