Auch früher schon hat der „Islamische Staat“ (IS) in Iran blutige Anschläge verübt. Die schiitische Mehrheit im Land gilt den sunnitischen Extremisten als ebenso „ungläubig“ wie Nichtmuslime. Vor allem aber war die offensive Einflussnahme Irans im ganzen arabischen Raum dem IS seit jeher ein Dorn im Auge. Im Nachbarland Irak und in Syrien kämpften beide Seiten mehr oder weniger offen gegeneinander.

Man könnte die Bluttat von Kerman also in dieser Konfliktsphäre verorten und als weitere Episode im Ringen zweier destruktiver Kräfte abtun.

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Doch der Anschlag am Grab des Revolutionswächters Soleimani muss auch den Westen beunruhigen. Nicht nur, weil er zeigt, dass der IS trotz seines militärischen Niedergangs weiterhin zu komplexen Angriffen fähig ist. Iran liegt an der Grenze zwischen dem Einflussgebiet des „alten“ arabischen IS und dem des neuen Ablegers ISPK in Afghanistan, der zum Sammelbecken regionaler und zentralasiatischer Dschihadistengruppen mit alten Verbindungen nach Europa geworden ist.

Ein Zusammenwirken dieser Kräfte kann den Terror schnell wieder in westliche Metropolen bringen. Vor allem aber gibt der Anschlag von Kerman eine Ahnung davon, was folgen könnte, sollte das Teheraner Regime zusammenbrechen.

Das müsste die Welt trotz aller begründeten Abneigung gegenüber dem Mullah-Regime, das das Volk unterdrückt und die Region mit einer aggressiven Einflusspolitik destabi­lisiert, bedenken.

QOSHE - Die neue Gefahr durch den IS - Alexander Haneke
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Die neue Gefahr durch den IS

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05.01.2024

Auch früher schon hat der „Islamische Staat“ (IS) in Iran blutige Anschläge verübt. Die schiitische Mehrheit im Land gilt den sunnitischen Extremisten als ebenso „ungläubig“ wie Nichtmuslime. Vor allem aber war die offensive Einflussnahme Irans im ganzen arabischen Raum dem IS seit jeher ein Dorn im Auge. Im Nachbarland Irak und in Syrien kämpften beide Seiten mehr oder weniger offen gegeneinander.

Man könnte die Bluttat von Kerman........

© Frankfurter Allgemeine


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