Mit 15 strebte er nach Wissen, mit 30 sei er in sich „selbst gefestigt“ gewesen – was mit Konfuzius los war, als er 20 Jahre alt war, das verschwieg er der Nachwelt. Was uns schnurstracks zur Social-Media-Plattform Facebook bringt: Das von Mark Zuckerberg begonnene soziale Netzwerk wird an diesem Sonntag 20 Jahre alt.
Und wo andere mit 20 in der ersten Blüte ihrer Existenz stehen, scheint Facebook bereits im vorgerückten Alter, in dem auf vielen Ebenen (nicht so sehr auf der finanziellen) vieles schwindet. Nun sei angemerkt, dass der Marktwert des Mutterkonzerns Meta von einer Billion US-Dollar einen altersbedingten Schwund entgegen aller Marktlogik durchaus verkraften könnte. Und wer weiß schon, ob Mark Zuckerberg seine drei Milliarden Nutzer durch irgendeine Hüttenzauber-Schnittstelle nicht doch noch in sein entbeintes Metaverse entführen kann – doch folgt man den Entwicklungen auf sozialen Netzwerken, lassen sich die Zeichen des Verfalls kaum übersehen.
Noch sind etablierte Plattformen wie Tiktok, Instagram, X (Twitter), Reddit die Schaufenster des Internets. Ihr Clou war lange, dass in ihnen zu sehen war, was Realwelt-Bekannte im Netz, im Alltag, in der Welt gefunden hatten. Mittlerweile spielen diese Bekannten in der Dekoration des Schaufensters kaum noch eine Rolle. Immer seltener wandern Inhalte ins Schaufenster der Nutzer, die qua erhobener Daumen des jeweiligen Freundeskreises relevant werden, sondern solche, die – von oft undurchsichtigen Programmen kuratiert – ihre Relevanz dadurch behaupten, dass sich viele Nutzer den Kram ansehen: Engagement lautet das Zauberwort. So schlägt auf den Netzwerken die Resterampe-Stunde agendagetriebener Krawalltanten und -onkel mit extremeren politischen Ansichten, während wiederum immer mehr Nutzer (gemäßigte wie extreme) in private Chaträume flüchten und somit (auf Whatsapp, Telegram, Line) potentiell neue Echokammern schaffen.
Diese werden allerdings nicht moderiert und führen dazu, dass auf den neu entstandenen Mikroplattformen (einschlägige Telegramgruppen umfassen oft Hunderttausende) noch die blödsinnigsten Fake News in schönster Blüte gedeihen. Gleichzeitig finden Nachrichten etablierter Medien kaum noch in besagtem Schaufenster statt. Jugendliche, die angeben, wenn, dann allenfalls dort Nachrichten zu konsumieren, scheint das nicht zu stören. Guckt man sich halt an, wie Videoblogger aus Korea Zahnstocher frittieren. Macht auch Laune. Zurück zu Facebook. Dafür gibt es im englischen Sprachgebrauch die schöne Wendung: aged like milk.
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