Vor der Europawahl wird deutlich, dass die Mitte-Parteien selbst keine Themen mehr setzen, sondern diese bloß noch von den Rändern übernehmen.

Irgendwie fühlt sich doch jeder als Mitte. Wenn schon nicht als Mitte des Universums, wie es der menschliche Größenwahn gern hätte, so zumindest als Mitte der Gesellschaft. In der Mitte, so die Illusion, liegt die Übersicht, was gut und schlecht ist – eine Vernunft ohne jede Radikalität. Radikal, das ist der Trugschluss, sind immer nur die anderen.

Wenn der Vorsitzende der Europäischen Volkspartei, Manfred Weber, in der ORF-„Pressestunde“ davor warnt, dass mit einem Wahlerfolg der Rechten bei der EU-Wahl das sensible Gefüge der EU zu kollabieren drohe, da der Schulterschluss gegen Russland und für den Rechtsstaat gefährdet sei, hat er zum einen zwar recht. Zum anderen kann aber niemandem entgangen sein, dass Weber und seine Parteifamilie selbst gern rechts blinken, um ihre Macht zu erhalten. Sie positionieren sich gegen Klimaschutzmaßnahmen, spielen mit der Angst vor Migration und suchen sich potenzielle Zukunftspartner etwa bei Italiens Neofaschisten oder den radikalen Bauernvertretern der Niederlande.

QOSHE - Der Selbstzerstörungstrieb der politischen Mitte - Wolfgang Böhm
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Der Selbstzerstörungstrieb der politischen Mitte

2 1
15.01.2024

Vor der Europawahl wird deutlich, dass die Mitte-Parteien selbst keine Themen mehr setzen, sondern diese bloß noch von den Rändern übernehmen.

Irgendwie fühlt sich doch jeder als Mitte. Wenn schon nicht als Mitte des Universums, wie es der menschliche Größenwahn gern hätte, so zumindest als Mitte........

© Die Presse


Get it on Google Play