Die „Strategie zahlt sich aus“ – hat die Commerzbank ihre Mitteilung überschrieben, in der sie das beste Ergebnis ihrer Geschichte verkündete. Doch wie viel davon geht auf die Strategie von Commerzbank-Chef Manfred Knof zurück? Der Überfall Russlands auf die Ukraine und die darauffolgenden Verwerfungen – eine rasante Inflation, auf welche die Europäische Zentralbank mit deutlichen Zinserhöhungen reagierte – gehörte wohl kaum zum Basisszenario, als Knof im Jahr 2021 antrat, das traditionell renditeschwache Institut wieder auf Spur zu bringen.

Es ist das Zinsergebnis, das den Rekordgewinn ermöglichte: Mit 8,4 Milliarden Euro fiel es um knapp 30 Prozent höher aus als noch vor Jahresfrist. Nun ist Knof realistisch genug zu wissen, dass es so nicht weitergehen wird. Der Zinsertrag wird sinken, und auch auf konjunkturellen Rückenwind kann die Bank nicht setzen.

Jetzt muss Knof beweisen, dass er auch in einer abebbenden Zinswelle gute Ergebnisse vorlegen kann. Darum hat der „Ausbau des zinsunabhängigen Geschäfts“ für ihn absolute Priorität. Dass das nicht einfach wird, ist dem Manager, der sich als harter Restrukturierer einen Ruf erworben hat, durchaus bewusst.

Es wäre falsch, die Commerzbank wieder vollständig auf der Erfolgsspur zu wähnen. Denn jetzt beginnt der schwierige Teil. Sparen durch Personalabbau war der einfachere Teil der Restrukturierung. Jetzt muss Knof beweisen, dass seine „Strategie 2027“ aufgeht und es der Commerzbank wirklich gelingt, die Provisionserträge (die 2023 um knapp 4 Prozent zurückgegangen sind) in einem solchen Umfang zu steigern, dass sie auch tatsächlich ihre Kapitalkosten verdient – zumal aus eigener Kraft, auch wenn der Commerzbank-Chef Zukäufe nicht ausschließen will.

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Das, und nicht die Sparerfolge der vergangenen paar Jahre, wird der Lackmustest für Knof. Sonst wird es auch mit der Ausschüttungspolitik schwierig, die den Commerzbank-Anteilsschein für Investoren wieder attraktiv machen soll. Die Hälfte des Gewinns soll für das Geschäftsjahr 2023 Jahr per Dividende und Aktienrückkäufe an die Anteilseigner zurückfließen. Für 2024 sollen es sogar 70 Prozent sein, sofern es das erwirtschaftete Ergebnis hergibt. Das alles muss Knof erst einmal gelingen – oder anders: Die Strategie muss sich erst noch auszahlen. Dieser Aufgabe stellen will er sich, stellte Knof klar. Über seine 2025 anstehende Vertragsverlängerung wird längst spekuliert.

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Der schwierigere Part kommt erst noch

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15.02.2024

Die „Strategie zahlt sich aus“ – hat die Commerzbank ihre Mitteilung überschrieben, in der sie das beste Ergebnis ihrer Geschichte verkündete. Doch wie viel davon geht auf die Strategie von Commerzbank-Chef Manfred Knof zurück? Der Überfall Russlands auf die Ukraine und die darauffolgenden Verwerfungen – eine rasante Inflation, auf welche die Europäische Zentralbank mit deutlichen Zinserhöhungen reagierte – gehörte wohl kaum zum Basisszenario, als Knof im Jahr 2021 antrat, das traditionell renditeschwache Institut wieder auf Spur zu bringen.

Es ist das Zinsergebnis, das den Rekordgewinn ermöglichte: Mit 8,4 Milliarden Euro fiel es um knapp 30 Prozent höher........

© Frankfurter Allgemeine


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