Dass die Arbeitnehmervertreter der Metaller ihren Forderungen mehr Nachdruck verleihen wollen, ist verständlich. Dass sie andere Arbeitnehmer dafür in Geiselhaft nehmen, nicht.

Es ist inzwischen eingeübte Routine. Pünktlich am Montagmorgen - vornehmlich nach verlängerten Wochenenden oder Ferien - werden wichtige Straßen in Österreichs größeren Städten blockiert. Aktivisten der Letzten Generation wollen so auf ihre Forderungen für mehr Klimaschutz hinweisen. Für Autofahrer, die oft lange im künstlich erzeugten Stau stehen ein Ärgernis, das deren Verständnis für Klimaschutzmaßnahmen mitunter wohl auch auf eine harte Probe stellen dürfte.

Am Montag kam es nun neuerlich zu einem veritablen Stau im Süden Wiens, nachdem eine wichtige Einfahrtsstraße lahmgelegt wurde. Doch diesmal waren es nicht die „Klimakleber“. Vielmehr führten die Gewerkschafter der Metallindustrie auf der Triester Straße ihre Warnstreiks durch. Das Kalkül dahinter ist klar: Nicht nur die bestreikten Betriebe sollen von der Arbeitsniederlegung etwas mitbekommen, sondern auch der Rest der Bevölkerung.

Von vielen dürfte der Stau mit einem Schulterzucken hingenommen werden. Schließlich sorgte die Letzte Generation ja bereits für einen entsprechenden Gewöhnungseffekt. Das ist aber nicht richtig so. Denn auch wenn die Metaller natürlich das Recht haben, in den Streik zu treten und ihre Unzufriedenheit über die bisherigen Verhandlungen zum Ausdruck zu bringen, gibt ihnen das keine Legitimation dafür, auch andere Arbeitnehmer quasi in Geiselhaft zu nehmen. Der Anspruch an eine Gewerkschaft ist eben auch höher als an eine NGO.

Und auch aus Sicht der Arbeitnehmervertreter dürfte die Aktion der Straßenblockade keine sonderlich gute Idee gewesen sein. So erhielten sie zwar die erwünschte höhere Aufmerksamkeit. Dass sie dadurch auch mehr Verständnis für ihre Forderungen bekommen, ist aber mehr als fraglich.

QOSHE - Wenn die Metaller einen auf Letzte Generation machen - Jakob Zirm
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Wenn die Metaller einen auf Letzte Generation machen

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07.11.2023

Dass die Arbeitnehmervertreter der Metaller ihren Forderungen mehr Nachdruck verleihen wollen, ist verständlich. Dass sie andere Arbeitnehmer dafür in Geiselhaft nehmen, nicht.

Es ist inzwischen eingeübte Routine. Pünktlich am Montagmorgen - vornehmlich nach verlängerten Wochenenden oder Ferien - werden wichtige Straßen in Österreichs größeren Städten blockiert. Aktivisten der Letzten Generation wollen so auf ihre Forderungen für mehr Klimaschutz hinweisen. Für........

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