Dass die Traktorenflotte der deutschen Bauern auf Elektroantrieb umgestellt ist, wird die Bundesregierung selbst dann nicht mehr erleben, wenn die Ampel bis zum Ende der Legislaturperiode durchhält. Noch jahrelang sind die Landwirte bei der Bestellung ihrer Felder auf Zug- und Erntemaschinen mit Dieselmotoren angewiesen, deren Nutzung nach Streichung der Beihilfen deutlich teurer wird. Für die Großbetriebe ist das leichter zu verkraften als für kleinere Höfe, von denen viele am Rand der Wirtschaftlichkeit arbeiten. Der Beschluss der Koalition dürfte dazu beitragen, das Verschwinden der landwirtschaftlichen Familienbetriebe mit all ihren Folgen für den ländlichen Raum zu beschleunigen.
Landwirtschaftsminister Özdemir will nun im Kabinett dafür kämpfen, dass der Schnitt, den er nicht verhindern konnte, weniger hart ausfällt. Auch die FDP, für die der Parteivorsitzende Lindner und der Fraktionsvorsitzende Dürr dem Sparpaket zugestimmt hatten, betrachtet die Belastung der Bauern nun nicht mehr als zustimmungsfähig. Der Finanzminister zeigt sich offen dafür, an anderer Stelle zu sparen. Dabei müsste er wissen, wie riskant es ist, das mühsam gepackte Sparpaket der Pandora wieder aufzuschnüren. Bekommen die Bauern ihren billigeren Treibstoff zurück, dann werden andere fordern, die Zuschussregelung für E-Autos zu verlängern und die klimafreundliche Solarindustrie zu subventionieren. Gespart werden soll immer woanders.
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