Die Fahrplananpassung meint dasselbe wie die Preisanpassung, auch wenn sie in die entgegengesetzte Richtung geht. Preise werden meist nur nach oben angepasst, das Angebot des Fahrplans nach unten. Und wenn in Frankfurt der Takt von U-Bahnen, Straßenbahnen und Bussen von Ende Januar an gedehnt wird, klingt das zwar irgendwie nach mehr. Bedeutet für die Fahrgäste aber seltenere Fahrten und vollere Züge.

Natürlich ist auch die Mitteilung der Nahverkehrsgesellschaft Traffiq nicht mit „Ausdünnung des Nahverkehrsangebots“ überschrieben, sondern mit „Stabilisierung“. Das ist, so viel muss man zugestehen, tatsächlich das Ziel der am Mittwoch verkündeten Kürzungen. Denn es sind nicht finanzielle Gründe, die zu den Einschränkungen führen, sondern es ist der Mangel an Fahrern. Damit steht die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) nicht ­allein. Bei der Deutschen Bahn erreichen die Zugausfälle und die ­Beschwerden der Fahrgäste Rekordwerte. Im Nahverkehr vollzieht sich in Frankfurt gerade, was Berlin, Köln und München schon vorgemacht haben.

Von hausgemachten Schwierigkeiten lässt sich also kaum sprechen. Dass Mitarbeiter fehlen, zieht sich durch fast alle Branchen, was wiederum zu Konkurrenz nicht nur unter den Verkehrsgesellschaften führt. Da hilft auch kein außergewöhnlicher Werbeträger wie der Bahnbabo. Und wohin man schaut, die Herausforderungen ähneln sich: Wenn sich, zum Beispiel, Arbeitnehmer eine Wohnung in Frankfurt nicht mehr leisten können, sind bei langer Anfahrt geteilte Schichten kaum zumutbar.

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Die VGF kann nur versuchen, als attraktiver Arbeitgeber zu überzeugen und auf den Erfolg von Anpassungen, etwa bei der Fahrerausbildung, zu hoffen. Bis dahin hält es sogar der Fahrgastbeirat als Vertreter der Nutzer für besser, sich auf ein verringertes Angebot einstellen zu müssen, als an der Haltestelle vergeblich auf die Bahn zu warten, die unangekündigt ausfällt.

Am Tag bevor er die Kürzungen bei Bus und Bahn verkünden musste, hat Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Die Grünen) die ersten Tempo-20-Schilder in Frankfurt aufgestellt. Damit hat er nicht nur Verkehrsregeln erlassen, sondern auch signalisiert, dass der Autoverkehr in der Innenstadt zurückgedrängt werden soll. Ein attraktiver Nahverkehr ist dafür als Alternative allerdings unerlässlich. Die Einschränkungen sind daher mehr als nur eine Unannehmlichkeit, sondern auch ein Schlag für die viel beschworene Verkehrswende.

QOSHE - Schlag für die Verkehrswende - Bernhard Biener
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Schlag für die Verkehrswende

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06.12.2023

Die Fahrplananpassung meint dasselbe wie die Preisanpassung, auch wenn sie in die entgegengesetzte Richtung geht. Preise werden meist nur nach oben angepasst, das Angebot des Fahrplans nach unten. Und wenn in Frankfurt der Takt von U-Bahnen, Straßenbahnen und Bussen von Ende Januar an gedehnt wird, klingt das zwar irgendwie nach mehr. Bedeutet für die Fahrgäste aber seltenere Fahrten und vollere Züge.

Natürlich ist auch die Mitteilung der Nahverkehrsgesellschaft Traffiq nicht mit „Ausdünnung des Nahverkehrsangebots“ überschrieben, sondern mit „Stabilisierung“. Das ist, so viel muss man zugestehen, tatsächlich das Ziel der am Mittwoch verkündeten Kürzungen. Denn es........

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