Dieser Tage hat Carsten Wehlmann seinen neuen Job begonnen bei Holstein Kiel. Der Norddeutsche hatte Ende Dezember bei Darmstadt 98 gekündigt und wurde daraufhin als Sportdirektor freigestellt – die Stelle ist seitdem vakant. Bei seiner Vorstellung sagte Wehlmann zwei Sätze, die veranschaulichen, wie groß bei den „Lilien“ der Zeitdruck bei der Nachfolgersuche sein dürfte und wie kompliziert es sein könnte, einen Kandidaten zu finden.

Zum einen sagte Wehlmann: „Der Zeitpunkt, jetzt anzufangen, ist ideal, weil um diese Jahreszeit die Planungen für die Zukunft beginnen.“ Demnach sind die Darmstädter auf einer verantwortlichen Position, in der in Kürze wegweisende Entscheidungen in der Kaderplanung anstehen, nicht adäquat aufgestellt.

Wehlmann sprach zum anderen davon, wie sehr er sich als Geschäftsführer Sport und Vizepräsident darauf freue, im Klub „entscheidend mitgestalten zu können“. In Darmstadt, das ist mittlerweile ein offenes Geheimnis, konnte er das nicht.

Was zum einen an seinem eher zurückhaltenden Naturell lag, zum anderen am Zuschnitt des Sportdirektor-Ressorts. Und nicht zuletzt auch am mangelnden Bewegungsspielraum zwischen drei Alphatieren in der SVD-Führungsebene: Trainer Torsten Lieberknecht, Präsident Rüdiger Fritsch und Tom Eilers, bestelltes Präsidiumsmitglied für Lizenzspielerangelegenheiten.

Was die Stelle für manche Kandidaten wohl nicht sehr attraktiv erscheinen lässt. Gesucht wird jemand mit Netzwerk und Erfahrung in der Kaderplanung, der aber zugleich nicht die Richtlinienkompetenz darin für sich beansprucht.

Jemand, der nach außen Frontmann und in der Öffentlichkeitsarbeit präsenter und gewandter als Wehlmann ist, aber zugleich nach innen mehr den Zuarbeiter als den Zampano verkörpert. Jemand, der vor Beginn des Sommertransferfensters nunmehr kaum noch Einarbeitungszeit hat, aber sofort funktionieren und sich an den Ergebnissen (erfolgreiches Abschneiden, kreative Spielerverpflichtungen mit überschaubarem Budget, Transfererlöse) messen lassen muss.

Zumal im Kader nach zwei erfolgreichen Zweitligaspielzeiten, dem überraschenden Aufstieg und dem nun wahrscheinlichen direkten Wiederabstieg ein Zyklus endet und Spielerwechsel im großen Stil anstehen. 17 auslaufende Profiverträge (inklusive die der Leihspieler) in diesem Sommer sprechen für einen größeren Umbruch.

Mehr zum Thema

1/

Staunen über Bayerns Musiala : „Unglaubliche Dinge, die er auf dem Platz macht“

FC Bayern besiegt Darmstadt : Jamal Musiala glänzt als spielender Entertainer

Skarke beim SV Darmstadt 98 : „Tim ist eine Vollbombe“

Obschon dies Chancen und Gestaltungsspielraum bietet. Denn unter diesen Akteuren sind kaum welche, die in dieser Saison sonderlich überzeugt hätten oder größere Ablösesummen erzielen könnten. Um sich für eine weitere Bundesligasaison zu wappnen oder den Abstieg abzufedern, braucht es nun nicht mehr nur Sorgsamkeit, sondern auch Handlungsschnelligkeit bei der Suche nach einem neuen Sportdirektor. Die Zeit drängt, bevor eine komplizierte Leerstelle entsteht.

QOSHE - Die Zeit drängt bei den „Lilien“ - Alex Westhoff
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Die Zeit drängt bei den „Lilien“

19 0
18.03.2024

Dieser Tage hat Carsten Wehlmann seinen neuen Job begonnen bei Holstein Kiel. Der Norddeutsche hatte Ende Dezember bei Darmstadt 98 gekündigt und wurde daraufhin als Sportdirektor freigestellt – die Stelle ist seitdem vakant. Bei seiner Vorstellung sagte Wehlmann zwei Sätze, die veranschaulichen, wie groß bei den „Lilien“ der Zeitdruck bei der Nachfolgersuche sein dürfte und wie kompliziert es sein könnte, einen Kandidaten zu finden.

Zum einen sagte Wehlmann: „Der Zeitpunkt, jetzt anzufangen, ist ideal, weil um diese Jahreszeit die Planungen für die Zukunft beginnen.“ Demnach sind die Darmstädter auf einer verantwortlichen Position, in der in Kürze wegweisende Entscheidungen in der Kaderplanung anstehen, nicht adäquat aufgestellt.

Wehlmann........

© Frankfurter Allgemeine


Get it on Google Play