Die Formel 1 ohne Günther Steiner? Sie wird dessen Verabschiedung als Teamchef des Rennstalls Haas überleben. Der Südtiroler zählte bislang nicht zu den Siegertypen der Szene. In der vergangenen Saison landete Haas auf dem letzten Rang der Konstrukteurswertung.

Aber dennoch zählte Steiner zu den illustren Figuren der Branche. Weil er sich zu inszenieren wusste. Vor allem als Gegenentwurf zu den smarten Weltmeistern in der Netflix-Serie „Drive to survive“: Einer, der Tacheles zu reden schien, weil er auf jegliche Sprechblasen der Souffleure aus dem Marketing verzichtete.

Steiner sprach mitunter ohne jede Rücksichtnahme auf Maschine oder Mensch. Aber wenn er das tat, drängte sich der Eindruck auf, dieser eloquente 58-Jährige verfolge geschickt eine Strategie: auf anderem Weg im Rennen zu bleiben.

Gene Haas, Ingenieur, Geld- und Namensgeber des Rennstalls, mag sich das Spiel amüsiert angeschaut haben. Aber den Amerikaner interessieren – letztlich nur die nackten Ergebnisse seines Investments auf der Piste. Der Achtungserfolg zum Start des Projekts 2016, ein paar gute Auftritte in den vergangenen Jahren reichen ihm nicht.

Weil er überzeugt ist, das Potential seines Teams sei unter Steiner nicht vollständig ausgeschöpft worden. Das mag in Nuancen stimmen. Steiner vermochte es trotz großer Ankündigung zum Beispiel nicht, junge Piloten wie Mick Schumacher zur vollen Blüte entwickeln oder dessen Nachfolger Nico Hülkenberg einen wettkampftauglichen Boliden zu bieten.

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Aber ihm fehlte vom Start des Projekts 2016 an auch die nötige materielle Unterstützung für eine langfristige Strategie. Haas F1 lebte und lebt von der Hand in den Mund. Der kleinste Rennstall beschäftigt nur 250 Mitarbeiter, muss mit dem geringsten Budget auskommen. Deshalb hatte Steiner zu viele Aufgaben gleichzeitig zu stemmen. Sein Nachfolger, der kluge, ruhige Japaner Ayao Kumatsu, wird zweifellos nicht als Schauspieler reüssieren. Und deshalb keine Chance haben, eine besondere Rolle zu spielen.

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Steiner folgt Schumacher

5 0
12.01.2024

Die Formel 1 ohne Günther Steiner? Sie wird dessen Verabschiedung als Teamchef des Rennstalls Haas überleben. Der Südtiroler zählte bislang nicht zu den Siegertypen der Szene. In der vergangenen Saison landete Haas auf dem letzten Rang der Konstrukteurswertung.

Aber dennoch zählte Steiner zu den illustren Figuren der Branche. Weil er sich zu inszenieren wusste. Vor allem als Gegenentwurf zu den smarten Weltmeistern in der Netflix-Serie „Drive to survive“: Einer, der Tacheles zu reden schien, weil er auf jegliche Sprechblasen der Souffleure aus dem........

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