Die CDU steht nicht nur in Thüringen vor der schwierigen Frage, mit wem sie koalieren soll, um wieder an die Regierung zu kommen. Auch an eine eigene Mehrheit nach der Bundestagswahl im nächsten Jahr glaubt in der Union niemand, selbst wenn bei der Sitzverteilung viele Stimmen unberücksichtigt bleiben sollten, weil es mehrere Parteien, darunter vielleicht die jüngsten Neugründungen, nicht über die Fünfprozenthürde schaffen.
Dieses Schicksal könnte auch der FDP blühen, der ihre Wähler nicht wirklich danken, was sie in der Ampel durchsetzt beziehungsweise verhindert. Die Angst vor dem langsamen Tod könnte die Freien Demokraten die Flucht nach vorn antreten lassen in der Hoffnung, für ein Koalitionsende mit Schrecken belohnt zu werden. Weil die FDP nach einem solchen halsbrecherischen Wendemanöver aber auch nicht viel mehr Prozente auf die Waage bringen oder gar in der außerparlamentarischen Opposition landen könnte, AfD sowie Linkspartei nicht infrage kommen, bliebe der Union dann nur die Qual der Wahl zwischen SPD und Grünen.
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Auf diese wenig verlockenden Aussichten bereitet CDU-Chef Merz, der die Grünen noch vor einem halben Jahr als Hauptgegner bezeichnet hatte, jetzt schon seine Anhänger vor, die sich von ihm eine Rückkehr in die Vor-Merkel-Zeit erhofft hatten. Mancher Enttäuschter schielt verstohlen nach Söder. Der fränkische Faschingsbismarck holte freilich auch nur 37 Prozent, in seinem eigenen Bundesland.