In Deutschland schießen derzeit neue Parteien aus dem Boden wie Pilze nach einem warmen Sommerregen. Was da zuletzt aus dem Untergrund trieb, ist allerdings ungenießbar bis hochgiftig. Auch die „Demokratische Allianz für Vielfalt und Aufbruch“ (DAVA) könnte sich als politischer Knollenblätterpilz erweisen.
Die Behauptungen der Gründer, nichts mit Erdoğan und dessen Versuchen im Sinn zu haben, die Türken in Deutschland zu instrumentalisieren, sind so glaubhaft, wie es Beteuerungen Höckes wären, die Deutschen mit Migrationshintergrund zu lieben.
Bislang sind Parteien, die sich speziell an Migrantengruppen wandten, nicht erfolgreich gewesen. Doch könnten bei anhaltender Radikalisierung und Polarisierung auch solche Vereinigungen mehr Zulauf erhalten. Dafür, dass deren potentielle Wählerschaft größer wird, sorgt die Ampel mit den Änderungen am Staatsangehörigkeitsrecht. Die Koalition wettet mit hohem Einsatz darauf, dass eine schnellere Einbürgerung unter Beibehaltung der ersten Staatsbürgerschaft zu einer Beschleunigung der Integration führt.
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Und natürlich wären SPD, Grüne und FDP den Neudeutschen nicht böse, wenn diese sich in allen Wahlen bei den Willkommensparteien bedankten. Die sechzig Prozent der in Deutschland lebenden Türken, die regelmäßig für Erdoğan votieren, könnten, so sie sich zusätzlich den deutschen Pass holten, künftig aber auch die DAVA wählen und Erdoğans Gefolgsleuten auch hierzulande Einfluss und Mandate verschaffen.