24. Dezember, endlich. Nicht für alle steht das Kind in der Krippe zu Weihnachten im Mittelpunkt, vielleicht sogar nur für eine Minderheit. Ja und?

Am Ende ist es wieder sehr rasch gegangen. Kaum war die vierte Adventkerze entzündet, hatte der Baum schon aufgestellt und geschmückt zu werden. Darauf verzichtet die große Mehrheit der Österreicher dann doch nicht.

Wie eine Blitz-Recherche ergibt, werden in Österreich 2,6 Millionen Christbäume verkauft. Bei Daumen mal Pi vier Millionen Haushalten entspricht das politisch gesprochen einer komfortablen absoluten Mehrheit. Was wahrscheinlich die Wenigsten wissen: Lang hat sich die katholische Kirche gegen den Christbaum gewehrt, ihn sogar als lutherische Erfindung denunziert. Zu bestimmten Zeiten galt das als so ziemlich der schlimmste Vorwurf. Wie so oft hat sich die katholische Kirche dann den Realitäten gefügt. Aber erst seit dem 20. Jahrhundert dürfen die Tannen und Fichten auch in Kirchen aufgestellt werden.

Apropos sich Realitäten fügen: Zu Beginn der letzten Adventwoche hat Papst Franziskus eine Art vorzeitiges Weihnachtsgeschenk gemacht. Für Homosexuelle, aber auch – was in der allgemeinen Berichterstattung untergegangen ist – Heterosexuelle, die geschieden oder ledig sind und in einer (neuen) Partnerschaft leben. Die Großeltern-Generation spricht da noch gern von „wilder Ehe“ – ein Begriff, der in ein nicht existierendes Register aussterbender Begriffe passen würde.

Die genannten Personengruppen dürfen ab sofort nun durch apostolische Approbation eines Dokuments des Glaubensdikasteriums als Paare den Segen von Geistlichen empfangen. Richtig, das ist einerseits nicht neu, weil häufig praktiziert, speziell in Österreich und Deutschland. Und ja, das ist andererseits neu, weil derartige Segnungen bisher seitens des obersten Lehramtes der Kirche ausdrücklich verboten waren. Papst Franziskus hat damit nicht nur überrascht, sondern auch konservative Kritiker gleichermaßen überrumpelt wie Reformorientierte, denen alles viel zu langsam geht. Dass ausgerechnet dieser Papst, der Synodalität wie kein Zweiter predigt, im Alleingang die von ihm einberufene Synode aushebelt, die im nächsten Herbst Entscheidungen auch zu diesem Thema hätte bringen können, mag ein weiterer Treppenwitz der Kirchengeschichte sein.

Wie auch immer: Feiern Sie! Feiern Sie Weihnachten! So, wie Sie es persönlich verstehen, sehen oder interpretieren wollen. Feiern Sie das, was Ihnen wichtig ist, wenn es sein muss, ohne auf Traditionen oder Konventionen übertrieben Rücksicht zu nehmen. Einerlei. Weihnachten ist nicht umzubringen. Nicht durch Krieg, Krisen, Konsum, Kitsch.

Dieses Fest lässt etwas in uns anklingen, was über uns hinausgeht. Es ist eine Feier des Liebens, des Lebens, der Hoffnung. Weihnachten passiert. Man muss es nur zulassen. Daher: Gutes Gelingen-Lassen. Wundervolle (Wunder-volle) Weihnachten!

QOSHE - Krieg, Krisen, Konsum, Kitsch: Weihnachten ist nicht umzubringen - Dietmar Neuwirth
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Krieg, Krisen, Konsum, Kitsch: Weihnachten ist nicht umzubringen

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25.12.2023

24. Dezember, endlich. Nicht für alle steht das Kind in der Krippe zu Weihnachten im Mittelpunkt, vielleicht sogar nur für eine Minderheit. Ja und?

Am Ende ist es wieder sehr rasch gegangen. Kaum war die vierte Adventkerze entzündet, hatte der Baum schon aufgestellt und geschmückt zu werden. Darauf verzichtet die große Mehrheit der Österreicher dann doch nicht.

Wie eine Blitz-Recherche ergibt, werden in Österreich 2,6 Millionen Christbäume verkauft. Bei Daumen mal Pi vier Millionen Haushalten entspricht das politisch gesprochen einer komfortablen absoluten Mehrheit. Was wahrscheinlich die Wenigsten wissen: Lang hat sich die katholische Kirche gegen den Christbaum gewehrt, ihn sogar als........

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