Den Stier wollte der Bundeskanzler gleich zu Beginn der Regierungsbefragung im Bundestag „bei den Hörnern packen“. Zum Star in der Manege ist er aber auch bei dieser Nummer nicht geworden. Über das hinaus, was Scholz zu diesem Thema schon sagte, war ihm nichts zu entlocken.

Das einzige Kunststück, das dem Kanzler gelang, bestand darin, der Ukraine das Vertrauen auszusprechen, im selben Atemzug aber zu unterstreichen, dass er Kiew nicht die alleinige Verfügungsgewalt über den Taurus zustehen könne und wolle.

Den Abgeordneten der Union, die ihn auf weitere Widersprüche seiner Argumentation ansprachen, unterstellte der Kanzler, sie wüssten über die Taurus-Problematik mehr, als sie öffentlich zugäben. Diesen Eindruck vermittelt freilich vor allem Scholz selbst, der für sich in Anspruch nimmt, schon vieles vorhergesehen zu haben. Was weiß der Kanzler, das alle in der Opposition, aber auch in seiner Koalition und sogar in seinem Kabinett nicht wissen, die für die Lieferung des Taurus an die Ukrainer eintreten?

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Scholz wies abermals darauf hin, wie wichtig ihm der Gleichschritt mit den Amerikanern sei, auf deren Beistand Deutschland mehr denn je angewiesen ist, weil Putin, wie jetzt wieder, mit dem Einsatz seiner Atomwaffen droht. Sollte Biden, der auch nicht in einen Krieg mit Russland geraten will, Scholz befohlen haben, die Finger vom Taurus zu lassen? Das jedenfalls würde dieser Kanzler niemals zugeben.

QOSHE - Nicht bei den Hörnern gepackt - Berthold Kohler
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Nicht bei den Hörnern gepackt

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13.03.2024

Den Stier wollte der Bundeskanzler gleich zu Beginn der Regierungsbefragung im Bundestag „bei den Hörnern packen“. Zum Star in der Manege ist er aber auch bei dieser Nummer nicht geworden. Über das hinaus, was Scholz zu diesem Thema schon sagte, war ihm nichts zu entlocken.

Das einzige Kunststück, das dem Kanzler gelang, bestand darin, der Ukraine das Vertrauen auszusprechen, im selben Atemzug........

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