Es wäre wünschenswert, dass die republikweiten Proteste gegen die AfD dazu geführt haben, dass im Saale-Orla-Kreis nicht, wie befürchtet, der AfD-Bewerber, sondern der CDU-Kandidat die Stichwahl in der Landratswahl gewonnen hat. Was dafür spricht, ist die hohe Wahlbeteiligung und eine allgemeine Ermunterung, dem modischen Trend, sich nur als AfD-Wähler groß und stark zu fühlen, entgegenzutreten. Selbst wenige Prozentpunkte können dann, wie diese Landratswahl in Thüringen zeigt, ausschlaggebend sein.

Aber was heißt das schon: wünschenswert? Nicht, was sich eine Mehrheit der Deutschen aus noch so guten Gründen wünscht, wird die AfD kleiner machen, sondern nur eine Politik, die Wutwähler davon abhält, selbst rechtsextremistisches Gedankengut in Kauf zu nehmen, um ihren Willen durchzusetzen. Nüchtern betrachtet ist der Landkreis ein weiteres Beispiel dafür, wie wenig überzeugend die AfD auftreten muss, um ein beachtliches Wahlergebnis zu erreichen.

Verloren hat die AfD offenbar nicht obwohl, sondern weil der CDU-Kandidat Christian Herrgott, Generalsekretär der Landespartei, ein Aushängeschild der Konservativen seiner Partei ist. Er hat die Migrationspolitik angesprochen, das Thema, ohne das es die AfD wohl schon lange nicht mehr gäbe. Was andere Landesregierungen, vom Bund zu schweigen, nicht zustande bringen, die Einführung einer Bezahlkarte für Asylbewerber, kündigte er für den Landkreis an. Das könnte ihm die entscheidenden Stimmen eingebracht haben.

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SPD, Grüne und Linkspartei, ja selbst manche CDU-Politiker wollen solche Zusammenhänge noch immer nicht wahrhaben. Und wie viele der Teilnehmer der Protestkundgebungen wollen es? Auch in Thüringen hat die Landratswahl nicht wirklich zum Umdenken geführt. Die CDU wird vielmehr dazu gedrängt, nach der Landtagswahl im September mit der regierenden Linkspartei zu paktieren. Mit einer solchen Debatte kann man sich einen Sieg wie den im Saale-Orla-Kreis gründlich verderben.

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Was gegen die AfD wünschenswert ist

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29.01.2024

Es wäre wünschenswert, dass die republikweiten Proteste gegen die AfD dazu geführt haben, dass im Saale-Orla-Kreis nicht, wie befürchtet, der AfD-Bewerber, sondern der CDU-Kandidat die Stichwahl in der Landratswahl gewonnen hat. Was dafür spricht, ist die hohe Wahlbeteiligung und eine allgemeine Ermunterung, dem modischen Trend, sich nur als AfD-Wähler groß und stark zu fühlen, entgegenzutreten. Selbst wenige Prozentpunkte können dann, wie diese Landratswahl in Thüringen zeigt, ausschlaggebend sein.

Aber was heißt das schon:........

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