Hat sich die Show nun gelohnt? Das Fernseh-Duell zwischen Mario Voigt und Björn Höcke, den beiden Spitzenkandidaten der Opposition in Thüringen, war eine der wenigen Gelegenheiten, die AfD aus ihrer Blase, in der sie sich rundum wohlfühlen darf, in die Arena zu zwingen, in der es ungemütlich werden kann.

So sah es Voigt, der CDU-Landesvorsitzende, der die Brandmauer nicht einreißen will, aber offenbar auch nicht bereit ist, sie als eisernen Vorhang zu verstehen, hinter dem man sich verstecken kann. Höcke sah es vor der Sendung umgekehrt, nicht Voigt habe ihn herausgefordert, sondern er sei es gewesen, der ihn dazu gebracht habe. Das passte zum Bild, das Höcke von sich zeichnen würde, das Bild des missverstandenen Patrioten, der endlich zurechtrücken kann, was ihm angeblich zu Unrecht unterstellt wird.

Voigt tat ihm den Gefallen nicht, damit durchzukommen. Man musste darauf allerdings ein wenig warten, was dem einen oder anderen CDU-Politiker die Schweißperlen auf die Stirn getrieben haben dürfte. Ging das gut? Voigt fand nur schleppend und stochernd in die Debatte. Höcke hatte den besseren Start, der an seinem Spruch über die EU aufgehängt war, die „sterben“ müsse, damit Europa leben könne.

Der AfD-Politiker spielte auf der Klaviatur der EU-Gegner, Nein-Sager und „Dexit“-Befürworter, ohne erklären zu müssen, wie sich seine Vorstellungen über einen freien europäischen Markt, militärische Stärke und starke Außengrenzen realisieren ließen. Voigt hielt dagegen mit dem Negativ-Beispiel Großbritannien und Warnungen vor drohenden Wohlstandsverlusten. Aber damit hatte er Höcke noch nicht dort, wo er ihn haben wollte.

Das kam erst im zweiten Teil der Debatte, als es um Migration, Geschichte, „Remigration“ und den Islam ging. Höcke zeigte plötzlich Erinnerungsschwächen. Dass die stellvertretende Bundestagspräsidentin Aydan Özoguz in Deutschland nichts zu suchen habe, weil sie Höckes Vorstellungen über deutsche Kultur nicht entspricht – das sollte er geschrieben haben? Wer sei diese Özoguz überhaupt? Damit war Höcke zum ersten Mal in der Arena kräftig ins Stolpern geraten.

Und das über sein eigenes Buch

QOSHE - Entzaubert hat Höcke sich ganz von allein - Altenbockum
menu_open
Columnists Actual . Favourites . Archive
We use cookies to provide some features and experiences in QOSHE

More information  .  Close
Aa Aa Aa
- A +

Entzaubert hat Höcke sich ganz von allein

14 15
12.04.2024

Hat sich die Show nun gelohnt? Das Fernseh-Duell zwischen Mario Voigt und Björn Höcke, den beiden Spitzenkandidaten der Opposition in Thüringen, war eine der wenigen Gelegenheiten, die AfD aus ihrer Blase, in der sie sich rundum wohlfühlen darf, in die Arena zu zwingen, in der es ungemütlich werden kann.

So sah es Voigt, der CDU-Landesvorsitzende, der die Brandmauer nicht einreißen will, aber offenbar auch nicht bereit ist, sie als eisernen Vorhang zu verstehen, hinter dem man sich verstecken kann. Höcke sah es vor der Sendung........

© Frankfurter Allgemeine


Get it on Google Play