Angesichts des großen Verständnisses, das die protestierenden Bauern in den Umfragen wie auch im persönlichen Gespräch erfahren hatten, dürften nicht wenige von ihnen damit gerechnet haben, dass die Ampel auch noch die gestreckte Kürzung bei der Dieselsubvention zurücknimmt. Mit dem kompletten Einkassieren der eigenen Beschlüsse würde die Koalition aber selbst die Frage stellen: Ist das noch eine Regierung – oder kann die weg?

Auch Finanzminister Lindner, obwohl selbst als Stallbursche tätig, machte den Landwirten daher in Sachen Diesel keine Hoffnung. Er bot ihnen stattdessen etwas anderes an: zusammen mit der Spritförderung die Belastungen zu reduzieren, die den Bauern das Arbeiten und Leben schwer machen.

Da hätte die Regierung viel zu tun. Der Blick der deutschen Politik auf die Landwirtschaft hat sich seit Jahren immer mehr auf die Themen Umwelt, Klima, Tierwohl und Biodiversität verengt. Die Probleme auf diesen Feldern mussten angegangen werden, doch waren die Lösungsansätze oft mit Überregulierung und Einschränkungen verbunden, die an den Kräften und Nerven der Bauern zehren – und an ihrem Glauben, eine Zukunft zu haben. Diese Sorgen waren es, die sie auf die Straße trieben. Das Jauchefass war schon voll, als die Ampel den teureren Diesel hineinkippte.

Lindner, der bestätigte, dass die Landwirtschaft keine Branche wie jede andere sei, will den Bauern, was einem FDP-Vorsitzenden gut ansteht, wieder mehr Freiheit geben und zusammen mit ihnen „groß denken“. Auch in den anderen Regierungsparteien heißt es nun, dass es eine grundsätzlich neue Landwirtschaftspolitik brauche. An Vorschlägen dafür mangelte es noch nie.

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Doch wenn die Traktoren nicht mehr in der Stadt, sondern wieder auf den Feldern waren, fanden auch die Kabinette Merkel schnell wieder Themen, die ihnen wichtiger erschienen. Die Ampel will nun aber schon bis zum Sommer Erleichterungen für die Bauern beschließen – auf dass die Ergebnisse der politischen Ernte im September nicht so katastrophal ausfallen wie befürchtet.