Im Emblem des Sportwagenherstellers Porsche springt genau jenes Pferd, das auch im Stadtsiegel Stuttgarts zu finden ist. Für den Traditionskonzern ist das Wappen ein Bekenntnis zur Heimat, Porsche sieht sich als baden-württembergisches Unternehmen. Dass sich Porsche bei einer für die deutsche Autoindustrie so wichtigen Investition wie dem Bau einer hochmodernen Batteriefabrik nun aller Voraussicht nach gegen den Südwesten und gegen den Wirtschaftsstandort Deutschland entscheiden wird, wird Porsche-Chef Oliver Blume Vorwürfe einbringen.

Diese dürften reichen von Vorhaltungen, dass die Skalierung der Produktion nicht im Ausland erfolgen darf, weil die Proto­typen-Entwicklung von Bund und Land gefördert worden ist, bis zu Angriffen, dass ein Unternehmen, das seine Geschichte so hochhält, doch zuerst an den Heimatstandort denken müsse. Baden-Württemberg first. Oder zumindest: Germany first.

Doch die Vorwürfe sind nicht fair und treffen nicht den Kern des Pro­blems. Denn wie sich die Situation allem Anschein nach darstellt, kann das Unternehmen fast nicht anders handeln. Wenn die Förderung in Nordamerika um ein Vielfaches höher ausfällt, hat Porsche keine andere Wahl, als aus ökonomischem Kalkül der Heimat den Rücken zu kehren und in Übersee zu investieren.

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Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) liegt nicht falsch, wenn sie ein praktikableres EU-Beihilferecht anmahnt. Dabei geht es allerdings nicht allein um die Höhe der Förderung, sondern auch um die mit Subventionen verbundenden Bedingungen und die bürokratischen Hürden, die viele Projekte oft um Jahre verzögern. Im Vergleich ­dazu liegen in den USA zwischen ­Antrag und der Genehmigung der Förderung oft nur wenige Monate.

Im weltweiten Innovationswettbewerb wird Europa nur dann bestehen können, wenn es gelingt, die regionalen Cluster zu stärken und auszubauen. Nur wenn diese Stärkung gelingt, können Unternehmen wie der Sportwagenhersteller Porsche gemäß ihres Wappens investieren, ohne Kapital fahrlässig zu verschleudern und ihre Zukunft zu gefährden. Und mit Blick auf den Wirtschaftsstandort Deutschland sind Innovationscluster rund um Leutturmprojekte wie die Batteriefabrik die Grundlage für den Aufbau von Beschäftigung – und damit für den Wohlstand der Zukunft.

QOSHE - Porsche hat keine Wahl - Benjamin Wagener
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Porsche hat keine Wahl

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10.02.2024

Im Emblem des Sportwagenherstellers Porsche springt genau jenes Pferd, das auch im Stadtsiegel Stuttgarts zu finden ist. Für den Traditionskonzern ist das Wappen ein Bekenntnis zur Heimat, Porsche sieht sich als baden-württembergisches Unternehmen. Dass sich Porsche bei einer für die deutsche Autoindustrie so wichtigen Investition wie dem Bau einer hochmodernen Batteriefabrik nun aller Voraussicht nach gegen den Südwesten und gegen den Wirtschaftsstandort Deutschland entscheiden wird, wird Porsche-Chef Oliver Blume Vorwürfe einbringen.

Diese dürften reichen von Vorhaltungen, dass die Skalierung der Produktion nicht........

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