Warum die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) auch Kirchenparlament genannt wird, hat sie auf ihrer Herbsttagung gezeigt. Zwar haben die 120 Delegierten die meisten Vorlagen der Kirchenleitung ohne große Veränderungen beschlossen. Das ist bei einer komplexen Organisation wie der Landeskirche und einem Haushaltsvolumen von mehr als 700 Millionen Euro im Jahr auch kaum anders möglich. Bei den Kürzungen für die Diakonie setzten sie jedoch ein Zeichen und verringerten den Einschnitt bei der Regionalen Diakonie von 20 auf zwölf Prozent.

Nicht nur die Synodalen sehen darin eine Kernaufgabe der Kirche. Die große Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung hat gerade erst gezeigt, dass Diakonie und Caritas das größte Vertrauen genießen, auch bei den Konfessionslosen. Der Einsatz für Arme, Kranke und Bedürftige ist ebenso für Mitglieder beider christlicher Konfessionen der wichtigste Grund, warum sie ihrer Kirche angehören.

Zugleich haben in der engagierten Diskussion die Hinweise nicht gefehlt, dass bis zum 2019 beschlossenen Einsparziel von 140 Millionen Euro noch 30 Millionen fehlen. Insofern war der Beschluss, das Bibelhaus in Frankfurt zu erhalten und weiter zu fördern, ebenfalls eine bewusste – und richtige – Entscheidung, das Museum als wertvollen Lernort zu sichern. Dass es mit weniger Geld auskommen muss, ist angesichts der Lage der Kirche fast schon selbstverständlich. Schließlich sind die Folgen von Mitgliederrückgang und schwindenden Ressourcen längst bei den Gemeinden angekommen, die ihre Zusammenarbeit in Nachbarschaftsräumen organisieren müssen.

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Dass der Blick nicht nur auf den Mangel, sondern auch auf die Zukunft gerichtet ist, zeigt das mit 25 Millionen Euro ausgestattete Digitalisierungsprojekt, das auch die ehrenamtliche Arbeit und überörtliche Kooperation erleichtern soll. Zudem will die EKHN um Fachkräfte werben, denn es fehlen ihr keineswegs nur Pfarrer, von denen viele in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen. Die größte Berufsgruppe ist das pädagogische Personal der Kindertagesstätten, um das die Kirche mit anderen konkurriert.

Der erzwungene Wandel der Organisation Kirche ist gravierend und voller Zumutungen, denen sich auch diese Herbstsynode stellen musste. Manche Kommunalpolitiker könnten davon womöglich etwas lernen. Derart weitreichende Reformen wären in der Politik kaum durchzusetzen.

QOSHE - Der Blick für die Kernaufgaben - Bernhard Biener
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Der Blick für die Kernaufgaben

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03.12.2023

Warum die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) auch Kirchenparlament genannt wird, hat sie auf ihrer Herbsttagung gezeigt. Zwar haben die 120 Delegierten die meisten Vorlagen der Kirchenleitung ohne große Veränderungen beschlossen. Das ist bei einer komplexen Organisation wie der Landeskirche und einem Haushaltsvolumen von mehr als 700 Millionen Euro im Jahr auch kaum anders möglich. Bei den Kürzungen für die Diakonie setzten sie jedoch ein Zeichen und verringerten den Einschnitt bei der Regionalen Diakonie von 20 auf zwölf Prozent.

Nicht nur die Synodalen sehen darin eine Kernaufgabe der Kirche. Die große........

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