Zwei sind eine zuviel. In nicht einmal einem Jahr verliert der Chemiekonzern BASF seine beiden Frauen im Vorstand. Im Februar warf Saori Dubourg ohne Angaben von Gründen das Handtuch. Jetzt, nachdem der Aufsichtsrat den neuen Vorstandsvorsitzenden verkündet hat, geht Arbeitsdirektorin Melanie Maas-Brunner. Sie habe sich vor ein paar Monaten schon entschieden ihren Vorstandsvertrag nicht zu verlängern, um sich beruflich neu zu orientieren – nach fast 27 Jahren BASF.

Die Argumentation ist dürr. Was bleibt, ist der Eindruck: Der größte Chemiekonzern der Welt hat ein Frauenproblem. Ob Dubourg den Konzern tatsächlich verlassen hat, weil sie die China-Strategie nicht mittragen wollte und Maas-Brunner geht, weil sie nicht Vorstandschefin werden kann, spielt am Ende keine Rolle. Den Führungsgranden ist es nicht gelungen, zwei ausgewiesene Fachfrauen zu halten, und sie trotz oder gerade wegen ihrer Kritik weiter einzubinden. Das ist, was bleibt.

Dass der Aufsichtsrat dem Asien-Vorstand Markus Kamieth den Vorzug vor Maas-Brunner einräumte, ist nicht das Problem. Im Gegenteil: Kamieth hat gezeigt, was er kann. Er bringt Vieles mit, was ein Vorstandschef braucht: internationale Erfahrung, Erfolge im Führen von Geschäften und Regionen.

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Allerdings benötigt der Konzern jetzt eine Führung aus besonderem Holz. Die chemische Industrie befindet sich mitten in einem Paradigmenwechsel. Der Klimawandel und das kriegsbedingte Ende des billigen Gases stellen die Unternehmen vor enorme Herausforderungen. Jetzt sind weitreichende kluge Entscheidungen gefragt, vor allem aber der richtige Ton. Alle Stakeholder, also Aktionäre, Beschäftigte und Politik müssen „mitgenommen“ werden.

Es gibt gute Gründe für den neuen Konzernchef, am umstrittenen Riesenstandort in China festzuhalten, und der immer lauter werdenden Kritik in Deutschland die Vorzüge der Globalisierung entgegen zu halten. Dafür aber braucht es neben einer schlüssigen Strategie ebenfalls eine überzeugende Kommunikation. Das ist jetzt die größte Aufgabe für Markus Kamieth. Nur so wird er den größten Chemiekonzern der Welt durch die größte Veränderung seit Jahrzehnten führen können.

QOSHE - BASF im Paradigmenwechsel - Bernd Freytag, Mainz
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BASF im Paradigmenwechsel

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20.12.2023

Zwei sind eine zuviel. In nicht einmal einem Jahr verliert der Chemiekonzern BASF seine beiden Frauen im Vorstand. Im Februar warf Saori Dubourg ohne Angaben von Gründen das Handtuch. Jetzt, nachdem der Aufsichtsrat den neuen Vorstandsvorsitzenden verkündet hat, geht Arbeitsdirektorin Melanie Maas-Brunner. Sie habe sich vor ein paar Monaten schon entschieden ihren Vorstandsvertrag nicht zu verlängern, um sich beruflich neu zu orientieren – nach fast 27 Jahren BASF.

Die Argumentation ist dürr. Was bleibt, ist der Eindruck: Der größte Chemiekonzern der........

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