Es ist lebensfremd zu glauben, ein Einbürgerungstest könne feststellen, ob jemand antisemitisch sei. Da kann der Fragenkatalog noch so lang sein. Wer einigermaßen clever ist und im Integrationskurs aufgepasst hat, gibt die erwünschten Antworten – unabhängig davon, was er wirklich denkt und fühlt.

Ausschlaggebend aber ist, dass es die gewünschten Antworten sind, die darüber entscheiden, ob es jemand ehrlich meint oder getäuscht hat und deshalb die Staatsangehörigkeit wieder verlieren kann. Ob sich daraus eine ungestörte Fortsetzung der deutschen Erinnerungskultur unter den Bedingungen einer Einwanderungsgesellschaft ergibt, steht auf einem anderen Blatt.

Schon die große Koalition wollte den Einbürgerungstest aufrüsten. Friedrich Merz erwischte die Ampel auf dem linken Fuß, als er angesichts von judenfeindlichen Protesten nach dem Hamas-Terrorangriff daran erinnerte, dass zur Einbürgerung ein Bekenntnis zu Israel gehören muss. Wichtiger war der Koalition, die Einbürgerung zu beschleunigen und Doppelpässe zu vermehren.

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Nancy Faeser will den Israel-Teil nun nachholen. Das ist Politik nach der Devise: Wir sorgen für schnelle Einbürgerung, später sehen wir dann, wen wir da eingebürgert haben.

Wer dazu noch die Einwanderung aus arabischen Staaten forciert, wird nicht verhindern können, dass auch der Antisemitismus zunimmt. Weder Einbürgerungstests noch Strafrecht werden daran etwas ändern. Zugegeben: Das ist nicht die erwünschte Antwort.

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Lebensfremder Kampf gegen Antisemitismus

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26.03.2024

Es ist lebensfremd zu glauben, ein Einbürgerungstest könne feststellen, ob jemand antisemitisch sei. Da kann der Fragenkatalog noch so lang sein. Wer einigermaßen clever ist und im Integrationskurs aufgepasst hat, gibt die erwünschten Antworten – unabhängig davon, was er wirklich denkt und fühlt.

Ausschlaggebend aber ist, dass es die gewünschten Antworten sind, die darüber entscheiden, ob es jemand ehrlich meint oder getäuscht hat und........

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